Ähnlich wie bei der konventionellen Radiographie wird mittels einer Röntgenröhre Röntgenstrahlung erzeugt, auf der gegenüberliegenden Körperseite von einem speziellen Detektor erfasst und anschließend in ein Videosignal umgewandelt, so dass am Bildschirm bewegte Bilder betrachtet werden können. Im Gegensatz zu anderen bildgebenden Verfahren zur Gefäßdarstellung (Computertomographie oder Kernspintomographie) können in der gleichen Untersuchung auch kleine Eingriffe (Interventionen) durchgeführt werden.
Hierzu zählen exemplarisch:
- Darstellung von Hals- und Hirngefäßen
- Gefäßeröffnende Maßnahmen zur Therapie von Gefäßstenosen durch Gefäßverkalkungen oder weiche Wandauflagerungen (Ballondilatation, Stenteinlage, Lyse von Thromben)
- Gefäßverschließende Maßnahmen, z.B. zur Ausschaltung von Gefäßerweiterungen (sog. Aneurysmata) und Gefäßfehlbildungen (Malformationen) mittels Coiling
- Versorgung von Gefäßverletzungen
- Tumoren direkt selektiv vor Ort mit therapeutischen Medikamenten behandelt oder die zuführenden Gefäße vor einer Operation verschlossen werden.
Diagnostische Angiographie der Hirngefäße
Interventionelle Angiographie - Gefäßeröffnende Maßnahmen
Für die endovaskuläre Behandlung von Gefäßerkrankungen des zentralen Nervensystems hat sich die interventionelle Neuroradiologie als hochspezialisiertes Fachgebiet etabliert. In diesem Rahmen wurden gefäßeröffnende Maßnahmen zum Beispiel zur Wiederherstellung des Blutflusses beim akuten Schlaganfall oder auch gefäßverschließende Maßnahmen zum Beispiel zur Behandlung von Aneurysmen bei der akuten Subarachnoidalblutung entwickelt.
Fallbeispiele Gefäßeröffnende Maßnahmen
Das Einbringen von Stents in eine mit verkalkten oder weichen Auflagerungen verengte Halsschlagader stellt heute in vielen Fällen eine therapeutische Alternative zu der operativen Therapie der Stenose dar.
Die Planung der Untersuchung erfolgt mittels einer Computertomographie (Angio-CT), bei der die Stenose und die anatomischen Gegebenheiten der arteriellen Hals- und Hirngefäße dargestellt werden.
In der Angiographie wird über eine Schleuse in der Leistengegend ein Katheter bis in die Halsschlagader vorgeschoben, über den der Stent in der Stenose platziert und anschließend aufgedehnt wird.
Die abschließende Kontrolluntersuchung und die weitere Verlaufskontrolle des Stents erfolgen wieder mittels einer Angio-CT-Untersuchung.
Eine 40-jährige Patientin stellte sich nach einem gastrointestinalen Infekt mit zunehmender Bewußtseinstrübung vor. Im CT zeigte sich der Sinus rectus ebenso wie die inneren Hirnvenen hyperdens. Die MRT zeigte ein bithalamisches Ödem. Die Veränderungen sind typisch für eine innere Hirnvenenthrombose.
Angiographisch zeigte sich bei Anspritzen der linken A. vertebralis das gesamte innere Hirnvenensystem, V. Galeni, Sinus rectus und Sinus transversus rechts, verschlossen.
Da sich die Symptomatik trotz systemischer intravenöser Heparinisierung rasch verschlechterte, wurde die Indikation für eine lokale Thrombolyse gestellt. Zu diesem Zweck wurde transfemoral (venös) ein Mikrokratheter bis in das innere Hirnvenensystem durch den Thrombus vorgebracht.
Da eine lokale intravenöse Lyse lange Zeit über Stunden und bis zu einigen Tagen durchgeführt wird, wurden Katheterlage und Lysefortschritt auch CT-angiographisch kontrolliert.
Interventionelle Angiographie – Gefäßverschließende Maßnahmen
Für die endovaskuläre Behandlung von Gefäßerkrankungen des zentralen Nervensystems hat sich die interventionelle Neuroradiologie als hochspezialisiertes Fachgebiet etabliert. In diesem Rahmen wurden gefäßeröffnende Maßnahmen zum Beispiel zur Wiederherstellung des Blutflusses beim akuten Schlaganfall oder auch gefäßverschließende Maßnahmen zum Beispiel zur Behandlung von Aneurysmen bei der akuten Subarachnoidalblutung entwickelt.
Bei vielen Erkrankungen des Gefäßsystems, die entweder zu Blutungen (z.B. Subarachnoidalblutungen bei Aneurysmen der Hirnbasisarterien) führen können oder bei Fistelverbindungen zwischen Arterien und Venen, können gefäßverschließende Maßnahmen als Neurointervention durchgeführt werden.
Eine endovaskuläre Behandlung kommt zum Beispiel in Betracht bei:
- Aneurysmen der Hirnbasisarterien
- Arteriovenösen Fisteln
Fallbeispiele für Gefäßverschließende Maßnahmen
Endovaskuläres Aneurysmacoiling bei inzidentellem Aneurysma
Beispielfall für einen endovaskulären Verschluss (Coiling) eines Aneurysmas der A. cerebri anterior.
Akute SAB bei ophthalmoplegischem Aneurysma
Patientin mit Vernichtungskopfschmerz und akut aufgetretener Okulomotorikstörung. Ursächlich war ein rupturiertes Aneurysma (Subarachnoidalblutung (SAB) im CT) der A. carotis interna. In der Kontrolle 3 Monate nach Coiling vollständiger Verschluss.
Direkte posttraumatische Fistel nach Schädel-Hirn-Trauma mit Schädelbasisfraktur
Direkte Fistel zwischen A. carotis und Sinus cavernosus nach Schädel-Hirn-Trauma mit Schädelbasisfraktur. Präinterventionell rechte A. carotis interna selektiv dargestellt in p.a.-Projektion. Unmittelbar nach Kontrastmittelinjektion kommt es zum Kontrastmittelübertritt in den Sinus cavernosus und arterialisierte ableitende Venen.
Kontrolle nach transarteriellem Fistelverschluss
Kontrolle nach Coiling der Fistel. Gleiche Darstellung wie präinterventionell, selektive Injektion der rechten A. carotis interna in p.a.-Projektion. Nun nahezu vollständig verschlossenen Fistel. Keine Füllung des Sinus cavernosus mehr. Keine Steal-Effekte. Nun regelrechte Füllung der intrakraniellen Arterien.
Indirekte Fistel zwischen der A. carotis und dem Sinus cavernosus
Indirekte Fisteln zwischen Ästen der A. carotis und dem Sinus cavernosus entstehen, wie in diesem Fall, nach Sinus cavernosus Thrombosen im Rahmen von Infekten der Nasennebenhöhlen. Wenn sich die Thrombose zurückbildet, kommt es zu Kurzschlussverbindungen zwischen Arterien in der Wand des Sinus und dem venösen Blutstrom im Sinus. Hierbei entstehen zahllose winzige Fistelverbindungen.
Bei Kontrastierung der A. carotis interna oder externa kommt es zum direkten Kontrastmittelübertritt mit frühzeitiger Füllung des Sinus cavernosus und der V. ophthalmica.
Durch die Drucksteigerung geht die Funktion des Sinus als drainierende Vene verloren. Problematisch ist jedoch vor allem die entstehende venöse Stauung in der Augenhöhle, die zu Einschränkungen der Sehfähigkeit führen kann.
Indirekte A. carotis - Sinus cavernosus Fistel - Präinterventionell
Selektive Darstellung der A. carotis interna und externa. Es zeigt sich die deutlich verfrühte Füllung des Sinus cavernosus mit Abstrom über die dilatierte V. ophthalmica.
Transvenöser Zugang über die V. ophthalmica
Ein möglicher venöser Zugang zum Sinus cavernosus erfolgt über die V. ophthalmica retrograd. Im Bild sieht man den schon weitgehend mit Coils ausgefüllten Sinus cavernosus, von links den Mikrokatheter und im Mikrokatheter einen weiteren Coil.
Kontrolle nach Embolisation der Fistel
Nach transvenöser Embolisation ist die Fistel vollständig verschlossen.