Arbeitsgruppe Qualitative Sozialforschung
Leiterin: Prof. Dr. phil. Silvia Krumm
Die an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II angesiedelte Arbeitsgruppe Qualitative Sozialforschung widmet sich der Anwendung und Weiterentwicklung qualitativer Methoden in der sozialpsychiatrischen Forschung. Damit kommt die Arbeitsgruppe den aktuellen Forderungen nach einer Stärkung sozialwissenschaftlicher Ansätze im Verständnis psychischer Erkrankungen sowie eines stärkeren Einbezugs subjektiver Perspektiven in die psychiatrische (Versorgungs-)Forschung nach. Die in der Arbeitsgruppe durchgeführten Drittmittelprojekte thematisieren vorwiegend soziologisch-psychiatrische Fragestellungen (z.B. Geschlecht, Gewalt, Elternschaft/Familie im Kontext psychischer Erkrankungen).
Angebote
Laufende Projekte
Ungewollte Schwangerschaften bei Frauen mit psychischer Belastung
Laufzeit: 2020 - 2024
Projektleitung:
Prof. Dr. phil. Silvia Krumm, M. A., Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm, Leiterin der Arbeitsgruppe Qualitative Sozialforschung
Projektpartner:
Hochschule Fulda (Prof. Dr. Daphne Hahn, Gesamtkoordination)
Evangelische Hochschule Freiburg, SoFFi F. (Prof. Dr. Cornelia Helfferich, Tilmann Knittel)
Hochschule Merseburg (Prof. Dr. Maika Böhm)
Freie Universität Berlin (Prof. Dr. Christine Knaevelsrud)
Hochschule Nordhausen (Prof. Dr. Petra Brzank)
MitarbeiterInnen Universität Ulm:
Dr. Yamara-Monika Wessling, M.A.
Dr. Susanne Jaeger
Sophia Just (stud. Hilfskraft)
Finanzierung: Bundesministerium für Gesundheit
Fördersumme: 321.663 €
Laufzeit: 2020 – 2024
Zusammenfassung:
ELSA PSY ist ein Teilprojekt der deutschlandweiten Studie ELSA: Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangerer - Angebote der Beratung und Versorgung (https://elsa-studie.de/). Ziel der Gesamtstudie sind Schlussfolgerungen für die Verbesserung der gesundheitlichen und psychosozialen Versorgung ungewollt schwangerer Frauen auf der Basis wissenschaftlich-empirischer Erkenntnisse. Es werden einerseits die Belastungen und Ressourcen von Frauen, die eine ungewollte Schwangerschaft austragen oder abbrechen, im Zeitverlauf bestimmt. Andererseits wird der Stand der Unterstützungs- und Versorgungsangebote analysiert und die Perspektive von Fachkräften und Verbänden untersucht.
In den Teilprojekten der Studie werden Frauen berücksichtigt, bei denen von einer besonderen Vulnerabilität ausgegangen werden kann. Dazu gehören Frauen mit psychischen Belastungen, die im Fokus des Teilprojektes ELSA PSY an der Universität Ulm stehen. Bisherige Befunde zeigen, dass Frauen mit psychischen Belastungen häufiger ungewollt schwanger werden und dass sie aufgrund spezifischer reproduktiver Risiken sowie soziokultureller Faktoren mit besonderen Herausforderungen im Umgang mit der Schwangerschaft konfrontiert sind. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass ungewollte Schwangerschaften mit psychischer Belastung einhergehen können. Insgesamt ist anzunehmen, dass Frauen mit psychischen Belastungen einen spezifischen Unterstützungsbedarf haben. Die Forschungslage dazu ist jedoch sehr lückenhaft.
Das Ziel des Teilprojekts ELSA PSY ist es daher, die psychosozialen Problemlagen bei Eintritt sowie im weiteren Verlauf einer ungewollt eingetretenen Schwangerschaft, Einstellungs- und Verhaltensweisen im Umgang mit einer ungewollten Schwangerschaft sowie den subjektiven Bedarf und die Inanspruchnahme von Beratungs- und Unterstützungsangeboten bei Frauen mit psychischen Belastungen zu untersuchen. Methodisch erfolgt die Analyse zunächst anhand einer repräsentativen Online-Befragung von Frauen mit ungewollt eingetretenen, ausgetragenen Schwangerschaften sowie von Frauen mit Schwangerschaftsabbrüchen. Darauf aufbauend erfolgen unter Verwendung narrativ-biografischer Instrumente vertiefende Analysen zu den subjektiven Sinnkonstruktionen im Umgang mit einer ungewollten Schwangerschaft im Kontext einer psychischen Belastung. Die Ergebnisse bilden die Basis für die Entwicklung angemessener Angebote für Frauen mit psychischen Belastungen, die ungewollt schwanger geworden sind.
Gewalterfahrungen von psychisch erkrankten Personen im Kontext sozialer, biografischer und institutioneller Faktoren. Eine mixed-method Studie.
Laufzeit: 2023 - 2026
Projektwebseite: EVIO
Projektleitung:
Prof. Dr. phil. Silvia Krumm, Soziologin M.A., Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm, Leiterin der Arbeitsgruppe Qualitative Sozialforschung
Prof. Dr. Georg Schomerus, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Leipzig
Projektpartner:
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Leipzig (Prof. Dr. Georg Schomerus)
MitarbeiterInnen Universität Ulm:
Dr. Anita Scheuermann (Projektkoordination)
Melanie Pouwels (wissenschaftliche Mitarbeiterin)
Sophia Just (stud. Hilfskraft)
Hanna Rock (stud. Hilfskraft)
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Fachbereich Empirische Sozialforschung
Fördersumme: 980.000 € (Anteil Ulm: 510.000 €)
Zusammenfassung:
Ausgangspunkt der EVIO Studie ist der empirische Befund signifikant erhöhten Risikos psychisch erkrankter Menschen, körperliche Gewalt zu erfahren. Neben den körperlichen Schäden wirken sich Viktimisierungs- und Gewalterfahrungen negativ auf die psychische Gesundheit aus und erschweren Recoveryprozesse. In klinischen und therapeutischen Kontexten werden Viktimisierung und Gewalterfahrungen einschließlich des eigenen Gewalthandelns psychisch erkrankter Menschen in der Regel nur unzureichend wahrgenommen und thematisiert. Zudem mangelt es in Deutschland bislang an empirischer Forschung. Um geeignete Maßnahmen zur Prävention und Reduktion von Viktimisierung psychisch erkrankter Personen zu entwickeln, ist es neben einer systematischen Erfassung von Gewaltereignissen wichtig, die subjektiven Bedeutungen von Gewalt im Kontext von sozialen, biografischen und institutionellen Faktoren zu verstehen.
Ziel der EVIO Studie ist eine umfassende Untersuchung körperlicher und sexualisierter Gewalterfahrungen psychisch erkrankter Personen im Kontext sozialer, biografischer sowie institutioneller Faktoren. Einem Mixed-Methods-Ansatz folgend werden drei aufeinander bezogene Teilprojekte durchgeführt:
- In einer repräsentativen Stichprobe von 500 Patienten und Patientinnen, die ambulant oder (teil)stationär in psychiatrischen Krankenhäusern behandelt werden, erheben wir Häufigkeit und Formen von Viktimisierung und eigenen Gewalthandlungen, Stigmatisierung und Selbststigmatisierung im Kontext von Gewalt sowie Barrieren zur Offenlegung von Gewalterfahrungen im therapeutischen Kontext. Die Stichprobe wird durch Stichtagserhebungen an psychiatrischen Kliniken gewonnen. Als Vergleichsstichprobe dient eine bevölkerungsrepräsentative Online-Stichprobe.
- Darauf aufbauend untersuchen wir in einer Gruppe von etwa 40 Personen mit psychischen Erkrankungen mithilfe biografisch-narrativer Interviews das Gewalterleben sowie die sozialen, biografischen und normativen Kontextfaktoren von Gewalterfahrungen.
- Weiterhin befragen wir psychiatrische Fachkräfte mittels qualitativer und quantitativer Methoden zu ihren Erfahrungen bzw. zu ihrem Umgang mit Viktimisierung und Gewalthandeln und der therapeutischen Arbeit im Zusammenhang mit den Gewalterfahrungen der Patientinnen und Patienten.
Mit der EVIO Studie soll eine Grundlage geschaffen werden für die Entwicklung sowohl gewaltpräventiver Angebote als auch gezielter, bedarfsgerechter Interventionen zur Verbesserung des Umgangs mit Gewalterfahrungen.
Publikationen:
Krumm S, Checchia C, Kilian R, Becker T. Viktimisierung im Erwachsenenalter von Personen mit Psychiatrieerfahrung. Psychiatrische Praxis 2018; 45(02): 66-77.
Schomerus G, Rechenberg T, Gfesser T, Sander C, Liebergesell M, Schindler S., Ulke C, Grabe H, Speerforck S. Stigma as a barrier to addressing childhood trauma in conversation with trauma survivors: A study in the general population. PLoS One 2021 (16), e0258782.
Schomerus G, Spindler P. Gewaltrisiko, psychische Krankheit und Stigma. Eine Herausforderung für die Sozialpsychiatrie. Sozialpsychiatrische Informationen 2019, 4, 13-14.
Krumm S. Psychische Erkrankung, Gewalt und Geschlecht. Ein blinder Fleck in der sozialpsychiatrischen Versorgung? Sozialpsychiatrische Informationen 2019, 1, 40-43.
Partizipative Begleitforschung zum Reallabor AI4U – Künstliche Intelligenz für digitale personalisierte psychische Gesundheitsförderung
Laufzeit: 01/2021 - 06/2024
Projektwebseite: https://ai4u-training.de/
Leitung der partizipativen Begleitforschung:
Prof. Dr. phil. Silvia Krumm, M. A., Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm, Leiterin der Arbeitsgruppe Qualitative Sozialforschung
Leitung des Gesamtprojekts:
Prof. Dr. Ulrich Reininghaus (Abteilungsleiter Public Mental Health, ZI Mannheim)
Projektpartner:
Zentralinstitut (ZI) für seelische Gesundheit, Mannheim
- Abteilung Public Mental Health
- Abteilung für theoretische Neurowissenschaften
Beteiligte Praxisakteure:
Jugendgemeinderat Baden-Württemberg
Jugendstiftung Baden-Württemberg
Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung
Landesverband Schulpsychologie Baden-Württemberg
Landesarbeitsgemeinschaft für Erziehungsberatung Baden-Württemberg
Netzwerk Schulsozialarbeit Baden-Württemberg
Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (LMZ)
War Child Deutschland
Fachbereich Schulpsychologie Mannheim
movisens GmbH
MitarbeiterInnen Universität Ulm:
Selina Hiller, B. Sc.
Christian Götzl, M. A.
MitarbeiterInnen Zentralinstitut (ZI) für seelische Gesundheit:
Prof. Dr. Daniel Durstewitz (Abteilungsleiter Theoretische Neurowissenschaften)
Dr. Georgia Koppe (Abteilung Theoretische Neurowissenschaften)
Christian Rauschenberg, M. Sc.
Finanzierung: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Fördersumme: 216.644 € (TP Ulm)
Laufzeit: 01/2021 – 06/2024
Zusammenfassung:
Psychische Erkrankungen gehören zur Hauptursache der Krankheitslast bei jungen Menschen, wobei drei Viertel der lebenslangen psychischen Störungen erstmals im Jugendalter auftreten. Gleichzeitig zeigen Studien, dass junge Menschen trotz ihres Unterstützungsbedarfs und hoher Medienaffinität häufig nur unzureichend von Angeboten der Gesundheitsförderung erreicht werden, da diese oftmals nicht auf deren Bedürfnisse oder reale Lebenswelt zugeschnitten sind. Auch Maßnahmen zur Eindämmung der SARS-CoV-2 Pandemie (social distancing, homeschooling) und dadurch entstandene psychosoziale Belastungen, lassen den Ruf nach digitalen Interventionen lauter werden, die auch ohne persönlichen Kontakt und individuell angepasst von jungen Menschen eingesetzt werden können.
Das Reallabor AI4U „Künstliche Intelligenz für digitale personalisierte psychische Gesundheitsförderung“ in Mannheim untersucht, wie die digitale Transformation im Gesundheitswesen anhand der neuartigen Anwendung von KI-Methoden gelingen kann. Hierzu wird ein mobiles digitales Training (sogenannte Gesundheits- oder mHealth Apps) zur psychischen Gesundheitsförderung und Prävention bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen entwickelt, das auf die reale Lebenswelt von Person, Moment und Kontext zugeschnitten ist. Moderne KI-Algorithmen könnten durch Auswertung multimodaler mobiler Daten, Ermittlung prädiktiver Faktoren, Verlaufsvorhersagen und deren Rückübersetzung in Vorschläge für Verhaltensoptionen, die psychischen Gesundheitsförderung und Prävention junger Menschen in zentralen Punkten unterstützen.
AI4U wird in einer 3-jährigen Projektphase unter direkter Beteiligung von jungen Menschen in Form von Fokusgruppen und Forschungswerkstätten sowie wichtigen Praxisakteuren aus den Bereichen der Erziehungsberatung, schulpsychologischen Beratung, Schulsozialarbeit, Medienpädagogik durchgeführt werden. Primäres Ziel liegt in der Stärkung von emotionaler Resilienz und weiteren protektiven Faktoren bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Hierzu werden Qualitätsbewertungen in Bezug auf a) Wirkung, Akzeptanz und Nutzung des KI-basierten Trainings, als auch b) Implementierungsbedingungen, strukturelle Einbettung, Chancen, Risiken und Implementierungshindernisse in die Entwicklung einer mHealth App einbezogen. Durch die Partizipation außerwissenschaftlicher Akteure und künftiger NutzerInnen soll größtmögliche Transparenz und Partizipation ermöglicht werden.
Interessieren Sie sich für eine Studienteilnahme?
Weitere Informationen erhalten Sie bei unseren Mitarbeitenden unter Tel.: 08221 96-29210 oder per E-Mail an christian.goetzl@uni-ulm.de.
Publikationen:
- Hiller, S., Rauschenberg, C., Götzl, C., Fechtelpeter, J., Koppe, G., Durstewitz, D., Reininghaus, U., & Krumm, S. (2023). Gemeinsam gestalten?! Wie junge Menschen, Praxis und Wissenschaft bei der Entwicklung einer Smartphone-App zusammenfinden. Das Reallabor AI4U (engl. "Artificial Intelligence for Youth") - Zwischenergebnisse eines Partizipationsprojekts zur Entwicklung einer auf Künstlicher Intelligenz basierten Smartphone-App zur Gesundheitsförderung junger Menschen. unsere jugend, 75(2), 77-91. http://dx.doi.org/10.2378/uj2023.art11d
- Götzl, C., Hiller, S., Rauschenberg, C. et al. Artificial intelligence-informed mobile mental health apps for young people: a mixed-methods approach on users' and stakeholders' perspectives. Child Adolesc Psychiatry Ment Health 16, 86 (2022). https://doi.org/10.1186/s13034-022-00522-6
Online-Medium:
Förderung beruflicher Teilhabe von Personen mit schweren psychischen Erkrankungen. Einstellungen, Barrieren und förderliche Faktoren
Laufzeit: 2022 - 2025
Projektwebseite: Projekt TAPE - MutMacherMenschen
Projektleitung:
Priv. Doz. Dr. phil. Silvia Krumm, M. A., Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm, Leiterin der Arbeitsgruppe Qualitative Sozialforschung
Projektpartner:
Edith Almer (Vorstandsvorsitzende)
MutMacherMenschen gemeinnützige e.G.
Blücherstraße 145
86165 Augsburg
MitarbeiterInnen Universität Ulm:
Nicole Stasch, MSc
Finanzierung: Bundesministerium für Arbeit und Soziales
Fördersumme: 332.642 €
Laufzeit: 2022 – 2025
Zusammenfassung:
Eine Erwerbstätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt trägt maßgeblich zur sozialen Teilhabe von Personen mit psychischen Erkrankungen bei. Trotz guter Evidenz zur Wirksamkeit von unterstützter Beschäftigung auf die berufliche Teilhabe sowie der nachdrücklichen Empfehlung einer raschen Platzierung auf dem ersten Arbeitsmarkt durch Fachgesellschaften gestaltet sich die breite Umsetzung schwierig. Es mangelt an der Bereitstellung kompetitiver Arbeitsplätze, die an die besonderen Bedürfnisse von psychisch erkrankten Personen angepasst sind sowie an niedrigschwelligen Zugängen zu einfachen Beschäftigungen. Dabei kommt den Betrieben und Arbeitgeber:innen eine zentrale Rolle bei der Verbesserung der beruflichen Teilhabe von Personen mit psychischen Erkrankungen zu. Allerdings liegen bislang nur vereinzelte Befunde zu den Erfahrungen, Einstellungen und Sichtweisen der zentralen Akteure und den Unterstützungsbedarfen von Arbeitgeber:innen bezüglich Einrichtung und Vergabe geeigneter Arbeitsplätze vor.
Das zweiteilige, partizipative Projektvorhaben TAPE hat daher folgende Ziele:
- die Identifizierung von Barrieren und förderlichen Faktoren für die berufliche Teilhabe am allgemeinen Arbeitsmarkt aus der Perspektive von Arbeitgeber:innen und Personen mit Psychiatrieerfahrung
- die systematische Analyse von praxisbezogenen Lösungserfahrungen bei der Beschäftigung von Menschen mit psychischen Erkrankungen und
- die partizipative Entwicklung praxistauglicher Tools für Arbeitgeber:innen und Betriebe zur Verbesserung der beruflichen Teilhabe von Menschen mit psychischen Erkrankungen.
Teilprojekt 1 beinhaltet die empirische Datenerhebung mittels eines Mixed-Method-Ansatzes. Ziel ist die Erfassung der Erfahrungen, Einstellungen und Bedarfe der zentralen Akteure (Arbeitgeber:innen und Personen mit Psychiatrieerfahrung) hinsichtlich beruflicher Teilhabe von psychisch erkrankten Menschen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Ein besonderer Fokus liegt auf den Praxiserfahrungen von gelungener teilhabeorientierter Arbeitsplatzgestaltung sowie erfolgreichen Unterstützungsformen.
In Teilprojekt 2 werden aufbauend auf den Ergebnissen aus Teilprojekt 1 Praxistools und Handlungsempfehlungen entwickelt, die Arbeitgeber:innen bei der Einstellung und Beschäftigung von Menschen mit psychischen Erkrankungen unterstützen sollen.
Transformation von Männlichkeitsorientierungen und berufsbezogenen Einstellungen im Kontext depressiver Erkrankungen bei Männern
Laufzeit: 2022 - 2025
Projektwebseite: www.uniklinik-ulm.de/transmode
Projektleitung:
Prof. Dr. phil. Silvia Krumm, Soziologin M.A., Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm, Leiterin der Arbeitsgruppe Qualitative Sozialforschung
Prof. Dr. rer. soc. Reinhold Kilian, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm, Leiter der Sektion Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung
Projektpartner:
Klinik für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Universität Ulm (Prof. Dr. Harald Gündel)
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Universität Augsburg am Bezirkskrankenhaus Augsburg (Prof. Dr. Alkomiet Hasan)
kbo-Isar-Amper-Klinikum gGmbH, Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie, psychosomatische Medizin und Neurologie, Akademisches Lehrkrankenhaus der LMU München (Prof. Dr. Peter Brieger)
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Bezirkskrankenhaus Kempten, Akadem. Lehrkrankenhaus der Universität Ulm (Prof. Dr. Markus Jäger)
Klinikum Heidenheim, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (Dr. Martin Zinkler)
Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Donau-Ries Klinik am Bezirkskrankenhaus Donauwörth (PD Dr. Karel Frasch)
MitarbeiterInnen Universität Ulm:
Natalie Lamp, M. Sc.
Gironimo Krieg, M. A.
Dr. biol. hum. Maja Stiawa, M. A.
Paul Nickel, B. Mus.; Cand. Med.
Katharina Senk (stud. Hilfskraft), B.A.
Jenny Seiler (stud. Hilfskraft)
MitarbeiterInnen BKH Donauwörth:
Maria Panzirsch. M. Sc.
frühere MitarbeiterInnen: Paulo Kling-Lourenco, Dipl.-Jur.
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Fördersumme: 587.000 €
Laufzeit: 2022 – 2025
Zusammenfassung:
Dem „Genderparadox der Depression“ zufolge sind Frauen etwa doppelt so häufig von Depression betroffen, obwohl Männer ein bis zu dreifach erhöhtes Suizidrisiko haben. Als Gründe für die geringen Depressionsraten bei Männern gelten das unzureichende Erkennen männerspezifischer Depressionssymptome, eine geringe Hilfeinanpruchnahme und fehlende gendersensible Angebote. Traditionelle Männlichkeitsnormen spielen dabei eine zentrale Rolle. Allerdings gibt es jenseits der häufig stereotypen Bilder zum riskanten männlichen Gesundheitsverhalten kaum differenzierende Analysen zum Zusammenhang von Männlichkeitsorientierungen und psychischer Gesundheit sowie zu den unterschiedlichen Umgangsformen von Männern mit einer Depression. Auf die Ergebnisse der MenDe Studie aufbauend untersuchen wir in der Studie TRANSMODE die geschlechtsbezogenen Besonderheiten im Rahmen der Behandlung depressiver Störungen bei Männern.
Fragestellungen:
- Wie verändern sich traditionelle Männlichkeits- und Arbeitsorientierungen von Männern mit depressiven Erkrankungen im Verlauf der psychiatrischen Behandlung und in welcher Weise sind diese Veränderungen mit dem Verlauf der depressiven Symptomatik sowie Stigmatisierungstendenzen und Lebensqualität verknüpft?
- Was sind die subjektiven Sinnkonstruktionen der betroffenen Männer hinsichtlich der Veränderungsprozesse?
- Welche Bedeutung haben paarbezogene Aushandlungsprozesse der Geschlechterrollen?
Publikationen:
- Krumm, S., Krieg, G., Lamp, N. et al. The transformation of masculinity orientations and work-related attitudes in men treated for depression (TRANSMODE): study protocol for a mixed-methods observational study. BMC Psychiatry 23, 492 (2023). doi.org/10.1186/s12888-023-04979-3
Abgeschlossene Projekte
Studienleitung: Prof. Dr. Reinhold Kilian, Dr. phil. Silvia Krumm
Laufzeit: 2007-2009
Zusammenfassung:
Mit der zunehmenden Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts psychiatrischer Patienten haben sich auch die Möglichkeiten psychisch kranker Frauen zur individuellen Entscheidung über Familienplanung und Mutterschaft erweitert. Allerdings müssen reproduktive Entscheidungen vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Stigmatisierung von psychisch kranken Müttern einerseits sowie eigener Ängste in Bezug auf die gesundheitlichen Risiken für Mutter und Kind andererseits getroffen werden. Die zunehmende Verbreitung von Informationen zur genetischen Forschung kann sowohl Hoffnungen als auch Befürchtungen wecken, die die Entscheidungssituation für die betroffenen Frauen erschweren können. Gleichzeitig wird die Problematik in der Öffentlichkeit, aber auch im professionellen bzw. wissenschaftlichen Diskurs kaum thematisiert. Im Rahmen der geplanten Studie soll untersucht werden, wie betroffene Frauen heute Entscheidungssituationen im Zusammenhang mit Kinderwunsch und Familienplanung erleben und inwieweit Konflikte zwischen eigenen Präferenzen und gesellschaftlichen Erwartungen wahrgenommen und bearbeitet werden. Anhand biografischer Interviews werden die subjektiven Vorstellungen junger Frauen mit schweren psychischen Erkrankungen von Familienplanung, Reproduktion und Mutterschaft rekonstruiert.
Publikationen:
- Krumm S (2010): Biografie und Kinderwunsch bei Frauen mit schweren psychischen Erkrankungen. Eine soziologische und sozialpsychiatrische Untersuchung. Bonn: Psychiatrie-Verlag
- Krumm S, Kilian R, Becker T (2011): „Ich werde sie sicherlich nicht einfach so in die Welt setzen…“. Der soziale Kontext des Kinderwunschs aus der Sicht von Frauen mit psychischen Erkrankungen. Eine qualitative Studie. Psychiatrische Praxis 38, 23–30
- Krumm S, Kilian, R, Becker, T (2010): "Ein Kind wäre schon ein Wunsch..." Kinderwunsch und psychische Erkrankung aus der subjektiven Sicht betroffener Frauen. Psychiatrische Praxis 37, 134-41
Beratung für Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil
Laufzeit: 03/2006 - 02/2008
Erarbeitung von Handlungskatalogen zur Umsetzung existierender Leitlinien zur Psychopharmakotherapie bei Personen mit Intellektueller Entwicklungsstörung
Laufzeit: 2021 - 2022
Projektleitung:
Prof. Dr. sc. hum. habil. Dipl.-Psych. Matthias Schützwohl, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum der TU Dresden
Projektpartner:
Priv. Doz. Dr. phil. Silvia Krumm, M. A., Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm, Leiterin der Arbeitsgruppe Qualitative Sozialforschung
MitarbeiterInnen Universität Ulm:
Lea Mayer
Nicole Stasch
Finanzierung: Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA)
Fördersumme: 249.504 €
Laufzeit: 2021 – 2022
Zusammenfassung:
Aktuelle Studien weisen auf eine ausgeprägte fehlende Umsetzung vorhandener Leitlinien zur Psychopharmakotherapie für Menschen mit Intellektueller Entwicklungsstörung (IE) in institutionalisierten Wohneinrichtungen hin. Das Projekt zielt vor dem Hintergrund dieser Fehlversorgung darauf ab, die Umsetzung vorhandener Leitlinienempfehlungen zur Psychopharmakotherapie bei Personen mit Intellektueller Entwicklungsstörung (IE) zu fördern.
Hierzu sollen in einem ersten Projektabschnitt Expert*innen in Baden-Württemberg und Sachsen befragt werden, die über ein spezifisches Wissen hinsichtlich der Barrieren und potenzieller Maßnahmen der Leitlinienumsetzung verfügen. In einem zweiten Projektabschnitt werden aufbauend auf den Ergebnissen dieser Expertenbefragung sowie aufbauend auf Vorarbeiten der Projektleitung in clusterrandomisiert ausgewählten Wohneinrichtungen in Baden-Württemberg und Sachsen im Rahmen von Workshops Fokusgruppen durchgeführt. Ziel der Fokusgruppen ist es, in möglichst konkreter und praxisnaher Form Handlungsanleitungen zu entwickeln, deren Einhaltung einrichtungsintern zu einer besseren Umsetzung der vorhandenen Leitlinienempfehlungen beitragen. In einem dritten Projektabschnitt werden die entwickelten Handlungsanleitungen verglichen und auf Gemeinsamkeiten hin untersucht.
Im Ergebnis soll ein möglichst allgemeingültiger Maßnahmenkatalog zur Verfügung gestellt und disseminiert werden, der bundesweit zu einer leitliniengerechteren psychopharmakologischen Behandlung in institutionalisierten Wohnformen lebender Personen mit IE beitragen soll.
Männlichkeitskonstruktionen und psychosoziales Gesundheitshandeln von Männern mit depressiven Erkrankungen
Laufzeit: 10/2016 - 09/2019, Kostenneutrale Verlängerung bis Juni 2021: Sonderauswertung Vaterschaft bei Männern mit Depression
Projektleitung:
Priv. Doz. Dr. phil. Silvia Krumm, MAsoz, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm, Wissenschaftliche Angestellte
Prof. Dr. rer. soc. Reinhold Kilian, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm, Leiter der Sektion Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung
Prof. Dr. med. Harald Gündel, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universität Ulm, Ärztlicher Direktor
Beteiligte Personen:
Prof. Dr. med. Thomas Becker, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg, Ärztlicher Direktor
Dr. med. Petra Beschoner, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universität, Oberärztin und Leitung Verhaltenstherapeutische Behandlungsgruppe
Wissenschaftliche MitarbeiterInnen:
Dr. PH Tobias Staiger
Maja Stiawa, MAsoz
Dr. biol. hum. Annabel Sandra Müller-Stierlin
Dr. phil. Felicitas Söhner
Christian Götzl
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Fördersumme: 416.482 €
Laufzeit: Oktober 2016 – September 2019, Kostenneutrale Verlängerung bis Juni 2021: Sonderauswertung Vaterschaft bei Männern mit Depression
Zusammenfassung:
Bei Frauen ist die Depressionsprävalenz gegenüber Männern verdoppelt, hingegen überwiegen Männer deutlich bei den Suiziden. Dieses ‚Genderparadox der Depression‘ deutet darauf hin, dass geschlechtsspezifische Unterschiede der zugrunde liegenden biopsychosozialen Prozesse in Diagnose und Behandlung depressiver Erkrankungen bei Männern unzureichend berücksichtigt werden. Der Einsicht in die Notwendigkeit angemessener psychiatrisch-psychotherapeutischer Hilfen steht ein mangelndes Wissen über Umgang und Hilfebedarf von Männern mit depressiven Erkrankungen gegenüber. Einzelne Studienbefunde zeichnen mit Bezug auf traditionelle Männlichkeitsideale ein eindimensionales Bild männlichen Gesundheitsverhaltens, das durch geringe Inanspruchnahme therapeutischer Angebote geprägt ist. Jenseits stereotyper Bilder ist wenig darüber bekannt, wie Männer im Kontext einer depressiven Erkrankung ihre Männlichkeit konstruieren, welche Ressourcen und Konflikte sie in Auseinandersetzung mit normativen Diskursen zu Männlichkeit oder Depression wahrnehmen und welche unterschiedlichen Strategien sie im Umgang mit der depressiven Symptomatik entwickeln. Es fehlen Erkenntnisse dazu, wie Hilfebedarfe von Männern in der psychiatrischen Versorgung wahrgenommen und berücksichtigt werden.
Die Mixed-Method-Studie zielt auf eine Analyse der Männlichkeitskonstruktionen im Kontext depressiver Erkrankungen und deren Bedeutung für das psychosoziale Gesundheitshandeln von Männern. Zunächst werden Männlichkeitskonstruktionen von an Depression (bzw. an Burnout) leidenden Männern in ihrer Verknüpfung mit sozialen und gesundheitsbezogenen Faktoren erfasst und anhand einer latenten Klassenanalyse typologisiert. Hierauf aufbauend werden anhand qualitativer Verfahren Männlichkeitstypen hinsichtlich der subjektiven Sinnhaftigkeit des Gesundheitshandelns rekonstruiert. Die Befunde werden im Rahmen von Gruppendiskussionen mit betroffenen Männern kommunikativ validiert. Schließlich werden die subjektiven Wahrnehmungen und Bewertungen psychiatrischer Fachkräfte im Umgang mit Männern und Männlichkeit im Kontext depressiver Störungen untersucht.
Vor dem Hintergrund ansteigender Behandlungszahlen für depressive Erkrankungen (inklusive Burnout) legt die Studie mit einer Analyse der Nutzer- und der professionellen Sicht auf männerspezifische Umgangsweisen und Hilfebedarfe eine empirische Basis für die Entwicklung einer die spezifischen Untergruppen berücksichtigenden, geschlechtergerechten psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung. Das gendertheoretische Erkenntnisinteresse der Studie gilt der Analyse von Männlichkeitsentwürfen im Kontext von Depression sowie deren Verknüpfung mit individuellen Faktoren, diskursiven Gesellschaftskontexten sowie deren Veränderungspotenzial unter den Bedingungen sich wandelnder Geschlechterregimes. Mit der Analyse der Vielfältigkeit von Männlichkeitsentwürfen leistet die Studie einen wichtigen Beitrag zu einem differenzierten Bild ‚männlicher Depression‘.
Publikationen:
- Staiger T, Stiawa M, Mueller-Stierlin A, Kilian R, Beschoner P, Gündel H, Becker T, Frasch K, Panzirsch M, Schmauß M, Krumm S. Masculinity and Help-Seeking Among Men With Depression: A Qualitative Study. Frontiers in Psychiatry 2020, 11:599039.
- Götzl C, Staiger T, Krumm S. Erschöpfte Väter? Vaterschaft und psychische Erkrankung. Sozialpsychiatrische Informationen 2020, 50(3):42-45.
- Kilian R, Müller-Stierlin A, Söhner F, Beschoner P, Gündel H, Staiger T, Stiawa M, Becker T, Frasch, K, Panzirsch M, Schmauß M, Krumm S. Masculinity norms and occupational role orientations in men treated for depression. PLOS ONE 2020, 15(5):e0233764.
- Stiawa M, Müller-Stierlin A, Staiger T, Kilian R, Becker T, Götzl C, Gündel H, Beschoner P, Grinschgl A, Frasch, K, Schmauß M, Krumm S. Männer mit depressiven Erkrankungen in der stationären Behandlung. Bedarf und Behandlungsziele aus Sicht psychiatrischer Fachkräfte. Psychiatrische Praxis 2020, DOI: 10.1055/a-1149-5429.
- Stiawa M, Müller-Stierlin A, Staiger T, Kilian R, Becker T, Götzl C, Gündel H, Beschoner P, Grinschgl A, Frasch, K, Schmauß M, Krumm S. Mental Health Professionals View About the Impact of Male Gender for the Treatment of Men With Depression - A Qualitative Study. BMC Psychiatry 2020, 20(1):276.
- Staiger T, Stiawa M, Müller-Stierlin A, Kilian R, Beschoner P, Gündel H, Becker T, Frasch, K, Panzirsch M, Schmauß M, Krumm S. Depression und Männlichkeit: Krankheitstheorien und Bewältigung – Eine biografisch-narrative Studie. Psychiatrische Praxis 2020, 47:65-70.
- Krumm S, Kilian R, Beschoner P, Becker T, Gündel H: Wenn Mann sein zum Problem wird. Zum Verhältnis von Männlichkeitsorientierung und Depression. Sozialpsychiatrische Informationen 2018, 48:23-26.
- Krumm S, Checchia C, Koesters M, Kilian R, Becker T. Men's Views on Depression: A Systematic Review and Metasynthesis of Qualitative Research. Psychopathology. 2017, 50(2):107-124.
Laufzeit: 03/2011 - 04/2015
Zusammenfassung:
Während Menschen mit psychischen Erkrankungen unter maßgeblicher Beteiligung der Psychiatrie bis weit in das 20. Jahrhundert hinein durch Institutionalisierung und Sterilisierung von einer Fortpflanzung ausgeschlossen wurden, können die betroffenen Personen heute idealerweise selbst über die Frage einer Elternschaft entscheiden. Da jedoch eine Elternschaft bei Vorliegen einer psychischen Erkrankung sowohl für die betroffene Person wie auch für das (potenzielle) Kind mit erheblichen Risiken assoziiert sein kann, ist davon auszugehen, dass sich die Beschäftigten in der Psychiatrie in einem Spannungsfeld zwischen Respektierung der Autonomie einerseits und Fürsorge gegenüber den Betroffenen andererseits bewegen. Erschwert wird der Umgang durch den Mangel an gesicherten Erkenntnissen zum Einfluss von Schwangerschaft und Mutterschaft auf den Verlauf psychischer Erkrankungen. Gleichzeitig ist festzustellen, dass zum professionellen Umgang mit dem Kinderwunsch und damit assoziierten Themen (z.B. Familienplanung, humangenetische Beratung, Schwangerschaft, Schwangerschaftsabbruch, Elternschaft) kaum Befunde vorliegen. Vor dem Hintergrund, dass der herrschende psychiatrische Fachdiskurs und auch die individuellen Einstellungen der Professionellen den Umgang der Betroffenen mit den genannten Themen erheblich beeinflussen können, ist es das Ziel der geplanten Untersuchung, den diesbezüglichen psychiatrischen Fachdiskurs anhand diskursanalytischer sowie sinnrekonstruktiver Methoden zu untersuchen. Im Zentrum steht die Frage, wie die an der psychiatrischen Behandlung beteiligten Berufsgruppen (PsychiaterInnen, PsychologInnen, Pflegefachkräfte, SozialarbeiterInnen) reproduktive Aspekte in der Behandlung psychisch kranker Menschen diskursiv bearbeiten, welche subjektive Sicht sie auf den Kinderwunsch sowie die weiteren reproduktiven Themen haben und wie die damit möglicherweise einhergehenden ethischen Konflikte und Dilemmata erlebt und bewältigt werden.
Publikationen:
- Krumm S, Checchia C, Kilian R, Becker T. Mental health nurses’ and psychiatrists’ views on addressing parenthood issues among service users. International Journal of Mental Health Nursing 2018, First published: 01 August 2018; doi.org/10.1111/inm.12525
- Checchia C, Badura-Lotter G, Kilian K, Becker T, Krumm S: Umgang mit Elternschaft psychiatrischer Patienten während der stationären Behandlung: Möglichkeiten und Grenzen aus subjektiver Sicht psychiatrischer Fachkräfte. Psychiatrische Praxis Psychiat Prax Psychiat Prax 2017; 44(06): 332-338.
- Checchia C, Badura-Lotter G, Kilian R, Becker T, Krumm S. Kinderwunsch und Familienplanung psychiatrischer PatientInnen aus Sicht der Fachkräfte – Ergebnisse einer qualitativen Studie Psychiatrische Praxis 2016, 43(8), 23–30.
- Krumm S, Checchia C, Badura-Lotter G, Kilian R, Becker T: The attitudes of mental health professionals towards patient’s desire for children. BMC Medical Ethics 2014 15:18
- Badura-Lotter G, Krumm, S (2014): Kinderwunsch und Elternschaft bei psychisch Kranken? Eine Topographie ethischer Konfliktlagen. In: Feuerstein, G. & Schramme, T. (Hrsg): Ethik der Psyche. Campus.
- Krumm S: „Was ganz Wichtiges im Leben“: Kinderwunsch und Elternschaft bei psychischen Erkrankungen aus zwei Perspektiven. Kerbe 32, 2014, Nr. 4, S. 42-45.
- Checchia C, Badura-Lotter G, Kilian R, Becker T, Krumm S. "Hat ja jeder eigentlich das Recht" - Zum professionellen Umgang mit Kinderwunsch und Elternschaft bei psychiatrischen PatientInnen. In: Wolfersdorf M, Laux G (Hrsg) 9. Forschungskongress der Fachkliniken der bayerischen Bezirke. Kloster Irsee 2013. Roderer Verlag Regensburg 2014
Finanzierung: Eigenmittel
Laufzeit: 2004 - 2006
Publikation:
- Krumm S, Kilian R, Becker T: Attitudes towards patient gender among psychiatric hospital staff. Results of a case study with focus groups. Social Science and Medicine 2006, 62(6): 1528-40.
Postanschrift
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II
der Universität Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg
z. Hd. Frau Prof. Dr. phil. Silvia Krumm
Lindenallee 2
89312 Günzburg