Im Primärfokus der AG „Klinisch-experimentelle Stressforschung“ stehen die psychophysiologischen Maße der Herzratenvariabilität (HRV). Diese sind Indikatoren für Belastung und Erholung abgeleitet aus den Aktivitäten des autonomen Nervensystems und des zentral-autonomen Netzwerkes im Gehirn. Die Maße der HRV erlauben unter anderem einen Rückschluss auf das Ausmaß des Informationsaustauchen zwischen dem Gehirn (z. B. Gefühle & Wahrnehmungen) und dem Körper (z. B. Herzschläge) und stellen somit den idealtypischen biologischen Marker im Bereich der Psychosomatik dar.
Die Erforschung wird in den Zusammenhang ihrer vielfältigen Anwendung gesetzt:
- im Präventionskontext als Instrument für Beratungsgespräche sowie als (Früh)Indikator für gesundheitliche Risiken
- im klinischen Kontext als mögliches Maß für Therapie-Erfolg und
- im experimentellen Kontext zur Erfassung von Reaktivität auf Belastung und Erholung
Die Arbeitsgruppe arbeitet u.a. eng mit dem Kompetenzzentrum für seelische Gesundheit am Arbeitsplatz (LPCU) zusammen, insbesondere im Bereich der präventiven Anwendung im Arbeitskontext. In Zusammenarbeit mit der AG Translationalen Forschung von Dr. Katja Weimer und der AG Konsiliarpsychosomatik-Forschung von Dr. Klaus Hönig werden die gewonnen Erkenntnisse auf dem Gebiet der klinisch- therapeutischen Praxis übertragen. Im experimentellen Kontext werden die in Zusammenarbeit mit der Sektion Molekulare Psychosomatik von Prof. Dr. Stefan Reber gewonnen biologischen Maße (Stresshormone, Immunmarker, Genetik) im Rahmen der Grundlagenforschung in Zusammenhang mit der Herzratenvariabilität untersucht.
Projekte
BEAT-Covid (Breathing against Coronavirus Disease): Atemgestützte anti-inflammatorische Reflexstimulierung zur Senkung systemischer Entzündung bei Covid-19-Erkrankung
Projektbeschreibung
Plötzlich stark erhöhte pro-inflammatorische Zytokine wie Interleukin-6 (IL-6) und C-reaktives Protein (CRP) wurden bei Patienten mit Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19) beobachtet und sind mit schlechteren klinischen Verläufen verbunden (Madjid et al., 2020), auch bekannt als Cytokine Release Syndrome (CRS) oder Zytokinsturm. Der Nervus Vagus ist über den cholinergen anti-inflammatorischen Reflex zentral an der Regulierung der systemischen Immunantwort beteiligt (Pavlov & Tracey, 2017) und langfristig mit mortalität assoziiert (Jarczok et al. 2021). Eine Studie an hospitalisierten COVID-19 positiven Soldaten zeigte, dass die vagale Aktivität sinkt, gemessen durch Parameter der Herzratenvariabilität (HRV), unmittelbar vor dem starken Anstieg von CRP. Folglich könnte eine Erhöhung der vagalen Aktivität einen reduzierenden Einfluss auf den Anstieg der Entzündungsparameter haben und damit einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben.
Neben elektrischen Vagusstimulatoren oder Medikamenten lässt sich die Vagusaktivität auch mittels einer spezifischen Atemtechnik mit erniedrigter Frequenz und verlängerter Ausatemphase (slow-paced breathing) zuverlässig stimulieren (Lehrer & Gevirtz, 2014; Schwerdtfeger et al., 2020). Die direkte Wirkung auf die vagale Aktivität kann über Messung der Herzratenvariabilität unmittelbar sichtbar gemacht werden. Welche Wirkung diese Atemtechnik auf Entzündungsmarker hat ist unbekannt. Der Vorteil der Atemtechnik gegenüber medikamentöser oder elektrischer Stimulation liegt in der breiten und unmittelbaren Anwendbarkeit.
Ziel der Studie
Das Ziel der Studie ist es festzustellen, ob eine hochdosierte (3xtäglich a 20min) atemgestützte Reflexstimulierung zu einer Senkung systemischer Entzündungswerte bei hospitalisierten Covid-19-Patienten führt und im weiteren Verlauf die Symptome von COVID-19 abmildern kann.
Literatur
Jarczok, M.N., Koenig, J. & Thayer, J.F. Lower values of a novel index of Vagal-Neuroimmunomodulation are associated to higher all-cause mortality in two large general population samples with 18 year follow up. Sci Rep 11, 2554 (2021). doi.org/10.1038/s41598-021-82168-6
Lehrer, P. M., & Gevirtz, R. (2014). Heart rate variability biofeedback: how and why does it work? Frontiers in Psychology, 5(JUL), 1–9. doi.org/10.3389/fpsyg.2014.00756
Madjid, M., Safavi-Naeini, P., Solomon, S. D., & Vardeny, O. (2020). Potential Effects of Coronaviruses on the Cardiovascular System: A Review. JAMA Cardiology, 10, 1–10. doi.org/10.1001/jamacardio.2020.1286
Pavlov, V. A., & Tracey, K. J. (2017). Neural regulation of immunity: molecular mechanisms and clinical translation. Nature Neuroscience, 20(2), 156–166. doi.org/10.1038/nn.4477
Schwerdtfeger, A. R., Schwarz, G., Pfurtscheller, K., Thayer, J. F., Jarczok, M. N., & Pfurtscheller, G. (2020). Heart rate variability (HRV): From brain death to resonance breathing at 6 breaths per minute. Clinical Neurophysiology, 131(3), 676–693. doi.org/10.1016/j.clinph.2019.11.013
Studienleitung
Studienbeginn
02/2021
Kooperation:
mit der Infektionsstation M1C der Uniklinik, Ulm
Registrierung:
Die Studie ist im Deutschen Register Klinischer Studien unter der ID DRKS00023971 registriert.
PULS
Projektbeschreibung
Beamtinnen und Beamte im Polizeidienst sind aufgrund ihrer gesellschaftlich wichtigen Dienstaufgaben wie Gefahrenabwehr, Schutz und Strafverfolgung außergewöhnlichen mentalen Belastungen ausgesetzt. Diese verlangen ein hohes Maß an Widerstandskraft und persönlichen Fähigkeiten ab, die es gilt zu erhalten und zu stärken.
Daher wurde in einer Zusammenarbeit zwischen dem Polizeipräsidium Ulm , der Universitätsklinik Ulm und der Deutschen Traumastiftung e.V. ein Forschungsprojekt zur Entwicklung von Möglichkeiten zur Prävention traumatisch-bedingter Belastungen im Polizeidienst entwickelt. Unser gemeinsames Ziel ist es, präventive Maßnahmen zu definieren, die Polizeibeamtinnen und -beamte in die Lage versetzen, einschneidende und belastende Erlebnisse während des Polizeidienstes gesund zu verarbeiten. Die Aufrechterhaltung der Arbeitsfähigkeit mit der Minimierung von Ausfallzeiten, vor allem in Perioden hoher Arbeitsbelastung, sind das gemeinsame langfristige Ziel, zu welchem dieses Forschungsprojekt zur Erfassung des Ist-Standes der erste Baustein darstellt.
Schulung für Betriebsärzte zur Messung, Auswertung und Beratung zur Herzratenvariabilität
Gute Führung dient u.a. dem Erhalt der Gesundheit der Mitarbeiter. Sie beinhaltet die Fähigkeit, Belastungen und Ressourcen wahrzunehmen – beim Mitarbeiter, aber auch bei sich selbst. Wir wollen die Führungskräfte unterstützen, ihre persönlichen Ressourcen und Belastungen wahrzunehmen, in Zusammenhang mit ihrem Körper und ihrer Gesundheit zu bringen und motivieren, mit sich selbst wohlwollend umzugehen. Die Eigenwahrnehmung und den Umgang mit sich selbst sehen wir als Grundlage für die Wahrnehmung des Mitarbeiters und den Umgang mit diesem. Nur, was wahrgenommen wird, kann anschließend ins Gespräch gebracht werden.
Evaluation eines Stressmanagementtrainings für Führungskräfte in kleinen und mittleren Unternehmen
Gestresst!? Ein Zustand, den viele Menschen und insbesondere Führungskräfte nicht nur während der Coronapandemie kennen. Das Projekt KMU-GO bietet deshalb ein Stressmanagementtraining für Führungskräfte aus kleinen und mittleren Unternehmen aller Branchen mit bis zu 500 Mitarbeitern an, dessen Wirksamkeit mit diesem Projekt (nochmals) nachgewiesen werden soll. Viele (Präventions-) Angebote im Bereich der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz werden vor allem in größeren Unternehmen angeboten, da für diese die Implementierung aus vielerlei Gründen meist leichter realisierbar ist. KMU-GO trägt dazu bei, diese Lücke zu schließen.
VOICE
Projektbeschreibung
Die aktuelle Situation der COVID-19-Pandemie ist für uns alle unbekannt und vor allem für Beschäftigte im Gesundheitssektor mit Belastungen unterschiedlicher Art verbunden: Überbelastung von Intensivbetten durch COVID-19-Patienten, Leerstände ganzer Stationen und Praxen, Unsicherheiten bezüglich des Verlaufes der Pandemie, Ängste um die eigene Gesundheit, Belastung durch die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie und viele mehr.
Unterschiedliche Studien zeigen, dass während Epidemien wie bspw. SARS oder MERS Beschäftigte in den Gesundheitsberufen besonders belastet und auch bzgl. der psychischen Gesundheit ausgesprochen gefährdet sind. Gleichzeitig haben aber auch viele von ihnen strukturelle, soziale wie auch ganz persönliche Ressourcen, aus denen sie Kraft und Unterstützung erhalten.
Um die aktuellen Belastungen und Ressourcen während der Covid-19-Pandemie in einer breiten Stichprobe zu erfassen und so möglichst rasch zielgerichtete Hilfe für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen in und nach der Krise anbieten zu können, hat unsere multidisziplinäre Arbeitsgruppe der Universitätsklinika Erlangen, Bonn und Ulm eine Onlinebefragung entwickelt.
Studienziel
Ziel der Studie ist es, spezifische Belastungen und Ängste im Rahmen der COVID-19-Krise (z.B. Angst, sich zu infizieren, Belastung durch veränderte Aufgaben...) wie auch Quellen der persönlichen Resilienz im strukturellen, sozialen und spirituellen Bereich zu identifizieren und ggf. resultierende Stresssymptome wie Schlafstörungen, aber auch Hinweise auf Traumatisierung, Depression, Angsterkrankungen und deren Ausprägung zu erfassen. Gleichzeitig sollen Arbeitsbedingungen sowie Aspekte zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Ressourcen erfragt werden. Anhand der Daten sollen mögliche Zusammenhänge zwischen Belastungen/Ressourcen und mentaler Gesundheit/Lebensqualität sowie mögliche Unterschiede zwischen Geschlechtern/Fachgebieten/Settings identifiziert werden. Auch wollen wir typische Verläufe von Bewältigungsprozessen untersuchen.
Dazu sollen Daten zweier Erhebungswellen (Frühjahr und Späthernst 2020) analysiert werden und geplant eine dritte Erhebungswelle erfolgen. Bei T1 nahmen > 8000 Teilnehmer an der Befragung teil, bei T2 > 6000 Teilnehmer. Weiterführende qualitative Interviews sind ebenfalls geplant.
Studienleitung
Prof. Dr. med. Yesim Erim (Sprecherin) und Dr.rer.medic. Dipl. Psych. Dipl. Theol. Eva Morawa, Psychosomatische und Psychotherapeutische Abteilung, Universitätsklinikum Erlangen
Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Franziska Geiser, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Prof. Dr.med. Lukas Radbruch, Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Bonn
PD Dr. med. Petra Beschoner und PD Dr. bio.hum. Lucia Jerg-Bretzke, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm
Studienablauf
Seit Mitte April 2020 erfolgt die Datenerhebung online in anonymisierter Form. Die erfassten Daten lassen keinen Rückschluss auf die jeweiligen Personen zu, die Zusammenführung im Längsschnitt erfolgt anhand eines anonymen Codes.
Ein positives Ethikvotum und Zustimmung des Datenschutzbeauftragten liegen vor.
Bislang haben über 5000 Beschäftigte im Gesundheitssektor den Fragebogen online komplett ausgefüllt.
Kooperationspartner*innen
Prof. Dr. Christian Albus, Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum Köln
Prof. Dr. Kerstin Weidner, Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Göttingen
Prof. Dr. Hans Drexler, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Betriebsärztliche Dienststelle, Univ. Erlangen-Nürnberg,
Prof. Eberhard Hauschildt, Institut für Praktische Theologie, Universität Bonn
Prof. Dr. Thomas Kühlein, Allgemeinmedizinisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen Klinikum Forchheim – Fränkische Schweiz
Prof. Dr. Christian Maihöfner, Neurologische Klinik, Klinikum Fürth
Dr. Irmgard Pfaffinger, Berufsverband der Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie e.V.
Prof. Dr. Ceren Acartürk, Koc University Istanbul, Türkei
Hintergrund der Studie
Wissenschaftliche Studien belegen, dass Epidemien und Pandemien, wie beispielsweise die H1N1-Pandemie 2009 zu einer Zunahme psychischer Belastungen bei medizinischem Personal führen (Matsuishi 2012, Maunder 2006). Erste Daten zu psychischen Belastungen von Arbeitnehmern im Gesundheitswesen während des SARS-CoV-2 Ausbruchs und der damit einhergehenden Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19) in China weisen in dieselbe Richtung und berichten von enormen mentalen Belastungen bis hin zu Schlafstörungen, Depressionen, Angststörungen (Huang 2020) und posttraumatischen Belastungsstörungen (Liu 2020, Sun 2020). Hinsichtlich prädiktiver Faktoren für hohe Belastungsausprägung identifizierten Brooks et al. (2018) Arbeitsbedingungen wie u.a. die Art der Tätigkeit, ob Kontakt mit Infizierten besteht, Maßnahmen zur Vorbereitung der Mitarbeiter auf die Situation (Brooks 2018). Soziale Isolation bzw. soziale Unterstützung und Kontrollverlusterleben waren weitere spezifische Faktoren, die mit erhöhter psychischer Belastung einhergingen (Brooks 2018). Medizinisches Personal, das während der SARS-Epidemie 2003 in Bereichen mit hohem Infektionsrisiko eingesetzt war, zeigte deutlich häufiger Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung, als Personal in weniger risikobehafteten Bereichen (Wu 2009).
Die COVID-19-Pandemie stellt inzwischen auch Europa vor große Herausforderungen. Durch die rasche Zunahme der Infektionen mussten in den Kliniken weitreichende Veränderungen in den Arbeitsabläufen durchgeführt werden (Notbetrieb). Die Zahl der COVID-19-Patienten in den Kliniken steigt, ebenso die Zahl der intensivpflichtigen Verläufe und auch die Zahl der Todesfälle durch COVID-19. Dies stellt hohe Anforderungen an das Personal im Gesundheitswesen. Um den dadurch bedingten mentalen Belastungen und Krisen sowohl präventiv als auch therapeutisch während und nach der Krise begegnen zu können, braucht es eine fundierte Abschätzung der spezifischen Belastungen und der Prävalenz um daraus zielgerichtete Hilfsangebote ableiten zu können.
Psychosomatische Beeinträchtigung bei Patienten der psychosomatischen Sprechstunde im Betrieb – Pilotprojekt
Wir wollen bei den Patienten, die unsere psychosomatische Sprechstunde im Betrieb aufsuchen, nicht nur die subjektiven Beschwerden, sondern auch die körperlichen Reaktionen erfassen. Wir wollen prüfen, ob diese im Vergleich zu gesunden Werten verändert sind und ob unsere Kurzintervention auf körperlicher Ebene etwas verändert.
Dafür erfragen wir mittels Fragebogen die subjektiven Beschwerden und messen den Herzschlag und seine Veränderungen, die sogenannte Herzratenvariabilität. Außerdem messen wir, wieviel Cortisol der Körper über den Tag verteilt ausschüttet. Beides ist unter Stress und bei Erkrankungen verändert.
Musiktherapie bei Depression: Eine randomisiert-kontrollierte Studie zur Evaluation der Wirksamkeit und psychobiologischer Effekte von Musiktherapie bei depressiven erwachsenen Frauen
Hintergrund:
Die Depression gehört zu den am weitesten verbreiteten psychischen Störungen weltweit, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Depressionen gehen häufig mit hohem körperlichem und psychischem Stress einher. Ein komplementärer und bislang unzureichend erforschter Therapieansatz bei Depressionen ist die Musiktherapie. Musiktherapie könnte dazu beitragen, die Symptome der Depression zu lindern und die Stressbelastung der Betroffenen zu vermindern.
Ziele:
Im Rahmen der MUSED-Studie möchten wir überprüfen, ob Musiktherapie bei Frauen mit Depression wirksam ist. Ziel der Musiktherapie ist es, die Symptome der Depression zu vermindern und Stress zu reduzieren.
Studienteilnehmerinnen:
An der Studie können erwachsene Frauen im Alter von 18-65 Jahren teilnehmen, die aktuell an einer Depression leiden. Die Anzahl der Frauen, die teilnehmen können, beträgt mindestens 74. Ursprünglich war eine Anzahl von 66 Studienteilnehmerinnen geplant. Die Anzahl wurde erhöht, um statistisch aussagekräftigere Ergebnisse zu erzielen.
Ablauf:
Die Studienteilnehmerinnen werden per Zufallsprinzip entweder der Interventionsgruppe (Musiktherapie) oder der Wartelistenkontrollgruppe (erhält die Musiktherapie nach Beendigung aller Messungen) zugeteilt. Die Studienteilnehmerinnen werden gebeten, an Fragebogenuntersuchungen sowie an psychobiologischen Messungen teilzunehmen, um den Stress im Alltag zu bestimmen (48-Stunden-Puls und Speichelproben).
Der Einfluss von genetischen Ausprägungen im Immun- und Serotoninsystem auf die kardiovaskuläre Stressreaktivität bei Trauernden
Zweck der Studie: Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass der Tod einer nahestehenden Person nicht nur ein sehr belastendes Ereignis ist, sondern sich bei einigen Menschen auch zeitweilig auf ihr Risiko für Herz-/Kreislauf-Erkrankungen (kardiovaskuläre Erkrankungen) auswirkt.
Ziel dieser Studie ist die Untersuchung möglicher Faktoren die mutmaßlich zu diesem erhöhten Erkrankungsrisiko beitragen um zukünftig risikobehaftete Personen vorbeugend behandeln zu können. Dies umfasst einerseits bestimmte genetische Ausprägungen die eine Erhöhung der im Blut befindlichen Entzündungswerte besonders in Stresssituationen begünstigen können. Zum anderen die Vagusnervaktivität, welche mit der Regulation der Herztätigkeit, der Gefühle sowie der Regulation der Entzündungswerte in Zusammenhang gebracht wird. Gegenstand der Untersuchung sind die Wechselbeziehungen zwischen subjektivem Trauererleben, Vagusnervaktivität und bestimmten genetischen Ausprägungen.
Ablauf der Studie: Die Studie besteht aus einem ungefähr 90 minütigen Termin an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Ulm. Potentielle Studienteilnehmer sind dabei Frauen und Männer zwischen 50 und 70 Jahren die in den letzten 6-24 Monaten eine nahestehende Person (Elternteil, Geschwister, Ehepartner, Kind) verloren haben.
Nach der schriftlichen Einwilligung werden Größe und Gewicht erfasst und eine Blutdruckmanschette sowie ein EKG-Brustgurt (aus Stoff) angelegt. Daraufhin wird ein Autonomer Reaktivitätsstest durchgeführt (Dive Reflex). Dabei wird ein Kühlpack mit einer Temperatur von 4-6°C mittig für ungefähr 2 Minuten auf die Stirn aufgelegt. Die Auswirkungen dieses Reizes auf die Herzaktion können dabei im EKG aufgezeichnet werden.
Zur genetischen Bestimmung wird einmalig eine Blutprobe entnommen (maximal 20 ml). Diese Proben werden zunächst mit einer Nummer versehen (pseudonymisiert) und eingefroren und erst am Ende der Studie gesammelt analysiert.
Während des Termins werden zudem verschiedene Fragebögen zur Krankheitsgeschichte, Herkunft, Lebensstil und dem Umgang mit dem Trauerfall ausgefüllt.
Es folgt eine 10 minütige Konzentrationsaufgabe an einem Computer, gefolgt von einem kurzen Interview zu Begebenheiten in Vergangenheit des Studienteilnehmers. Dieses Interview dauert maximal 10 Minuten, kann jederzeit abgebrochen werden und stellt den letzten Teil der Untersuchungen da.
Publikationen
Balint, E. M., Braun, S., Kessemeier, F., Gündel, H., Buckley, T., Jarczok, M. (2020). Das Spektogramm individueller 24h-EKG-Aufzeichnungen als Spiegel psychosomatischer Zusammenhänge im Arzt-Patienten-Gespräch: Eine Pilotstudie an Führungskräften auf Basis der Herzratenvariabilität. Deutscher Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, 20.
Gäbel, C., Rittner, S., Stoffel, M., Jarczok, M. N., Aguilar-Raab, C., Ditzen, B., & Warth, M. (2019). Die MUSED-Studie: Musiktherapie bei Depressionen. Musiktherapeutische Umschau, 40(3), 278-280. [DOI:10.13109/muum.2019.40.3.278]
Jarczok, M.N., Buckley, T., Balint, E.M. Commentary on “Heart Rate Variability and Risk of All-Cause Death and Cardiovascular Events in Patients With Cardiovascular Disease: A Meta-Analysis of Cohort Studies.” Biological Research For Nursing. 2020;22(3):418-420. [DOI:10.1177/1099800420909420
Kempf M., Jerg-Bretzke L., Jarczok M.N., Beschoner P. (2020). Maladaptive Schemata und berufliche Gratifikationskrisen bei ÄrztInnen und PsychotherapeutInnen – ein systematischer Literaturüberblick. Der Psychotherapeut. [DOI 10.1007/s00278-020-00468-0]
Schwerdtfeger, A.R., Schwarz, G., Pfurtscheller, K., Thayer, J.F., Jarczok, M.N., Pfurtscheller, G. Heart rate variability (HRV): From brain death to resonance breathing at 6 breaths per minute. Clin Neurophysiol. 2020 Mar;131(3):676-693. [PubMed] [DOI: 10.1016/j.clinph.2019.11.013]
Mulfinger, N., Lampl, J., Dinkel, A., Weidner, K., Beutel, M. E., Jarczok, M. N., Hildenbrand G., Kruse J.,Seifried-Dübon T., Junne F., Beschoner P., Gündel H. (2020). Psychische Belastungen durch Epidemien bei Beschäftigten im Gesundheitswesen und Implikationen für die Bewältigung der Corona-Krise: eine Literaturübersicht. Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, 66(3), 220-242 [PubMed]
Doktoranden
Siyar Tuerkmen (Trauerstudie)
Vincent Goldberg (Trauerstudie)
Johannes Kocks (Trauerstudie)
Sophia Haase (BEAT-CoV)
Jannik Harbich (MEPP-Studie)
Sünje Adam (MEPP-Studie)
Mastura Ganji (MEPP-Studie)
Alexandra Haupt (MEPP-Studie)
Michael Riesemann (MUSIS)
Elisabeth Saalfrank (MUSIS)
Mareike Hanger (SEEGEN)