Schmerz­the­ra­pie

Experte

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    Priv.-Doz. Dr. med. Peter Stef­fen

    Sek­ti­ons­lei­ter Schmerz­the­ra­pie, Ober­arzt, Fach­arzt für Anäs­the­sio­lo­gie, Zusatz­be­zeich­nun­gen: Spe­zi­elle Schmerz­the­ra­pie, Pal­lia­tiv­me­di­zin, Not­fall­me­di­zin

Eine moderne Schmerz­the­ra­pie ist heute ein selbst­ver­ständ­li­cher Bestand­teil einer umfas­sen­den Krebs­be­hand­lung. Sie kommt sowohl gegen die Schmer­zen zum Ein­satz, die durch einen Tumor bzw. seine Absied­lun­gen aus­ge­löst wer­den wie auch gegen die­je­ni­gen Schmer­zen, die Folge einer Krebs­be­hand­lun­gen sind wie bei­spiels­weise Ope­ra­ti­ons­schmer­zen.

Ent­ge­gen der häu­fi­gen Annahme sind Schmer­zen aller­dings sel­ten das erste Warn­zei­chen für das Auf­tre­ten einer Tumor­er­kran­kung. Bei weni­ger als einem Drit­tel der Men­schen, bei denen eine Krebs­er­kran­kung fest­ge­stellt wird, sind Schmer­zen der ent­schei­dende Hin­weis­ge­ber.

Bei Fort­schrei­ten der Erkran­kung wer­den jedoch Schmer­zen sehr häu­fig zum Pro­blem: Sie schrän­ken dann die Beweg­lich­keit ein, beein­träch­tig­ten das Wohl­be­fin­den und ver­schlech­tern die Lebens­qua­li­tät. Es ist daher heute unum­strit­ten, dass neben einer ursäch­li­chen Tumor­be­hand­lung eine gute, ver­läss­li­che und lau­fend über­prüfte Schmerz­the­ra­pie einen gro­ßen Stel­len­wert besitzt, um das Wohl­be­fin­den und die Lebens­qua­li­tät der Pati­en­ten zu erhal­ten.

Eine wich­tige Vor­aus­set­zung für eine erfolg­rei­che Behand­lung von Schmer­zen ist eine regel­mä­ßige Schmerzer­fas­sung. Dabei wer­den Infor­ma­tio­nen über die Beschwer­den zusam­men­ge­tra­gen. Wo tritt der Schmerz auf, wie stark ist er, wel­chen Zeit­ver­lauf hat er, tre­ten zusätz­lich zu Dau­er­schmer­zen noch Schmer­z­an­fälle auf? Es hat sich über­dies bewährt, die Stärke der Schmer­zen auf einer so genann­ten Ana­log­skala zu erfas­sen. Eine ein­fa­che Ana­log­skala ist eine Wör­ter­skala mit "kein Schmerz" "leich­ter Schmerz" "mäßi­ger Schmerz" "star­ker Schmerz" und "stärks­ter vor­stell­ba­rer Schmerz". Eine häu­fig ver­wen­dete Skala ist die 10-er Schmerz­skala von 0-10, bei der 0 = kein Schmerz und 10 = der stärkste vor­stell­bare Schmerz bedeu­tet. Obwohl sich nicht alle Betrof­fe­nen leicht tun mit die­ser Form der Schmerz­mes­sung, ist seit lan­gem klar, dass die Emp­fin­dung der Betrof­fe­nen die sinn­vollste und ver­läss­lichste Basis ist, um die Schmerz­be­hand­lung zu steu­ern. Ange­hö­rige, Pfle­ge­kräfte oder Ärzte unter­schät­zen häu­fig schwere Schmer­zen.

Wich­tig für Pati­en­ten ist zu wis­sen, dass die behan­deln­den Ärzte nicht auto­ma­tisch auf­grund der medi­zi­ni­schen Unter­su­chun­gen wie bei­spiels­weise Rönt­gen­bil­der oder Com­pu­ter­to­mo­gra­phien auf die Schmer­zen zurück schlie­ßen kön­nen. Nicht über­all, wo ein Tumor zu fin­den ist, muss es zwangs­läu­fig weh­tun. Viel­mehr bedarf es der Mit­tei­lung vom Pati­en­ten an den Arzt, ob Schmer­zen bestehen und wie stark diese sind. Auch soll­ten Pati­en­ten keine Angst davor haben, dass ihre Ärzte durch eine Klage über Schmer­zen mög­li­cher­weise vom wich­ti­gen Ziel einer erfolg­rei­chen Krebs­be­hand­lung abge­lenkt wer­den könn­ten.

Zu den Bau­stei­nen einer erfolg­rei­chen Behand­lung von Schmer­zen bei Tumor­er­kran­kun­gen gehö­ren zum einen tumor­be­ein­flus­sende Behand­lun­gen wie eine Strah­len­the­ra­pie. Diese ist ins­be­son­dere bei Kno­chen­schmer­zen wich­tig, einer der häu­figs­ten Ursa­chen von krebs­be­ding­ten Schmer­zen. Auch Che­mo­the­ra­pie und Ope­ra­tio­nen kön­nen zur Schmerz­be­hand­lung sinn­voll und wich­tig sein. Zum ande­ren erfolgt die Schmerz­be­hand­lung vor allem mit Medi­ka­men­ten, die plan­mä­ßig und in aus­rei­chen­der Dosis nach dem so genann­ten Stu­fen­schema der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion (WHO) ein­ge­setzt wer­den.

Zusätz­li­che Mög­lich­kei­ten der Schmerz­be­hand­lung sind Kran­ken­gym­nas­tik und andere For­men der phy­si­ka­li­schen The­ra­pie, im Wei­te­ren so genannte Gegen­reiz­ver­fah­ren wie bei­spiels­weise Kälte-​ und Wär­me­an­wen­dung und in Ein­zel­fäl­len neu­ro­chir­ur­gi­sche Schmerz­be­hand­lungs­ver­fah­ren wie bei­spiels­weise Schmerz­pum­pen. Psy­cho­lo­gi­sche Behand­lungs­ver­fah­ren wie bei­spiels­weise Ent­span­nungs­übun­gen kön­nen eine wei­tere wert­volle Hilfe bei der Kon­trolle von Schmer­zen sein.

Auf­grund sei­ner her­aus­ra­gen­den Bedeu­tung soll das Stu­fen­schema der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion (WHO) noch etwas genauer vor­ge­stellt wer­den. Es wurde vor knapp 20 Jah­ren basie­rend auf lang­jäh­ri­ger Erfah­rung von Exper­ten ins­be­son­dere der eng­li­schen Pal­lia­tiv­me­di­zin ver­öf­fent­licht. In der Zwi­schen­zeit hat es sich als eine sehr wirk­same und bei der über­wie­gen­den Mehr­zahl der Betrof­fe­nen erfolg­rei­che Behand­lungs­re­gel her­aus­ge­stellt.

Dabei wer­den auf 3 Stu­fen ent­spre­chend der Schmer­zen der Pati­en­ten Medi­ka­mente gege­ben. Bei leich­ten bis mäßig star­ken Schmer­zen wer­den zunächst ein­fa­che Schmerz­mit­tel ein­ge­setzt, wor­un­ter Medi­ka­mente mit aspi­rin­ar­ti­ger Wir­kung wie bei­spiels­weise Par­acet­amol oder Rheu­masch­merz­mit­tel zu ver­ste­hen sind. Wich­tig ist zu wis­sen, dass diese Medi­ka­mente in aller Regel in fes­ten Zeit­ab­stän­den nach ihrer Wirk­dauer ein­ge­nom­men wer­den soll­ten, um einen gleich­mä­ßi­gen Wirk­stoff­spie­gel im Kör­per zu erei­chen.

Wenn die Schmer­zen stär­ker wer­den und ein ein­fa­ches Schmerz­mit­tel nicht mehr aus­reicht, wird auf der zwei­ten Stufe ein so genann­tes schwa­ches mor­phin­ar­ti­ges Medi­ka­ment dazu gege­ge­ben. In Deutsch­land sind sehr gebräuch­li­che Medi­ka­mente bei­spiels­weise Tramadol-​ oder Tili­din­prä­pa­rate. Auch hier gilt, dass diese Medi­ka­mente in regel­mä­ßi­gen Zeit­ab­stän­den nach ihrer Wirk­dauer ein­ge­nom­men wer­den sol­len.

Wenn das Medi­ka­ment der Stufe 2 nicht mehr aus­reicht, wird es gegen ein star­kes Mor­phin ersetzt. Zu den star­ken Mor­phi­nen gehört bei­spiels­weise Mor­phium selbst, das nach wie vor einen hohen Stel­len­wert in der Krebs­schmerz­the­ra­pie besitzt. Es gibt jedoch auch andere starke Mor­phine, die für die Behand­lung von star­ken tumor­be­ding­ten Schmer­zen geeig­net sind. Hierzu gehö­ren zum Bei­spiel die häu­fig ver­wen­de­ten Schmerz­pflas­ter. Wich­tig ist zu wis­sen, dass bei den Mor­phi­nen die not­wen­dige Dosis für jeden Pati­en­ten unter­schied­lich sein kann. Sie muss daher für jeden Pati­en­ten ein­zeln gefun­den und häu­fig im Laufe der Zeit ange­passt wer­den. Wenn zusätz­lich zu den Grund­schmer­zen noch Schmer­z­an­fälle auf­tre­ten, so besteht die Mög­lich­keit zusätz­li­che Dosen von Mor­phi­nen ein­zu­neh­men. Da Mor­phine lei­der auch uner­wünschte Wir­kun­gen haben, müs­sen ergän­zende Medi­ka­mente ein­ge­nom­men wer­den, zum Bei­spiel gegen Übel­keit und Ver­stop­fung. Zusätz­lich zu den genann­ten Wirk­stof­fen kann es bei Ner­ven­schmer­zen erfor­der­lich wer­den, wei­tere Medi­ka­mente ein­zu­neh­men. Hierzu gehö­ren - was man­che Pati­en­ten zunächst etwas über­rascht - so genannte Anti­epi­lep­tika und Anti­de­pres­siva, d. h. Medi­ka­mente die ursprüng­lich zur Behand­lung von Krampf­lei­den und Depres­si­ons­er­kran­kun­gen ent­wi­ckelt wur­den. Auch diese Medi­ka­mente müs­sen nach einem fes­ten Zeit­schema in regel­mä­ßi­gen Abstän­den ein­ge­nom­men wer­den. Das Ziel der Schmerz­be­hand­lung ist eine Lin­de­rung der Schmer­zen auf ein erträg­li­ches Maß. Eine völ­lige Schmerz­frei­heit kann zwar manch­mal, aber nicht in allen Fäl­len erreicht wer­den. Wich­ti­ger für die Pati­en­ten ist jedoch häu­fi­ger die Erfah­rung, ihre Schmer­zen wie­der in den Griff zu bekom­men und auch selbst etwas tun zu kön­nen, wenn die Schmer­zen sich erneut ver­stär­ken oder wenn Schmer­z­an­fälle auf­tre­ten.

In aller Regel ver­bes­sert sich mit einer guten Schmerz­lin­de­rung das Wohl­be­fin­den der Pati­en­ten. Die Betrof­fe­nen kön­nen wie­der akti­ver wer­den, ihr Nacht­schlaf wird erhol­sam und ihre Stim­mung hebt sich. Viele Men­schen, die anfangs eine gewisse Scheu vor der regel­mä­ßi­gen Ein­nahme von Mor­phi­nen haben, kön­nen diese Ängste mit der Erfah­rung einer erfolg­rei­chen Behand­lung able­gen. Unbe­grün­det ist die lei­der nach wie vor häu­fige Sorge, dass sich aus der län­ge­ren Ein­nahme von Mor­phin­prä­pa­ra­ten eine Sucht­er­kran­kung ent­wi­ckeln könnte. Auch für Beden­ken, dass die star­ken Mor­phine rasch ihre Wir­kung ver­lie­ren könn­ten oder im Kampf gegen den Krebs scha­den wür­den, gibt es kei­nen wirk­li­chen Anlass. Den­noch gibt es auch heute noch Pati­en­ten, für die sol­che Befürch­tun­gen der Grund sind, lie­ber Schmer­zen aus­zu­hal­ten, als eine wirk­same Schmerz­be­hand­lung in Anspruch zu neh­men.

Inso­fern bedarf es unver­än­dert der Ermu­ti­gung von Pati­en­ten (und auch von Ärz­ten!), den Wert und die Not­wen­dig­keit einer guten Schmerz­the­ra­pie im Rah­men einer umfas­sen­den Krebs­be­hand­lung hoch genug ein­zu­schät­zen.

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Die War­te­zei­ten bei chro­ni­schen Schmer­zen betra­gen zur Zeit etwa drei bis fünf Monate. Für Pati­en­ten mit Tumor­schmer­zen oder bestimm­ten aku­ten Schmerz­er­kran­kun­gen (z.B. Tri­ge­mi­nus­neur­al­gie, CRPS, Gür­tel­rose, Cluster-​Kopfschmerz) bestehen hin­ge­gen mini­male War­te­zei­ten.

Pati­en­ten, die sich für die Spe­zi­al­sprech­stunde für tumor­be­dingte Schmer­zen (siehe Flyer) anmel­den, wer­den mög­lichst kurz­fris­tig gese­hen. Die Sprech­stunde fin­det diens­tags sowie nach Ver­ein­ba­rung statt. Zu die­sen Ter­mi­nen brin­gen Sie bitte Befunde zu Ihrer Tumor­er­kran­kung sowie ande­ren Vor­er­kran­kun­gen mit, soweit diese nicht im Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ulm erho­ben wur­den. Zudem bit­ten wir Sie einen aktu­el­len Medi­ka­men­ten­plan mit­zu­brin­gen.

Die ambu­lan­ten Sprech­stun­den fin­den im Bereich der Schmerz­am­bu­lanz der Sek­tion Schmerz­the­ra­pie statt. Diese fin­den Sie in der chir­ur­gi­schen Kli­nik im Bereich der Hoch­schul­am­bu­lanz.