STAR-TRAIN

Fortbildungsangebote für Ärzte und Therapeuten zum leitliniengerechten Umgang mit nicht-suizidalem selbstverletzendem Verhalten (NSSV)

Schlagworte

Nicht-suizidales-selbstverletzendes Verhalten (NSSV), Dissemination, Leitlinie, Fortbildungsangebote, E-Learning/Blended Learning

Projektleitung

Verbundpartner

  • Prof. Dr. Paul L. Plener, Medizinische Universität Wien (STAR Konsortium)

  • Prof. Dr. Michael Kaess, Universitätsklinikum Heidelberg (STAR-Online)

  • Prof. Dr. Christian Schmahl, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim (STAR-Neuro)

  • Prof. Dr. Tina In-Albon, Universität Landau/Koblenz (STAR-Assess)

  • Prof. Dr. Ulrich Ebner-Priemer, Karlsruher Institut für Technologie (STAR-EMA)

  • Dr. Daniel Radeloff, Universitätsklinikum Leipzig (STAR-Data)

Projektlaufzeit

11/2017-10/2021

Projektbeschreibung

Hintergrund:

STAR-TRAIN ist Teil des Verbundprojektes STAR (Self-Injury: Treatment, Assessment, Recovery), welches mögliche psychologische und neurobiologische Mechanismen erforscht, die zur Beendigung von NSSV beitragen könnten, um zukünftige Interventions- und Präventionsangebote gezielt planen und durchführen zu können und um die psychosoziale Versorgung in diesem Bereich zu verbessern.

NSSV ist unter Jugendlichen ein weit verbreitetes Phänomen, so dass Fachkräfte, welche beruflich in der Primärversorgung von psychisch kranken Jugendlichen tätig sind, Wissen über den Umgang mit NSSV haben sollten. Dieses Wissen stellt die seit dem Jahr 2015 vorliegende Behandlungsleitlinie für den Umgang mit NSSV bereit. Aus anderen Bereichen der Medizin ist allerdings bekannt, dass das Wissen um aktuelle Behandlungsleitlinien häufig nicht in der klinischen Praxis ankommt. Damit stellt sich die Frage, wie die in den Leitlinien niedergeschriebenen Erkenntnisse in die klinische Praxis transferiert werden können.

Ziele:

Ziel des Teilprojektes STAR-TRAIN ist es, Wissen über die Behandlung von NSSV an Ärzte sowie Psychotherapeuten weiterzugeben und die Dissemination dieses Wissens zu beforschen. Zunächst wird im Rahmen einer Bestandsanalyse der aktuelle Wissensstand zu NSSV sowie zu der Behandlungsleitlinie erhoben und der Bedarf an Informationen erfasst. Daraus ableitend werden verschiedene Informationsangebote (Printbroschüre, Online-Kurs und Blended-Learning) konzipiert und dahingehend verglichen, wie effektiv und hilfreich die Fortbildungsangebote in Bezug darauf sind, Kompetenzen zum Umgang mit NSSV zu vermitteln. Dazu werden alle Gruppen mittels Online-Fragebögen direkt vor der Freischaltung zum Online-Kurs bzw. dem Versand der Broschüre sowie nach Abschluss des Online-Kurses, ggf. mit Teilnahme an einem Präsenzkurs, bzw. nach Durcharbeiten der Broschüre befragt.Um zu überprüfen, wie nachhaltig die erworbenen Kompetenzen sind, wird drei Monate nach dieser Befragung eine Katamnesebefragung durchgeführt.

Ergebnisse:

Die Ergebnisse der Bestandsanalyse unter 677 Ärzten/Ärztinnen, Psychotherapeut*innen und Psycholog*innen zeigen, dass die Befragten in ihrem beruflichen Kontext häufig mit NSSV konfrontiert sind. Die meisten geben an, Vorwissen zu NSSV zu haben, welches sie weniger durch systematische Angebote wie Fort-/Weiterbildungen oder Studium erworben haben, sondern durch Austausch mit Kolleg*innen, durch berufliche Erfahrung oder durch Eigenstudium. Die eigenen Kompetenzen und das Wissen in Bezug auf NSSV werden auf einem mittleren Niveau eingeschätzt. Die meisten Proband*innen sahen einen Fortbildungsbedarf bei sich, v.a. zur Behandlung von NSSV bzw. zum therapeutischen/ medizinischen Vorgehen. Ca. die Hälfte gab an, von der Leitlinie zu wissen, ca. ein Viertel kennt nach eigenen Aussagen die Vorgaben der Leitlinie, davon folgen ca. 70% diesen Vorgaben in „allen“ oder „den meisten Fällen“.

Die drei entwickelten Fortbildungsangebote (Printbroschüre, Online-​Kurs und Blended-​Learning) wurden in einer randomisierten kontrollieren Prä-​Post-Gruppenvergleichsstudie mit 671 Ärztinnen/Ärzten und Psychotherapeut*innen in Bezug auf Wissen, Handlungskompetenzen, Selbstwirksamkeitserleben, Einstellungen gegenüber NSSV und Zufriedenheit mit dem Fortbildungsangebot untersucht.

Die Ergebnisse zeigen, dass alle drei entwickelten Fortbildungsformate zu einer Steigerung von Wissen, Kompetenzen und positiven Einstellungen gegenüber NSSV, Betroffenen und Behandlungseffektivität beitragen. Dieser Trainingseffekt blieb bis zur Katamneseerhebung drei Monate später stabil. Die Personen, die der Broschüren-Gruppe zugeteilt wurden, schnitten in zwei erhobenen Skalen etwas schlechter ab. Zudem geben alle Teilnehmenden unabhängig vom zugeteilten Fortbildungsformat eine Steigerung an in ihrem Selbstsicherheitsempfinden im Umgang mit NSSV, in ihrer Klarheit bezüglich des Vorgehens sowie in ihrer Achtsamkeit gegenüber dem Thema. Diese positive Einschätzung ist bei der Broschüren-Gruppe im Vergleich mit den anderen zwei Angeboten etwas niedriger. Der Praxistransfer der spezifischen Kurzintervention „Therapeutic Assessment“, die allen Fortbildungsformaten enthalten war, ist in der Blended-Learning-Gruppe am höchsten und in der Broschüren-Gruppe am niedrigsten ausgeprägt. Bei allen drei Disseminationsstrategien war die Nutzerzufriedenheit sehr hoch und die Bewertung der Fortbildungsqualität positiv, wobei die Broschüre die niedrigsten und Blended-Learning die höchsten Bewertungen erhielt. Die Wahl des Fortbildungsformats könnte nach den spezifischen Fortbildungszielen und Kosten-Nutzen-Erwägungen erfolgen. Die Entwicklung und Lektüre einer Broschüre erfordert am wenigsten Aufwand und bietet eine kurze, knappe Übersicht zu NSSV und den Leitlinienempfehlungen. Ist eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema mit mehr Praxisbezug/-beispielen gewünscht, ist E-Learning eine gute Wahl. Liegt der Fokus auf dem Praxistransfer im Sinne einer angewandten/veränderten Arbeitspraxis (in diesem Fall Anwendung die des „Therapeutic Assessments“), hat sich in der Studie Blended-Learning als beste Methode erwiesen.

Kontaktadresse

Gefördert von:

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)