Der Forschungsschwerpunkt der Professur liegt in den Bereichen klinischer Forschung, Psychotherapie- und Versorgungsforschung. Bedeutsame Studien und Forschungsprojekte konzentrierten sich auf die Indikationen von stationärer und tagesklinischer Behandlung, Wartezeiten im psychosozialen Versorgungssystem, Wirksamkeit von stationärer und tagesklinischer Therapie bei Patienten mit schweren Depressionen (INDDEP-Studie), stationäre Behandlung von Männern und Frauen mit Depressionen (STOP-DM), ambulante Therapien bei Patientinnen mit Anorexia nervosa (ANTOP) und Patienten mit komplexer Traumafolgestörung (ENHANCE) sowie jetzt neu ambulante Video-Therapien bei Patientinnen mit Anorexia nervosa nach einem stationären Aufenthalt (SUSTAIN). Dabei handelt es sich überwiegend um multizentrische, drittmittelgeförderte Studien.


Das Berufungsverfahren der Nachfolge von Herrn Prof. von Wietersheim läuft aktuell. 
 

Aktuelle Studien

ENHANCE
Verbesserung der Wirksamkeit trauma-fokussierter kognitiver Verhaltenstherapie und trauma-fokussierter psychodynamischer Therapie von posttraumatischer Belastungsstörung bei Erwachsenen verbunden mit Gewalt und Missbrauch in der Kindheit
Projektbeschreibung

Menschen, die als Kinder oder Jugendliche Gewalt oder Missbrauch erfahren mussten, haben häufig auch noch im Erwachsenenalter psychische Probleme. Eine oft auftretende Folgeerkrankung ist die sogenannte Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS-GMK). Die PTBS ist eine psychische Erkrankung, die zu starken Belastungen und schwerwiegenden Problemen in vielen Bereichen des Lebens führen kann.

ENHANCE ist eine interdisziplinäre, multizentrische randomisiert-kontrollierte Psychotherapiestudie. Zielsetzung der Studie ist die Verbesserung und der Vergleich der Wirksamkeit von trauma-fokussierter kognitiver Verhaltenstherapie (STAIR Narrative Therapie, SNT) und trauma-fokussierter psychodynamischer Therapie (TF-PDT) bei PTBS-GMK. Nach einer ausführlichen und umfassenden Diagnostik werden die StudienpatientInnen mit PTBS-GMK per Randomisierung einer der beiden Therapieformen, der trauma-fokussierten kognitiven Verhaltenstherapie (STAIR Narrative Therapie, SNT) oder der trauma-fokussierten psychodynamischen Therapie (TF-PDT), oder einer 6-monatigen Wartekontrollgruppe zugeteilt. In beiden Therapiegruppen erhalten die StudientpatientInnen eine 24-stündige, ambulante Kurzzeitpsychotherapie. Einmal während der Therapie (10. Sitzung), nach Therapieende, 6 und 12 Monate nach Therapieende findet erneut eine Diagnostik der PTBS-Symptomschwere statt. Weitere Fragestellungen werden in den Substudien B1-B4 untersucht. In der Substudie B1 wird anhand von auf Tonband aufgezeichneten Therapie-Sitzungen geprüft, inwieweit die Therapeuten das Therapiekonzept angemessen umgesetzt haben. Darüber hinaus wird untersucht, welchen Einfluss bestimmte Faktoren (wie z.B. Art und Dauer der Traumatisierung) auf das Therapieergebnis haben. Im Subprojekt B2 werden neurobiologische Veränderungen und ihr Einfluss auf das Therapieergebnis untersucht. Das Ziel der funktionellen und strukturellen Magnetresonanztomographie-Studie B3 besteht darin, die neuronalen Korrelate zu untersuchen, die kurz- und langfristigen psychotherapeutischen Veränderungen in dieser Patientengruppe zugrunde liegen sowie diese vorhersagen. In einem weiteren Subprojekt (B4) werden gesundheitsökonomische Analysen durchgeführt.

Weitere Informationen sind auf der zentrumsübergreifenden Homepage zu finden:
https://www.uni-giessen.de/enhance-traumatherapie

Studienzentrale

Die Studienzentrale ist die Justus-Liebig-Universität Gießen, Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Prof. Dr. Falk Leichsenring. Neben Gießen und Ulm sind die Psychosomatischen Universitätskliniken und Universitäten in Berlin, Mainz und Dresden beteiligt. Die Studie wird vom BMBF gefördert.

Kooperationen

In Ulm wird die Studie in enger Kooperation von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und dem Institut für Psychologie, Abteilung Klinische & Biologische Psychologie durchgeführt. In beiden Einrichtungen werden die PatientInnen für die Studie rekrutiert und behandelt.

Studienleitung Ulm

Profilbild von em. Prof. Dr. phil. Jörn von Wietersheim

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Prof. Dr. med. Harald Gündel

Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Prof. Dr. Iris-Tatjana Kolassa

Leitung der Abteilung Klinische &
Biologische Psychologie
Universität Ulm

STOP-DM
Welche Psychotherapie benötigen Männer: Effekte stationärer tiefenpsychologisch orientierter Psychotherapie bei depressiven Störungen von Männern
Projektbeschreibung

Das Ziel der Studie ist, die Wirksamkeit stationärer tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie und einzelner Therapiebausteine bei Patienten mit Depression zu untersuchen. Hierbei soll insbesondere die differenzielle Wirksamkeit in Abhängigkeit vom Geschlecht analysiert werden. Es wird angenommen, dass Männer anders von den Psychotherapeutischen Angeboten profitieren als Frauen. Die Daten werden in mindestens 10 Kliniken per Fragebögen erhoben, die Erhebungen finden zu Beginn und Ende der stationären Behandlungen sowie zu einem Katamnesezeitpunkt 6 Monate nach der Behandlung statt. Zudem sollen die Patienten während der stationären Behandlung ein Tagebuch führen, in dem sie die einzelnen Therapiebausteine, deren zeitlichen Umfang sowie deren Wirksamkeit dokumentieren. Insgesamt sollen in die Studie 300 Patienten eingeschlossen werden, davon mindestens 30 aus der Psychosomatischen Klinik des Universitätsklinikums Ulm. Männer und Frauen sollen im Verhältnis 2:1 eingeschlossen werden.

In der Ulmer Klinik wurde das Studiendesign erweitert, es wurden alle Patienten mit Depression für die Teilnahme angesprochen und rekrutiert, also auch Patienten, die tagesklinische oder die in einem verhaltenstherapeutisch orientierten Setting behandelt wurden. Insgesamt wurden bisher 85 Patienten eingeschlossen.

Die Studie wird teilweise gefördert durch die Heigl-Stiftung. Studienzentrale ist die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikum Düsseldorf, Projektleiter Prof. Dr. med. M. Franz.

Studienleitung Ulm
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SUSTAIN
Spezialisierte post-stationäre ambulante Anschlussbehandlung via Videokonferenz für eine nachhaltige Stabilisierung bei Anorexia Nervosa (SUSTAIN) - eine randomisierte kontrollierte Studie
Projektbeschreibung

Anorexia Nervosa (AN) ist durch schweres Untergewicht und hohe Mortalitäts- und Morbiditätsraten gekennzeichnet. Stationäre Psychotherapie ist bezüglich einer ersten Gewichtszunahme erfolgreich, aber viele Patienten erleiden kurz nach der Entlassung und wiederkehrend Rückfälle, die mit einer ungünstigen Prognose und einer häufigen Chronifizierung der AN einhergehen.

Im Rahmen einer multizentrischen, prospektive randomisiert-kontrollierten Studie soll bei PatientInnen mit AN nach einer tagesklinischen oder stationären Psychotherapie die ambulante Anschlussbehandlungen untersucht werden. Dabei soll die Wirksamkeit von 20 Sitzungen über 8 Monate einer neuen kognitiv-verhaltenstherapeutischen ambulanten Psychotherapie namens SUSTAIN, die speziell auf PatientInnen mit AN nach einer (teil-) stationären Behandlung ausgerichtet ist, mit einer ambulanten herkömmlichen Anschlussbehandlung (optimized treatment as usual, TAU-O) verglichen werden. Die Experimentalgruppe erhält die SUSTAIN Psychotherapie hauptsächlich in Form von Video-Gesprächen, um eine Kontinuität der Behandlung durch spezialisierte Behandlungszentren zu gewährleisten. Das Hauptzielkriterium der Studie ist der Unterschied im Gewicht (BMI) zwischen Aufnahme in die Studie (T0) und Behandlungsende (T2). Wichtige weitere Fragestellungen beziehen sich auf die Veränderung der Essstörungspathologie, generellen Psychopathologie, Gewichtsrehabilitation, die Rückfallrate und den Langzeitverlauf des BMI. Die Kosteneffektivität der neuen Behandlung wird ebenfalls untersucht. In einer Zusatzfragestellung sollen auch Biomarker im Blut (Methylierung und Genexpression) der Patientinnen untersucht werden.

Die Studienzentrale ist die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Tübingen, Projektleiterin ist Frau Prof. Dr. Katrin Giel. Weitere beteiligte Zentren sind die Psychosomatischen Universitätskliniken in Berlin (Charite), Bochum, Essen, Freiburg, Hannover, Heidelberg, Freiburg und die Klinik Roseneck in Prien/Chiemsee. Die Studie wird vom BMBF gefördert.

Studienleitung Ulm
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Dr. med. Alexandra Kranzeder

Oberärztin | Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie | Teamleiterin

Laufzeit

11/2020 - 03/2024

Publikationen

Braunger, C., G. Müller, J. von Wietersheim and J. Oster (EFirst). Veränderung der Symptombelastung und der Funktionsfähigkeit gemäß ICF in der stationären psychosomatischen Rehabilitation. Rehabilitation. [pubmed][DOI:10.1055/s-0043-124308]

Danner-Weinberger, A., K. Puchner, M. Keckeis, J. Brielmann, M. T. T. Tri, T. H. Le Hoang, L. H. Nguyen, N. Köppelmann, E. Rottler, H. Gündel and J. von Wietersheim (2019). "Expression of Basic Emotions in Pictures by German and Vietnamese Art Therapy Students – A Comparative, Explorative Study." Frontiers in Psychology 10: 975.[DOI:10.3389/fpsyg.2019.00975]

Wietersheim, J. v., J. D. Knoblauch, J. Valdes-Stauber, C. Albani, M. v. Wachter, J. Hartmann, E. Rottler, M. Jarczok, M. Hölzer and H. Gündel "Wartezeiten auf die Aufnahme in eine Psychosomatische Klinik – Ergebnisse einer prospektiven Studie in Südwürttemberg." Psychother Psych Med(EFirst). [PubMed][DOI:10.1055/a-0813-1123]

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