Morbus Osler
Der Morbus Osler ist eine vererbbare Erkrankung des Gefäßbindegewebes, die u.a. auch als hereditäre hämorrhagische Teleangiektasie (HHT) bezeichnet wird. Benannt ist die Erkrankung nach dem kanadischen Arzt Sir William Osler (1849 – 1919). Durch die genetischen Veränderungen kommt es zu Gefäßerweiterungen, die den gesamten Körper betreffen können. Hierdurch ergibt sich ein breites Bild an milden bis schwerwiegenden Symptomen, die eine ganzheitliche Erkennung und Therapie unabdingbar machen.
Da es sich um eine systemische Erkrankung handelt, kann der gesamte Körper befallen sein. Die Ausprägung der Symptome ist sehr unterschiedlich. Typisch ist die Ausbildung von sogenannten Teleangiektasien. Hierbei handelt es sich um rote, flache oder erhabene, Veränderungen der Haut und Schleimhäute von Nase, Mund und Magen-Darm-Trakt, die auch „Osler-Spots" genannt werden. Hauptsächlich sind diese Spots in der Nasenschleimhaut anzutreffen und führen zum Hauptsymptom Nasenbluten, das bei über 90% der Patienten zu finden ist. Weniger häufig sind Magen- oder Darmblutungen, die häufig unbemerkt ablaufen und zu Blutarmut führen können. Da sich im Magen-Darm-Trakt rasch große Blutmengen ansammeln können, kann eine unerkannte Blutung lebensgefährlich werden.
Durch Kurzschlüsse im Lungenkreislauf nimmt ein Teil des Blutes nicht am Gasaustausch teil. Dadurch kann es zu einer erniedrigten Sauerstoffkonzentration kommen, die die Patienten allerdings in den meisten Fällen nicht im Alltag einschränkt. Zudem können über die Kurzschlussverbindungen Bakterien oder Blutgerinnsel (z.B. im Rahmen eines Unfalls/Verletzung) verschleppt und dadurch Gefäßverschlüsse (Infarkte) oder Eiteransammlungen (Abszesse) verursacht werden. Bei dem sehr seltenen Befall der versorgenden Arterien und Venen des Gehirns kann es zu Hirnblutungen und Schlaganfällen kommen. Im Rahmen eines Befalls der Leber kann es je nach Größe der Gefäßerweiterungen und Kurzschlüsse zu einer Überlastung des Herzens kommen.