AG Prof. Dr. Martin Heni
Klinische Diabetes- und Stoffwechselforschung
Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus und Adipositas nehmen weltweit stark zu und führen zu erheblichen Folgekomplikationen. Bereits vor dem Auftreten von Diabetes gibt es Subgruppen, die unabhängig vom Auftreten eines Diabetes zu erheblichen Folgeerkrankungen können. Wir erforschen intensiv die Ursachen von Stoffwechselerkrankungen. Damit wollen wir die Grundlage für neue, gezielte Präventions- und Behandlungsstrategien legen, die auf der zugrunde liegenden Pathophysiologie basieren und nicht nur Symptome bekämpfen.
Wir sind dabei nicht auf ein einzelnes Organ fokussiert, sondern wollen vor allem verstehen, wie die verschiedenen Organe in Menschen zusammenarbeiten, um den Stoffwechsel zu regulieren. Diese Vorgänge werden durch das Gehirn koordiniert, ein Prozess, der allerdings nicht bei allen Menschen gleich gut funktioniert. Wir wollen dazu beitragen, die zu Grunde liegenden Mechanismen aufzuklären und langfristig therapeutisch nutzbar zu machen. Hierbei interessieren wir uns sowohl für Signale aus dem Körper in das Gehirn als auch für Signale aus dem Gehirn in den Körper, wo vielfältige Mechanismen beeinflusst werden. Wir wollen zudem Auswirkungen von Störungen in diesen Signalen besser verstehen, die unter anderem zu Diabetes mellitus und einer ungünstigen Körperfettverteilung beitragen können.
Schwerpunkte
Insulinwirkung und Insulinresistenz im Gehirn und deren Einfluss auf den Stoffwechsel des gesamten Körpers
Geschlechtsunterschiede bei Insulinwirkung im Gehirn, Stoffwechselerkrankungen und Diabetes
Regulation der Körperfettverteilung des Menschen und langfristige Auswirkungen einer ungünstigen Körperfettverteilung
Schwangerschaftsdiabetes
Subgruppen von Diabetes und Prädiabetes
Entwicklung von innovativen Biomarkern bei metabolischen Erkrankungen
Leiter
Team
Dr. med. Roza Sabia
Funktionsoberärztin Sektion Endokrinologie, Fachärztin für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie
Schwerpunkte
Endokrinologie
Sophia Neth
Medizinische Doktorandin
Lena Feldhoff
Medizinische Doktorandin
Klinische Studien
Werden Sie Teil unserer Studie
Unterstützen Sie unsere Forschung durch Ihre Teilnahme an einer klinischen Studie. Informieren Sie sich über die Teilnahmebedingungen und die Vorteile einer Mitwirkung. Wir beraten Sie gerne persönlich.
stoffwechselforschung@uniklinik-ulm.de oder Tel. 0731 500 44863
Aktive Studien
Hintergrund:
Zur besseren Untersuchung des Glukose-Stoffwechsels wird häufig ein „Zuckerbelastungstest“ (OGTT = oraler Glukosetoleranztest) eingesetzt. Manche Patientinnen und Patienten reagieren darauf mit einer Unterzuckerung. Bisher wird angenommen, dass eine reaktive Hypoglykämie, also ein Unterzucker als Reaktion auf eine vorangegangene Zuckerzufuhr, einen möglichen Hinweis auf einen entstehenden Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“) darstellen könnte. Ob solche Unterzuckerungen bei betroffenen auch im Alltag auftreten ist bisher nicht klar.
Ziel der Studie:
Wir möchten das Auftreten von Unterzuckern bei Betroffenen aus unserer endokrinologischen Ambulanz im Alltag, unter realen Bedingungen untersuchen. Dafür bekommen Proband*innen über 14 Tage einen Glukosesensor, der kontinuierlich die Gewebezuckerwerte erfasst.
Hintergrund:
Schwangerschaftsdiabetes gilt als die häufigste Komplikation in der Schwangerschaft. Dabei wird eine Störung des Zuckerstoffwechsels mit erhöhten Blutzuckerwerten erstmals in der Schwangerschaft festgestellt. Diese Veränderung verschwindet nach der Schwangerschaft meistens wieder. Dennoch ist bei Müttern das Risiko an Typ 2 Diabetes zu erkranken erhöht und auch für das ungeborene Kind kann ein Schwangerschaftsdiabetes nachteilige Folgen haben.
Neben der absoluten Höhe des Zuckers scheinen Schwankungen im Blutzuckerspiegel besondere Rolle zu spielen. Bei vielen Frauen reicht eine Ernährungsumstellung im Rahmen einer Ernährungstherapie aus, um den Blutzuckerspiegel zu normalisieren. Leider benötigen einige Frauen zusätzliche Maßnahmen, um ihren Blutzuckerspiegel effektiv zu kontrollieren.
Ernährungsstudien zur Veränderung der Kohlenhydratmenge oder -art lieferten bisher uneinheitliche Ergebnisse, weshalb in unserer Studie die Rolle von Protein im Vordergrund steht. Bei gesunden Personen und Personen mit Typ-2-Diabetes konnte der Blutzuckerspiegel nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit abgeschwächt werden, wenn kurz zuvor eine Molkeproteinlösung eingenommen wurde.
Ziel der Studie:
Wir möchten klären, ob eine Vorbehandlung mit Molkeprotein den Blutzuckeranstieg nach Kohlenhydrataufnahme in der Schwangerschaft absenken kann und die zugrundeliegenden Mechanismen untersuchen.
Wir suchen Schwangere zwischen Schwangerschaftswoche 24+0 und 27+6!
Flyer PROGS
Hintergrund:
Das menschliche Gehirn reagiert auf Insulin. Das körpereigene Hormon wirkt in speziellen Hirnregionen, die für Essverhalten, die Energieregulation und den Stoffwechsel im ganzen Körper von entscheidender Bedeutung sind. Wir konnten zeigen, dass durch Insulinwirkung im Gehirn die Insulinempfindlichkeit im ganzen Körper verbessert werden kann. Dabei wird die körpereigene Produktion von Zucker durch die Leber verringert und Zucker wird vermehrt in verschiedene Gewebe aufgenommen. Zudem beeinflusst Insulinwirkung im Gehirn die Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse.
Es gibt jedoch Menschen, bei denen das Hormon Insulin im Gehirn nicht wirkt, ihr Gehirn ist insulinresistent. Dieses Phänomen tritt häufig bei übergewichtigen Menschen auf, vor allem bei Personen mit viel Bauchfett. Diese Insulinresistenz im Gehirn scheint den Zuckerstoffwechsel im gesamten Körper zu beeinflussen und könnte so zur Entstehung von Typ 2 Diabetes beitragen. Bisher ist jedoch unklar, welchen Anteil die Insulinwirkung im Gehirn und welchen Anteil die direkten Signale des Insulins im restlichen Körper auf den menschlichen Stoffwechsel haben.
Es gibt deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich der Insulinwirkung im Gehirn gibt, die bisher nur wenig untersucht wurden. Forschungsergebnisse aus einer unserer Studien zeigen zudem wesentliche Effekte des weiblichen Zyklus. Bei Frauen reagiert das Gehirn während der ersten Phase des Zyklus (Follikelphase) sehr empfindlich auf Insulin. Im Gegensatz dazu ist die Reaktion in der zweiten Phase des Zyklus (Lutealphase) deutlich geringer.
Ziel der Studie:
Wir möchten den Einfluss von Insulin im Gehirn auf die Reaktion des Körpers nach der Nahrungsaufnahme untersuchen. Dabei berücksichtigen wir bei Frauen Unterschiede zwischen den Zyklushälften.
Die männlichen Probanden haben wir (fast) vollständig rekrutiert.
Aktuell suchen wir noch gesunde Probandinnen, die keine hormonelle Verhütung einnehmen!
Flyer BrainInsPPM
Hintergrund und Ziel der Studie:
Wir möchten mehr über die normale Reaktion des Körpers während und nach der Nahrungsaufnahme herausfinden. Hierzu nutzen wir Daten, die durch kleine, am Körper tragbare Geräte (Wearables), Fragebögen und Fotos von Mahlzeiten erfasst werden. Unser Ziel ist es zu untersuchen, ob sich in diesen Daten Muster erkennen lassen, die auf eine Nahrungsaufnahme hinweisen.
Folgende Wearables kommen in der Studie zum Einsatz:
- Sensor zur kontinuierlichen Glucosemessung
- Sensor, der auf den Brustkorb aufgeklebt wird und kontinuierlich die elektrische Herzaktivität (EKG) aufzeichnet
- Armband, welches Puls, Hautleitwert, Hauttemperatur und Körperkerntemperatur aufzeichnet
- Optional für Frauen: Sensor, der nachts getragen wird und intravaginal die Körperkerntemperatur misst
Die Studie wird in Kooperation mit dem Institut für Biomedizinische Technik unter Prof. Dr. Walter Karlen durchgeführt.
Institut - Universität Ulm (uni-ulm.de)
Die Studie startet in Kürze!
Hintergrund:
Das Immunsystem wird nicht nur als Reaktion auf den Kontakt mit Krankheitserregern aktiviert, sondern spielt auch bei körperlicher Aktivität und Sport eine wichtige Rolle. Schon kurze körperliche Betätigung führte zu einer raschen Aktivierung des Immunsystems. Es wird vermutet, dass diese Reaktion auch sehr wichtig für günstige Effekte von Sport auf den ganzen Körper sein könnte. Wie das Immunsystem durch körperliche Betätigung genau aktiviert wird, ist nach wie vor nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass das autonome Nervensystem hierbei eine wichtige Rolle spielt. Dieses wird neben körperlicher Betätigung auch durch die Aufnahme von Nahrung aktiviert. Nach Nahrungsaufnahme wird im Körper das Hormon Insulin ausgeschüttet, das unter anderem im Gehirn wirkt. Insulinwirkung im Gehirn führt zu einer Verschiebung der Aktivität des autonomen Nervensystems hin zum sogenannten Parasympathikus.
Ziel der Studie:
Wir möchten herausfinden, wie sich eine Aktivierung des parasympathischen Teils des autonomen Nervensystems durch zentralnervöse Insulinwirkung auf das Immunsystem während sportlicher Aktivität auswirkt.
Die Studie startet in Kürze!