Schwerpunkt Interdisziplinäre Neuro-Urologie Ulm

Funktionsstörungen im Urogenitaltrakt haben in der Regel eine erhebliche Auswirkung auf die Lebensqualität. Harninkontinenz, Schmerzen und ständig wiederkehrende Harnwegsinfektionen sind häufige Symptome einer schwerwiegenden Fehlregulation von Harnblase und Schließmuskelapparat beziehungsweise Beckenboden und gehören zum Symptomkomplex zahlreicher neurologischer Erkrankungen.

Um eine patientenorientierte und leitliniengerechte Versorgung komplexer neuro-urologischer Krankheitsbilder zu gewährleisten, ist eine hoch individualisierte Beratung unserer Patient*innen über konservative und operative Behandlungsoptionen von Nöten. Daher wurde 2016 eine interdisziplinäre neuro-urologische Spezialsprechstunde durch die Klinik für Urologie und Kinderurologie sowie die Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Ulm initiiert. Zudem besteht durch das interdisziplinäre Beckenbodenzentrum eine enge Kooperation mit den Kollegen der Universitätsklinik für Frauenheilkunde. Insbesondere Patientinnen und Patienten mit Funktionsstörungen der Harnblase bei Multipler Sklerose, Morbus Parkinson, Schlaganfall und angeborener oder erworbener Querschnittsymptomatik werden in unserer interdisziplinären neuro-urologischen Sprechstunde betreut. Wir verfügen des Weiteren über große Erfahrungen bei der Diagnostik und Therapie von Darm- sowie Sexualfunktionsstörungen.

Unser Team steht Ihnen für Rückfragen gerne zur Verfügung.

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Dr. med. Oliver Schindler

Oberarzt, Leitung Interdisziplinäre Neuro-​Urologie, Koordinator uro-onkologisches Zentrum

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Priv.-Doz. Dr. med. Felix Wezel, M.Sc., FEBU

Leitender Oberarzt

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Melissa Ortlieb

Assistenzärztin

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Julian Giesche

Assistenzarzt, Lehrbeauftragter

Profilbild von Dr. med. Fabia Mangold

Dr. med. Fabia Mangold

Assistenzärztin, Stv. Koordination Uro-​onkologisches Zentrum

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Dr. med. Maria Marx

Assistenzärztin (zur Zeit in Elternzeit)

Sprechstundentermine

Telefon 0731 500-54777

Sie erreichen uns telefonisch:
Montag bis Freitag: 7:30 – 14:30 Uhr

Hinweise für die Terminvereinbarung

Um einen möglichst optimalen Ablauf Ihres Termins zu erreichen, bitten wir Sie folgende Hinweise zu beachten:

  • Bitte bringen zu Ihrem Termin alle relevanten Vorbefunde Ihres Urologen beziehungsweise Neurologen mit.
  • Falls vorhanden gilt dies ebenso für bereits durchgeführte Bildgebung (Computertomographie vom Bauch / Becken, Röntgenuntersuchung der Blase, MRT der Wirbelsäule und Kopf etc.). Wir bitten Sie sowohl schriftliche Befunde sowie die CD mit den Originaluntersuchungen mitzubringen.
  • Vor allem bei Patient*innen mit Blasenbeschwerden bitten wir Sie zu dem Termin ein ausgefülltes Miktionsprotokoll mitzubringen. Anbei finden Sie eine  Anleitung wie dieses auszufüllen ist. Dieses Dokument hilft uns, Ihre Beschwerden besser einzuordnen und hilft bei der Verbesserung Ihrer Therapie.
  • Patient*innen die einen intermittierenden Selbstkatherismus durchführen werden gebeten ein Katheterprotokoll zu Ihrem Termin mitzubringen.

Symptomatik, Diagnostik und Therapie

Die gesunde Harnblase beherrscht zwei Funktionen den Urin zu speichern und zu bestimmten Zeiten zu entleeren. Besteht eine Störung der nervalen Versorgung von Harnblase und des Beckenbodens sind die möglichen Symptome sehr vielfältig. Dies führt häufig zu erheblichen Verzögerungen bei der richtigen Diagnosestellung und Therapieempfehlung. Typischerweise kommt es zu einem plötzlichen und ständig bestehenden Harndrang mit teils unwillkürlichen Urinverlusten („Harninkontinenz“). Eine zusätzliche Beeinträchtigung der Darmfunktion wird bei ungefähr der Hälfte unserer Patienten bemerkt. Eine Entleerungsstörung der Harnblase bleibt häufig lange unbemerkt, führt aber im Verlauf beispielsweise zu Harnwegsinfektionen bis hin zur Bildung von Harnsteinen in der Blase.

Häufige Beschwerden:

Plötzlicher Harndrang
Eine gesteigerte Sensibilität oder Hyperaktivität der Harnblase kann zu plötzlich auftretendem, teils nicht unterdrückbarem Harndrang führen. In der Folge kann es auch zu einer Harninkontinenz kommen, die sozial isolierend sein kann und die Lebensqualität der betroffenen Patienten erheblich einschränkt.

Wiederkehrende Harnwegsinfekte
Sollte es zu Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, übel riechendem Urin oder gar einer neu aufgetretenen Harninkontinenz kommen, sollte eine rasche Urindiagnostik erfolgen. Vor allem bei Patienten mit neurogener Harnblasenfunktionsstörungen wird eine konsequente mikrobiologische Untersuchung des Urins mittels Urinkultur empfohlen. Eine in die Nieren aufsteigende Harnwegsinfektion („Nierenbeckenentzündung“) bewirkt in der Regel ein schweres Krankheitsgefühl und Fieber. Hier ist eine sofortige ärztliche Beratung erforderlich. Viele Blasenentzündungen und damit auch die Einnahme von Antibiotika lassen sich durch konservative Maßnahmen vermeiden. Bei nicht-symptomatischer Harnwegsinfektion muss sehr streng geprüft werden, ob eine antibiotische Therapie überhaupt von Nöten ist.

Häufiges Wasserlassen
Häufiges Wasserlassen ist ein sehr verbreitetes Symptom, welches zum Beispiel bei einer überaktiven Harnblase oder eine Harnblasenentleerungsstörung auftreten kann. Diagnostik und Therapie können sehr unterschiedlich sein und sind abhängig von der zu Grunde liegenden Erkrankung. Insbesondere das nächtliche Wasserlassen führt zu Schlafstörungen und kann unter Umstände große Einschränkungen der Lebensqualität bedeuten.

Restharn
Eine Harnblasenentleerungsstörung kann aufgrund einer Schwäche des Blasenmuskels, einer neurologischen Erkrankung oder aber einer Enge im Bereich der Harnröhre auftreten. Wird die Harnblase nicht regelmäßig entleert, kann es zu häufigen Harnwegsinfektionen kommen.

Verstopfung (Obstipation)
Bei nervalen Störungen der Harnblasenfunktion besteht häufig auch eine verringerte Darmaktivität. Die hieraus resultierende Obstipationsneigung kann zu Schmerzen, erschwertem Stuhlgang bis hin zu einem Stuhlverhalt und verstärkten Blasenbeschwerden führen.

Nierenfunktionsverlust
Bei wiederkehrenden Harnwegsinfektionen und/oder zu hohen Druckverhältnissen innerhalb der Harnblase kann es zu einer fortschreitenden Schädigung der Nieren kommen. Dies erfordert in der Regel eine lebenslange ärztliche Betreuung.

Die Klinik für Urologie und Kinderurologie am Universitätsklinikum Ulm behandelt jährlich über 3.000 Patient*innen stationär und etwa 9.000 Patienten ambulant. Entsprechend große Erfahrung besteht bei der Behandlung fast aller urologischer Krankheitsbilder und das umfangreiche Spektrum an nichtinvasiver und invasiver Diagnostik kommt gleichsam den Patienten mit Funktionsstörungen der Harnblase zugute.
Ein zentrales Untersuchungsinstrument ist der urodynamische Messplatz. Modernste Ultraschalltechnologie ergänzt die verschiedenen Druckmessungen, deren Umfang und Durchführung durch den behandelnden Arzt individuell auf unsere Patient*innen abgestimmt wird. Unsere therapeutischen Möglichkeiten erstrecken sich von konservativen Ansätzen, wie z.B. der Urotherapie, über minimal-invasive endoskopische Verfahren bis hin zu großen chirurgischen Eingriffen. Primäres Ziel ist jedoch immer die Ausschöpfung sämtlicher nicht-operativer Behandlungsmöglichkeiten und der Organerhalt der Harnblase.

Unser zertifiziertes interdisziplinäres Kontinenz- und Beckenbodenzentrum Ulm  ermöglicht Ihnen eine fächerübergreifende urogynäkologische Beurteilung und Behandlungsempfehlung. Zudem steht uns ein überregionales Netzwerk aus Urotherapeuten, spezialisierten Physiotherapeuten, diversen Sanitätshäusern und ambulanten Pflegediensten zur Verfügung.

Haben Sie Fragen?

Wir sind für Sie da und bieten Ihnen eine interdisziplinär geführte Sprechstunde der Fachbereiche Urologie und Neurologie. Regelmäßige gemeinsame Konferenzen und Fallbesprechungen dienen der Festlegung von Behandlungsstrategien, die spezifisch auf Ihre Bedürfnisse angepasst werden.