Das „Malawi-​Germany Neu­ro­sur­gery Pro­ject“

Drei Neu­ro­chir­ur­gen – für rund 19 Mil­lio­nen Men­schen. Was in Ulm schwer vor­stell­bar ist, ist im ost­afri­ka­ni­schen Malawi Rea­li­tät – die sich aber mög­lichst bald ändern soll. Gemein­sam mit sei­nem mala­wi­schen Freund und Kol­le­gen Dr. Patrick Kamalo hat Pro­fes­sor Tho­mas Kapapa, Geschäfts­füh­ren­der Ober­arzt an der Kli­nik für Neu­ro­chir­ur­gie des Uni­ver­si­täts­kli­ni­kums Ulm, das „Malawi-​Germany Neu­ro­sur­gery Pro­ject“ ins Leben geru­fen, das den Auf­bau einer neu­ro­chir­ur­gi­schen Ver­sor­gung am Universitäts-​Krankenhaus in Blan­tyre/Malawi ermög­li­chen soll.

Die Haupt­to­des­ur­sa­chen in Afrika sind Atem­wegs­in­fek­tio­nen, gefolgt von HIV/AIDS und Magen-​Darm-Infektionen. An vier­ter Stelle steht der Schlag­an­fall, ein­schließ­lich intra­kra­ni­eller Blu­tun­gen. Stra­ßen­ver­kehrs­un­fälle, ein­schließ­lich trau­ma­ti­scher Hirn­ver­let­zun­gen (TBI), neh­men den zehn­ten Platz ein. Den­noch betref­fen neu­ro­chir­ur­gi­sche Erkran­kun­gen wie TBI, ange­bo­rene Fehl­bil­dun­gen des Zen­tral­ner­ven­sys­tems, Hirn­tu­more und Infek­tio­nen des Zen­tral­ner­ven­sys­tems vor allem bei Kin­der und die pro­duk­ti­ve­ren Mit­glie­der der afri­ka­ni­schen Gesell­schaf­ten.


Lei­der zei­gen diese nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf die Gesell­schaft und die wirt­schaft­li­che Situa­tion in Afrika noch nicht sol­che Fol­gen, dass pro­ak­tive neu­ro­chir­ur­gi­sche Anstren­gun­gen von den Gesund­heits­sys­te­men, dem pri­va­ten Gesund­heits­sek­tor und den Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen unter­nom­men wer­den. Das bedeu­tet, dass die Betrof­fe­nen der­zeit nicht aus­rei­chend ver­sorgt wer­den. In Malawi gibt es nur drei Neu­ro­chir­ur­gen für die gesamte Bevöl­ke­rung des Lan­des, d.h. ca. 19 Mil­lio­nen Men­schen.
Trotz der Errun­gen­schaf­ten in Malawi im Bereich der Gesund­heits­für­sorge im Hin­blick auf HIV/AIDS, Tuber­ku­lose und Mala­ria sowie der all­ge­mei­nen Gesund­heit von Kin­dern, Müt­tern, Neu­ge­bo­re­nen und Erwach­se­nen gibt es immer noch erheb­li­che Her­aus­for­de­run­gen hin­sicht­lich der tech­ni­schen und finan­zi­el­len Res­sour­cen in den Kran­ken­häu­sern, der Arz­nei­mit­tel­ver­sor­gung, der Nor­men und Stan­dards, der medi­zi­ni­schen Leit- und Richt­li­nien sowie der Aus­bil­dung des medi­zi­ni­schen Fach­per­so­nals. Letz­te­res zeigt sich an der Zahl der in Malawi ver­füg­ba­ren Neu­ro­chir­ur­gen und des unter­stüt­zen­den Per­so­nals wie Neu­ro­an­äs­the­sis­ten, Neu­ro­ra­dio­lo­gen und Neu­ro­phy­sio­the­ra­peu­ten. Es stellte sich daher die Frage, was getan wer­den kann, um die neu­ro­chir­ur­gi­schen Leis­tun­gen im Falle Mala­wis zu ver­bes­sern. Drei Neu­ro­chir­ur­gen sind nicht in der Lage, eine nahezu kon­stante Nach­frage nach Behand­lung im gan­zen Land zu befrie­di­gen und gleich­zei­tig ange­hende Stu­die­rende und Neu­ro­chir­ur­gen aus­zu­bil­den.


Durch das pri­vate Enga­ge­ment von Prof. Dr. Kapapa, Geschäfts­füh­ren­der Ober­arzt und Fach­arzt für Neu­ro­chir­ur­gie der Uni­kli­nik Ulm (UKU), besteht seit 2007 eine Koope­ra­tion zum Queen Elizabeth Cen­tral Hos­pi­tal (QECH) in Blan­tyre, Malawi. Aus die­sem Enga­ge­ment ent­wi­ckelte sich eine immer engere Koope­ra­tion zwi­schen den Neu­ro­chir­ur­gi­schen Kli­ni­ken des UKU und des QECH mit dem über­ge­ord­ne­ten Ziel, die neu­ro­chir­ur­gi­sche Gesund­heits­ver­sor­gung in Malawi zu ver­bes­sern. Dies soll mit Hilfe die­ses Pro­jekts wei­ter vor­an­ge­trie­ben wer­den.

Haupt­ziel des Pro­jekts „Malawi-​Germany Neu­ro­sur­gery Pro­ject“ ist die Durch­füh­rung von Trai­nings, Lehre sowie dem prak­ti­schen und the­ra­peu­ti­schen Manage­ment in der neu­ro­chir­ur­gi­schen Gesund­heits­ver­sor­gung in Malawi. Wei­tere Ziele sind die Stei­ge­rung der Behand­lungs­zah­len, Diver­si­fi­zie­rung des Behand­lungs­spek­trums und die Ver­bes­se­rung der Behand­lungs­qua­li­tät in allen an der Behand­lung betei­lig­ten Berufs­grup­pen. Metho­den, um diese Ziele zu errei­chen sind der Wis­sens­trans­fer, prak­ti­sche und theo­re­ti­sche Trai­nings zur Qua­li­fi­ka­tion und zum Kom­pe­tenz­er­werb, die Netz­werk­bil­dung sowie der kul­tu­relle Aus­tausch.

Eine erste Finan­zie­rung die­ses Pro­jekts gelang im Pro­gramm der „Kli­nik­part­ner­schaf­ten“ des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für wirt­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit (BMZ). Start des Pro­jekts war Februar 2020 mit einem ers­ten Besuch des Pro­jekt­teams (Tho­mas Kapapa, Kers­tin Knoll, Nicole Weber, Flo­rian Pfin­der, Tanja Her­mann und  Nata­scha Eirich) der Uni­kli­nik Ulm am Queen Elizabeth Cen­tral Hos­pi­tal in Blan­tyre, Malawi.

Das Pro­jekt wird unter ande­rem vom Minis­te­rium für wirt­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit (BMZ), der Gesell­schaft für inter­na­tio­nale Zusam­men­ar­beit (GIZ) und der Else-​Kröner-Fresenius-Stiftung unter­stützt. Bis­her wur­den rund 400.000 Euro För­de­rung bewil­ligt, die inner­halb der nächs­ten drei Jahre für die ein­zel­nen Pro­jekt­stu­fen Aus,- Fort,- und Wei­ter­bil­dung zur neu­ro­chir­ur­gi­schen Spe­zia­li­sie­rung der Berufs­grup­pen Ärzt*innen, Pfle­gende und Phy­sio­the­ra­peut*innen ein­ge­setzt wer­den.

Else Krö­ner Fre­se­nius Stif­tung (EKFZ)

Die­ses Pro­jekt för­dert die Aus-, Fort- und Wei­ter­bil­dung von Stu­die­ren­den, Ärz­ten, Pfle­gen­den und Phy­sio­the­ra­peu­ten auf neu­ro­chir­ur­gi­schen Fach­ge­biet um den Zugang zur neu­ro­chir­ur­gi­schen Kran­ken­ver­sor­gung zu ver­bes­sern. Es wer­den alle am Behand­lungs­pfad betei­lig­ten Berufs­grup­pen durch moderne Lehr­me­tho­den (theo­re­ti­sche und prak­ti­sche Unter­wei­sun­gen, eLear­ning und Vir­tual Rea­lity Trai­nings) geför­dert.

Gesell­schaft für Inter­na­tio­nale Zusam­men­ar­beit (GIZ)

Das Pro­jekt im Rah­men der Kli­nik­part­ner­schaf­ten hat das Ziel, Aus­bil­dung neu­ro­chir­ur­gi­scher Fach­ärzte  und Wei­ter­bil­dung von Pflege-​ und The­ra­pie­per­so­nals durch Ein­füh­rung von Stan­dard Ope­ra­ting Pro­ce­du­res und stan­dar­di­sier­ten Ope­ra­ti­ons­tech­ni­ken für die Erkran­kun­gen Schädel-​Hirn-Trauma und intra­kra­ni­elle Blu­tun­gen sowie intra­kra­ni­elle Men­in­geom und des Hydro­ze­pha­lus im Kin­des­al­ter. Dies soll zur Ver­grö­ße­rung des Behand­lungs­spek­trums und bes­se­ren Behand­lungs­er­geb­nis­sen füh­ren.

Deut­sche Apotheker-​ und Ärz­te­bank (apo­Bank)

Stu­die­ren­den­aus­tausch nach Malawi um wissenschaftliche-​epidemiologische Unter­su­chun­gen zu neu­ro­chir­ur­gi­schen Krank­heits­bil­dern durch­zu­füh­ren wird geför­dert.

Deut­schen Aka­de­mi­schen Aus­tausch Dienst (DAAD)

Län­der oder län­der­über­grei­fend wer­den durch­ge­führt, z.B. das durch den DAAD und das Aus­wär­tige Amt geför­derte Pro­jekt „Deutsch-​Arabische Trans­for­ma­ti­ons­part­ner­schaft“ zum Thema Pati­en­ten­si­cher­heit, für Stu­die­rende aus Deutsch­land, Tune­sien und Malawi. Zweck ist die Netz­werk­bil­dung zur Ver­bes­se­rung der neu­ro­chir­ur­gi­schen Ver­sor­gungs­struk­tu­ren.

B.Braun-​Stiftung

För­dert Fort­bil­dungs­ver­an­stal­tung in Deutsch­land im Rah­men des Malawi Pro­jekts. Die erste Fort­bil­dungs­ver­an­stal­tung wurde zur Ver­deut­li­chung der Ziele und der ein­ge­setz­ten Mit­tel in die­sem Pro­jekt durch­ge­führt. Wei­tere Aktio­nen und Anknüp­fungs­punkte für andere Pro­jekte wur­den dis­ku­tiert.

Right.Brain Founda­tion

Die Right.Brain Founda­tion stellt aus­ge­wähl­ten Kran­ken­häu­sern und öffent­li­chen Ein­rich­tun­gen in Süd­ost­asien, Afrika, Mittel-​ und Süd­ame­rika Medi­zin­tech­nik zur Ver­fü­gung.

Erbe Elek­tro­me­di­zin GmbH

Wei­tere För­de­rer und Spon­so­ren

  • Frau Dr. Heide Kien­in­ger
  • Frau Hilde Schei­ble
  • Fami­lie Bosch
  • Ange­lika Witt, Kre­feld (NRW)
  • Gabriele und Ste­fan Wid­mann

Part­ne­r­ein­rich­tun­gen in Malawi

Queen Elizabeth Cen­tral Hos­pi­tal

Das Queen Eli­sa­beth Cen­tral Hos­pi­tal in Blan­tyre, Malawi ist fes­ter Bestand­teil der staat­lich zen­tral struk­tu­rier­ten Gesund­heits­ver­sor­gung im Land mit einem grö­ße­ren, lan­des­spe­zi­fisch maxi­mal ver­sor­gen­den Kran­ken­haus in den drei Regio­nen (Nor­thern, Cen­tral, Southern Region) und 23 Distrikt­kran­ken­häu­sern. Diese stel­len die Grund­ver­sor­gung in den drei Regio­nen sicher. Bei Erkran­kungs­bil­dern, die die Ver­sor­gungs­struk­tur der Distrikt­kran­ken­häu­ser über­stei­gen, ist eine Ver­le­gung in das jewei­lige Zen­tral­kran­ken­haus mög­lich. Das Queen Eli­s­ab­teh Cen­tral Hos­pi­tal ver­fügt über 1300 Kran­ken­haus­bet­ten  und ver­sorgt etwa 95.000 Pati­en­ten jähr­lich sta­tio­när und circa 450.000 Men­schen ambu­lant. Hier­für ste­hen ca. 1300 Mit­ar­bei­ter zur Ver­fü­gung.

Kachere Reha­bi­li­ta­tion Cen­ter

Das Kachere Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum ist Mala­wis ein­zige medi­zi­ni­sche Ein­rich­tung zur inten­siv medi­zi­ni­schen Reha­bi­li­ta­tion von Men­schen mit Behin­de­run­gen durch Schlag­an­fall, Ver­kehrs­un­fäl­len, Arbeits­un­fäl­len, Tumo­ren und ande­ren Erkran­kun­gen. Das Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum ist Teil der Orga­ni­sa­tion Malawi Against Phy­si­cal Dis­abi­li­ties (MAP). MAP ist eine wohl­tä­tige Orga­ni­sa­tion, die medi­zi­ni­sche Reha­bi­li­ta­ti­ons­dienste für Men­schen mit kör­per­li­chen Behin­de­run­gen in Malawi anbie­tet.

http://mapmw.org/

Col­lege of Medi­cine Uni­ver­sity of Malawi in Blan­tyre

Das Col­lege of Medi­cine (COM) ist ein Col­lege der Uni­ver­sity of Malawi (UNIMA), das 1991 mit den drei Haupt­auf­ga­ben Aus­bil­dung, For­schung und Ser­vice gegrün­det wurde. Im Laufe der Jahre hat sich die COM von einer ein­zi­gen Fakul­tät zu drei Fakul­tä­ten ent­wi­ckelt, die nicht nur Medi­zi­ner, son­dern auch andere Gesund­heits­fach­kräfte wie Phar­ma­zeu­ten, Phy­sio­the­ra­peu­ten, Labor­tech­no­lo­gen und ähn­li­che aus­bil­den und über 30 Grund-​ und Auf­bau­stu­di­en­gänge anbie­ten.

https://www.med­col.mw/

Part­ner­in­sti­tu­tio­nen in Deutsch­land

Wenn Sie als Stu­die­rende Inter­esse an Stu­di­en­auf­ent­hal­ten, Hos­pi­ta­tio­nen etc. am Queen Elizabeth Cen­tral Hos­pi­tal haben oder sich gerne gemein­sam mit ande­rer Stu­die­ren­den in einer Pro­jekt­gruppe „Malawi Pro­jekt“ aus­tau­schen möch­ten, kön­nen sie sich gerne unter der E-​Mailadresse mala­wi­exchange@uni-​ulm.de an uns wen­den.

Die Pro­jekt­gruppe Malawi Pro­jekt ist ein von Stu­die­ren­den gelei­te­tes Pro­jekt, mit dem Ziel ein bila­te­ra­les Aus­tausch­pro­gramm zwi­schen der Uni­ver­si­tät Ulm und der Uni­ver­sity of Malawi, Col­lege of Medi­cine, zu eta­blie­ren. Die Gruppe wurde im Früh­jahr 2019 von Prof. Tho­mas Kapapa und Prof. Rai­ner Wirtz (Ärzt­li­cher Direk­tor), Neu­ro­chir­ur­gen am Ulmer Uni­kli­ni­kum, initi­iert.

Wei­tere Pro­jekt­an­träge sind gestellt oder in Vor­be­rei­tung wie z.B.:

  • Reno­vie­rung des OPs der Inten­siv­sta­tion und der Kin­der­sta­tion am Queen Elizabeth Cen­tral Hos­pi­tal
  • Ein­satz von Vir­tu­ell Rea­lity in der Neu­ro­chir­ur­gie
  • Aus­bil­dung in Europa als Hos­pi­ta­tio­nen für Stu­die­rende aus Malawi

Wenn Sie mehr über unsere Pro­jekte erfah­ren möch­ten oder an der Teil­nahme inter­es­siert sind, kön­nen Sie uns gerne kon­tak­tie­ren.

Spen­den­konto

Kon­to­in­ha­ber: Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ulm
Spar­kasse Ulm, BLZ: 630 500 00
Kon­to­num­mer: 106 478
Swift Code (BIC): SOLA­DES1ULM
IBAN: DE16630500000000106478
Ver­wen­dungs­zweck: D.6337 Spende Malawi Prof. Kapapa

Impres­sio­nen

Profilbild von Prof. Dr. med. Thomas Kapapa

Prof. Dr. med. Tho­mas Kapapa

Lei­ten­der Ober­arzt am Stand­ort Ulm

Profilbild von MBA Natascha-Ley Eirich

MBA Natascha-​Ley Eirich

Pro­jekt­ko­or­di­na­to­rin Malawi-​Projekt