Neurogenetik-Sprechstunde (einschließlich Genetische Ataxien)
Genetische Erkrankungen
Bei den meisten neurologischen Erkrankungen wie z.B. Demenzen, Motoneuronerkrankungen oder Ataxien gibt es familiäre bzw. genetische Formen, die durch bestimmte Genveränderungen hervorgerufen werden. Je nach Vererbungsmodus können mehrere Familienmitglieder über mehrere Generationen hinweg betroffen sein. Manche Genveränderungen sind nur inkomplett penetrant, das heißt, sie führen nicht immer zum Ausbruch der Erkrankung und können Generationen überspringen. Manche erblichen Veränderungen können in derselben Familie sehr unterschiedliche Krankheitsbilder auslösen. Das Wissen darum, ob eine Erkrankung genetisch bedingt ist, ist prognostisch, aber zunehmend auch therapeutisch relevant, da für eine wachsende Anzahl neurodegenerativer Erkrankungen genspezifische Therapien zugelassen werden oder sich in der klinischen Testung befinden. Eine genetische Testung, insbesondere eine sogenannte prädiktive Testung (also vor Ausbruch der Erkrankung), erfordert vor Einleitung stets eine eingehende Aufklärung. Hierbei ist insbesondere auch auf die potenziell schwerwiegenden psychologischen Auswirkungen eines pathologischen Befundes hinzuweisen. Die Diagnose einer genetischen Erkrankung bzw. einer Veranlagung kann Konsequenzen für das Leben bzw. auch die Lebensplanung der/s Betroffenen und ihrer/seiner Familie haben. Auch muss darauf hingewiesen werden, dass eine genetische Testung nicht immer zu einem eindeutigen Ergebnis führt (sogenannte Varianten unklarer Signifikanz, d.h. es bleibt unklar, ob es sich um eine schädliche oder gutartige Genvariante handelt), woraus sich eine mitunter belastende Unsicherheit ergibt. Sobald das Ergebnis der genetischen Untersuchung vorliegt, erfolgt eine persönliche Besprechung des Befundes und der weiteren diagnostischen und ggf. therapeutischen Schritte.
Die neurogenetische Beratung/Diagnostik hinsichtlich Muskelerkrankungen, Epilepsien, der Huntington-Erkrankung und Parkinson-Syndromen erfolgt in den jeweiligen Spezialsprechstunden.
Angebot der Sprechstunde
Das Angebot unserer Neurogenetik-Sprechstunde mit einem Schwerpunkt auf neurodegenerativen Erkrankungen umfasst:
- Individuelle Beratung vor humangenetischer Diagnostik
- Ausführliche Anamnese und neurologische Untersuchung sowie Veranlassung einer gezielten humangenetischen Untersuchung bei begründetem Verdacht auf das Vorliegen einer genetischen Erkrankung (bei bereits bestehender Symptomatik oder prädiktiv)
- Ausführliche Befundbesprechung und Beratung nach Erhalt des genetischen Ergebnisses (auch im Rahmen einer Zweitmeinung)
- Ggf. weiterführende Diagnostik (z.B. funktionelle Evaluation unklarer Genvarianten) in Abhängigkeit des genetischen Befundes
- Klinische Verlaufskontrollen bei bereits gesicherter Diagnose und Weiterbetreuung, falls keine entsprechende Spezialsprechstunde vorhanden, wie z.B. bei der Lafora-Krankheit
FAQ
- Wer kann in die Neurogenetik kommen?
Patienten mit Verdachtsdiagnose oder gesicherter Diagnose einer genetisch-bedingten neurologischen Erkrankung
- Ist eine Überweisung notwendig?
Ja, wir benötigen eine Überweisung durch den Haus- oder Facharzt (Chipkarte nicht vergessen)
- Werden die notwendigen Untersuchungen von der Kasse gezahlt?
Ja
- Was soll man zur Erstvorstellung mitbringen?
- Ggf. Angehörige zur Erhebung einer Fremdanamnese
- Falls vorhanden: Relevante schriftliche Vorbefunde in Kopie und Bildgebung auf CD-ROM
- Medikamentenliste, Liste mit Vorerkrankungen und schriftliche Beschreibung des bisherigen Krankheitsverlaufs einschließlich chronologischer Darstellung der bisher erfolgten diagnostischen Abklärung