Im Primärfokus der AG „Klinisch-experimentelle Stressforschung“ stehen die psychophysiologischen Maße der Herzratenvariabilität (HRV). Diese sind Indikatoren für Belastung und Erholung abgeleitet aus den Aktivitäten des autonomen Nervensystems und des zentral-autonomen Netzwerkes im Gehirn. Die Maße der HRV erlauben unter anderem einen Rückschluss auf das Ausmaß des Informationsaustauchen zwischen dem Gehirn (z. B. Gefühle & Wahrnehmungen) und dem Körper (z. B. Herzschläge) und stellen somit den idealtypischen biologischen Marker im Bereich der Psychosomatik dar.
Die Erforschung wird in den Zusammenhang ihrer vielfältigen Anwendung gesetzt:
- im Präventionskontext als Instrument für Beratungsgespräche sowie als (Früh)Indikator für gesundheitliche Risiken
- im klinischen Kontext als mögliches Maß für Therapie-Erfolg und
- im experimentellen Kontext zur Erfassung von Reaktivität auf Belastung und Erholung
Die Arbeitsgruppe arbeitet u.a. eng mit dem Kompetenzzentrum für seelische Gesundheit am Arbeitsplatz (LPCU) zusammen, insbesondere im Bereich der präventiven Anwendung im Arbeitskontext. In Zusammenarbeit mit der AG Translationalen Forschung von Dr. Katja Weimer und der AG Konsiliarpsychosomatik-Forschung von Dr. Klaus Hönig werden die gewonnen Erkenntnisse auf dem Gebiet der klinisch- therapeutischen Praxis übertragen. Im experimentellen Kontext werden die in Zusammenarbeit mit der Sektion Molekulare Psychosomatik von Prof. Dr. Stefan Reber gewonnen biologischen Maße (Stresshormone, Immunmarker, Genetik) im Rahmen der Grundlagenforschung in Zusammenhang mit der Herzratenvariabilität untersucht.
Doktoranden
Siyar Tuerkmen (Trauerstudie)
Vincent Goldberg (Trauerstudie)
Johannes Kocks (Trauerstudie)
Sophia Haase (BEAT-CoV)
Jannik Harbich (MEPP-Studie)
Sünje Adam (MEPP-Studie)
Mastura Ganji (MEPP-Studie)
Alexandra Haupt (MEPP-Studie)
Michael Riesemann (MUSIS)
Elisabeth Saalfrank (MUSIS)
Mareike Hanger (SEEGEN)
Projekte
Prävention
- Puls-Studie DRKS00013288 PULS-Studie der Polizei und der Uniklinik Ulm zu Leistung und Stärke
- "Gesund führen - Körpersignale bei Führungskräften und Mitarbeitern"
- KMU-Go: Psychophysiologische Evaluation (24h HRV) eines Stressmanagement-Trainings für Führungskräfte zusammen mit Dr. Marc N. Jarczok im BMBF-geförderten Projekt „KMU-GO“
- VOICE
Klinisch
- PILOT (PsychophysIologie beLasteter arbeitnehmer und ihre veränderung durch eine psychOTherapeutische kurzintervention), an evaluation of a psychosomatic consultation in the workplace via 24h heart rate variability measurement
- MUSED Studie: Musiktherapie bei Depression: Eine randomisiert-kontrollierte Studie zur Evaluation der Wirksamkeit und psychobiologischer Effekte von Musiktherapie bei depressiven erwachsenen Frauen am UKU Heidelberg
Experimentell
Publikationen
Balint, E. M., Braun, S., Kessemeier, F., Gündel, H., Buckley, T., Jarczok, M. (2020). Das Spektogramm individueller 24h-EKG-Aufzeichnungen als Spiegel psychosomatischer Zusammenhänge im Arzt-Patienten-Gespräch: Eine Pilotstudie an Führungskräften auf Basis der Herzratenvariabilität. Deutscher Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, 20.
Gäbel, C., Rittner, S., Stoffel, M., Jarczok, M. N., Aguilar-Raab, C., Ditzen, B., & Warth, M. (2019). Die MUSED-Studie: Musiktherapie bei Depressionen. Musiktherapeutische Umschau, 40(3), 278-280. [DOI:10.13109/muum.2019.40.3.278]
Jarczok, M.N., Buckley, T., Balint, E.M. Commentary on “Heart Rate Variability and Risk of All-Cause Death and Cardiovascular Events in Patients With Cardiovascular Disease: A Meta-Analysis of Cohort Studies.” Biological Research For Nursing. 2020;22(3):418-420. [DOI:10.1177/1099800420909420
Kempf M., Jerg-Bretzke L., Jarczok M.N., Beschoner P. (2020). Maladaptive Schemata und berufliche Gratifikationskrisen bei ÄrztInnen und PsychotherapeutInnen – ein systematischer Literaturüberblick. Der Psychotherapeut. [DOI 10.1007/s00278-020-00468-0]
Schwerdtfeger, A.R., Schwarz, G., Pfurtscheller, K., Thayer, J.F., Jarczok, M.N., Pfurtscheller, G. Heart rate variability (HRV): From brain death to resonance breathing at 6 breaths per minute. Clin Neurophysiol. 2020 Mar;131(3):676-693. [PubMed] [DOI: 10.1016/j.clinph.2019.11.013]
Mulfinger, N., Lampl, J., Dinkel, A., Weidner, K., Beutel, M. E., Jarczok, M. N., Hildenbrand G., Kruse J.,Seifried-Dübon T., Junne F., Beschoner P., Gündel H. (2020). Psychische Belastungen durch Epidemien bei Beschäftigten im Gesundheitswesen und Implikationen für die Bewältigung der Corona-Krise: eine Literaturübersicht. Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, 66(3), 220-242 [PubMed]