Pan­kre­as­kar­zi­nom

Bauch­spei­chel­drü­sen­krebs

Exper­ten­In­nen

- inter­nis­tisch

  • Profilbild von Prof. Dr. med. Thomas Seufferlein

    Prof. Dr. med. Tho­mas Seuf­fer­lein

    Ärzt­li­cher Direk­tor der Kli­nik für Innere Medi­zin I (Spei­se­röhre, Magen, Darm, Leber und Niere sowie Stoff­wech­sel­er­kran­kun­gen) und Spre­cher des Darm­zen­trums

  • Profilbild von Dr. med. Thomas J. Ettrich

    Dr. med. Tho­mas J. Ettrich

    Ober­arzt, Lei­ter Schwer­punkt GI-​Onkologie, Lei­ter des kli­ni­schen Stu­di­en­zen­trums GI-​Onkologie

    Schwer­punkte

    Gastro­in­te­sti­nale Onko­lo­gie, Kli­ni­sche Stu­dien

  • Profilbild von PD Dr. med. Lukas Perkhofer

    PD Dr. med. Lukas Perk­ho­fer

    Ober­arzt, Fach­arzt für Innere Medi­zin und Gas­tro­en­te­ro­lo­gie, Medi­ka­men­töse Tumor­the­ra­pie

    Schwer­punkte

    Gastro­in­te­sti­nale Onko­lo­gie

    Endo­sko­pie

  • Profilbild von Dr. med. Angelika Kestler

    Dr. med. Ange­lika Kest­ler

    Funk­ti­ons­ober­ärz­tin, Fach­ärz­tin für Innere Medi­zin und Gas­tro­en­te­ro­lo­gie, Pal­lia­tiv­me­di­zin, Ärzt­li­che Refe­ren­tin für GI-​Onkologie am CCCU

    Schwer­punkte

    Gastro­in­te­sti­nale Onko­lo­gie, Pri­vat­am­bu­lanz Prof. Seuf­fer­lein

- chir­ur­gisch

  • Profilbild von Prof. Dr. med. Nuh Rahbari, MHBA

    Prof. Dr. med. Nuh Rah­bari, MHBA

    Ärzt­li­cher Direk­tor

  • Profilbild von Prof. Dr. med. Marko Kornmann

    Prof. Dr. med. Marko Korn­mann

    Stellv. Ärzt­li­cher Direk­tor/ Koor­di­na­tor Viszeral-​Onkologisches Zen­trum

    Schwer­punkte

    Bereichs­lei­tung Bauchspeicheldrüsen-​, Magen-​ und Spei­se­röh­ren­chir­ur­gie

  • Profilbild von Prof. Dr. med. Emrullah Birgin

    Prof. Dr. med. Emrul­lah Bir­gin

    Schwer­punkte

    Bereichs­lei­tung Leber-​ und Gal­len­we­ge­chir­ur­gie
    Ärzt­li­che Lei­tung Stu­di­en­zen­trum
     

- radio­on­ko­lo­gisch

  • Profilbild von Prof. Dr. med. Thomas Wiegel

    Prof. Dr. med. Tho­mas Wie­gel

    Ärzt­li­cher Direk­tor der Kli­nik für Strah­len­the­ra­pie und Radio­on­ko­lo­gie

Beschrei­bung der Erkran­kung

Die bös­ar­ti­gen Tumore der Bauch­spei­chel­drüse wer­den als Pan­kre­as­kar­zi­nome bezeich­net.

Häu­fig­keit und Erkran­kungs­al­ter

Tumo­ren der Bauch­spei­chel­drüse machen 2-3% aller bös­ar­ti­gen Neu­bil­dun­gen beim Erwach­se­nen aus. In Deutsch­land und Europa erkran­ken in der männ­li­chen Bevöl­ke­rung 10-12 und in der weib­li­chen Bevöl­ke­rung 7-9 Indi­vi­duen pro 100.000 Ein­woh­ner pro Jahr an die­sem Tumor. In den letz­ten Jah­ren haben Krebs­er­kran­kun­gen der Bauch­spei­chel­drüse (Pan­kre­as­kar­zi­nome) ste­tig zuge­nom­men.

Häu­fig wer­den die Tumore erst in fort­ge­schrit­te­nen Sta­dien ent­deckt. Die voll­stän­dige chir­ur­gi­sche Resek­tion (Ope­ra­tion) ist zum heu­ti­gen Zeit­punkt die ein­zige Chance auf Hei­lung. Wegen der oft spä­ten Dia­gnose und des aggres­si­ven Ver­laufs ist diese Krebs­er­kran­kung trotz der rela­tiv gerin­gen Häu­fig­keit welt­weit die fünft­häu­figste tumor­be­dingte Todes­ur­sa­che.

Der Alters­gip­fel liegt zwi­schen dem 60. und 75. Lebens­jahr. Etwa 80% der Tumore fin­den sich im Kopf, 20% im Kör­per und 10% im Schwanz der Bauch­spei­chel­drüse. Bei etwa 80-90 % der Tumore der Bauch­spei­chel­drüse han­delt es sich um drü­sige Kar­zi­nome, die vom Erschei­nungs­bild den Gang­struk­tu­ren der nor­ma­len Bauch­spei­chel­drüse ähneln (dukta­les Ade­no­kar­zi­nom). Die übri­gen Tumore sind eher sel­ten. Es han­delt sich u.a. um endo­krine Tumore oder Azi­nus­zell­kar­zi­nome.

Ursa­chen und Risi­ko­fak­to­ren

Die Ursa­chen für die Ent­ste­hung von Bauch­spei­chel­drü­sen­krebs sind bis­her wei­test­ge­hend unbe­kannt. Unter den äuße­ren Ein­flüs­sen konnte nur das Ziga­ret­ten­rau­chen als Risi­ko­fak­tor sicher nach­ge­wie­sen wer­den. Wei­ter wird eine faser­arme, hoch­ka­lo­ri­sche und fett­rei­che Kost als mög­li­cher Risi­ko­fak­tor dis­ku­tiert.

Bei etwa jedem 20. Pati­en­ten mit Bauch­spei­chel­drü­sen­krebs fin­det sich ein wei­te­rer Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ger 1. Gra­des mit die­sem Tumor. Man spricht dann von einem fami­liä­ren Bauch­spei­chel­drü­sen­krebs. Dabei ist bis­lang nicht klar, inwie­weit dafür gemein­same Lebens­ge­wohn­hei­ten oder erb­li­che Ver­an­la­gun­gen ver­ant­wort­lich sind. Bei weni­gen Fami­lien konn­ten Beson­der­hei­ten in der Erb­infor­ma­tion (Gen­mu­ta­tio­nen) nach­ge­wie­sen wer­den, die mit einer erb­li­chen Ver­an­la­gung für die Ent­wick­lung bös­ar­ti­ger Tumore ein­her­gin­gen. Hierzu gehö­ren Fami­lien, bei denen nicht nur Bauch­spei­chel­drü­sen­krebs son­dern auch schwar­zer Haut­krebs (mali­gnes Mela­nom) auf­tra­ten, das soge­nannte Pankreaskarzinom-​Melanom-Syndrom, und wei­tere sel­tene Erb­krank­hei­ten. Diese Fami­lien sind sehr sel­ten.

Wei­ter­hin haben Fami­lien mit der sehr sel­te­nen Form der erb­li­chen chro­ni­schen Ent­zün­dung der Bauch­spei­chel­drüse (Heredi­täre Pan­krea­ti­tis) ein deut­lich erhöh­tes Risiko bis zum Alter von 70 Jah­ren an einem Pan­kre­as­kar­zi­nom zu erkran­ken. Einige Stu­dien wei­sen dar­auf­hin das auch Pati­en­ten mit nicht erb­lich beding­ten For­men der chro­ni­schen Bauch­spei­chel­drü­sen­ent­zün­dung (z.B. bei chro­ni­schen Alko­hol­miss­brauch) ein erhöh­tes Risiko für ein Pan­kre­as­kar­zi­nom haben.

Krank­heits­zei­chen

Die Beschwer­den sind beim Krebs der Bauch­spei­chel­drüse lei­der häu­fig un-​charakteristisch. Pati­en­ten berich­ten über Sym­ptome wie Ober­bauch­schmer­zen, Abge­schla­gen­heit, Gewichts­ver­lust, Fie­ber und Rücken­schmer­zen. Spe­zi­fi­schere Beschwer­den sind eine Gelb­sucht (Ikte­rus), eine neu auf­ge­tre­tene Zucker­er­kran­kung oder eine Ent­zün­dung der Bauch­spei­chel­drüse. Ins­be­son­dere bei Pati­en­ten >60 Jahre mit neu auf­ge­tre­te­nen Rücken­be­schwer­den oder Zucker­er­kran­kun­gen sollte immer an ein Pan­kre­as­kar­zi­nom mit­ge­dacht wer­den, um Ver­zö­ge­run­gen in der Dia­gnos­tik zu ver­mei­den.

Unter­su­chun­gen

Wenn der Ver­dacht auf eine Krebs­er­kran­kung der Bauch­spei­chel­drüse besteht, sind zur Dia­gno­se­stel­lung eine Reihe von Unter­su­chun­gen erfor­der­lich, die nach­fol­gend kurz beschrie­ben wer­den.  

Ana­mnese und kör­per­li­cher Unter­su­chung

Bei einem aus­führ­li­chen Gespräch schil­dern Sie dem Arzt alle Ihre Beschwer­den und Vor­er­kran­kun­gen. Anschlie­ßend wird eine gründ­li­che kör­per­li­che Unter­su­chung durch­ge­führt.

Labor­un­ter­su­chun­gen

Bei Ihnen wird eine Reihe von Blut­un­ter­su­chun­gen durch­ge­führt, die Auf­schluss über den All­ge­mein­zu­stand und bestimmte Organ­funk­tio­nen geben. Ver­än­de­run­gen im Blut wie Blut­ar­mut, Ver­än­de­run­gen der Blut­ei­weiße, Erhö­hung des Kal­zi­um­spie­gels, erhöhte Spie­gel der Leber-​ und Bauch­spei­chel­drü­sen­en­zyme oder eine erhöhte Blut­kör­per­chen­sen­kung sind unter Umstän­den Aus­druck der Tumor­er­kran­kung. Erhöhte Leber­werte kön­nen dar­auf hin­wei­sen, dass der Tumor den Gal­len­gang ein­engt, und den Abfluss der Galle in den Dünn­darm ver­hin­dert. Die für das Pan­kre­as­kar­zi­nom bekann­ten Tumor­mar­ker sind nicht spe­zi­fisch und haben nur in der Ver­laufs­kon­trolle nach einer even­tu­el­len Ope­ra­tion eine Bedeu­tung.

Trans­ab­do­mi­nel­ler Ultra­schall (Sono­gra­phie)

Auf­grund der kos­ten­güns­ti­gen Ver­füg­bar­keit und der Abwe­sen­heit von Neben­wir­kun­gen oder Strah­len­be­las­tung, stellt die Sono­gra­phie heute die erste und wich­tigste Unter­su­chung bei Ver­dacht auf eine Krebs­er­kran­kung der Bauch­spei­chel­drüse dar. Die Beur­tei­lung ist oft durch die Lage des Organs und häu­fige Luft­über­la­ge­run­gen erschwert, so dass wei­tere bild­ge­bende Ver­fah­ren zum Ein­satz kom­men müs­sen. Ein wich­ti­ger Vor­teil der Sono­gra­phie liegt in der Mög­lich­keit die Aus­brei­tung des Tumors in andere Organe zu beur­tei­len, oder bereits vor­han­dene Meta­sta­sen (Tumor­ab­sie­de­lun­gen), z.B. in der Leber zu erken­nen. Fer­ner kann die Sono­gra­phie erken­nen, ob ein Tumor der Bauch­spei­chel­drüse den Gal­len­gang ein­engt und einen Auf­stau von Galle bewirkt, der rasch behan­delt wer­den müsste.

Endo­so­no­gra­phie (EUS)

Bei einer Endo­so­no­gra­phie wird eine Spie­ge­lung von Magen/Dünn­darm mit einem Gerät durch­ge­führt, wel­ches eine Ultra­schall­sonde an der Gerä­te­spitze hat. Diese Ultra­schall­sonde kann im Magen oder im Dünn­darm direkt an die Bauch­spei­chel­drüse her­an­ge­führt wer­den, so dass es gelingt selbst kleine Tumore zu erken­nen. Die Endo­so­no­gra­phie erlaubt zudem eine prä­zise Abschät­zung der loka­len Tumor­aus­brei­tung z.B. in Nach­bar­or­gane oder in Lymph­kno­ten.

Fein­na­del­bi­op­sie

War auf­grund der bild­ge­ben­den Ver­fah­ren eine ein­deu­tige Dia­gno­se­stel­lung nicht mög­lich, so hat Ihr Arzt mög­li­cher­weise eine soge­nannte Fein­na­del­punk­tion des Tumors in der Bauch­spei­chel­drüse oder von Absie­de­lun­gen ver­an­lasst. Hier­bei wird eine feine Nadel unter Ultra­schall­kon­trolle, ent­we­der durch die Bauch­wand oder über Magen­wand bei einer Endo­so­no­gra­phie in den Tumor gescho­ben, um Zell­ma­te­rial zu gewin­nen. Die­ses Zell­ma­te­rial wird vom Spe­zia­lis­ten (Patho­loge/Zyto­loge) im Mikro­skop nach ver­schie­de­nen Spe­zi­al­fär­bun­gen unter­sucht. Die Genau­ig­keit der bild­ge­ben­den Ver­fah­ren lässt sich durch eine zusätz­li­che Fein­na­del­punk­tion deut­lich erhö­hen.

Com­pu­ter­to­mo­gra­phie (CT)

Die Com­pu­ter­to­mo­gra­phie wird durch­ge­führt wenn die Sono­gra­phie und/oder Endo­so­no­gra­phie nicht aus­sa­ge­kräf­tig waren, oder zur Ope­ra­ti­ons­pla­nung.

Die Com­pu­ter­to­mo­gra­phie ist eine schmerz­lose Rönt­gen­un­ter­su­chung bei der Kon­trast­mit­tel intra­ve­nös ver­ab­reicht wird. Der betref­fende Abschnitt des Kör­pers wird Schicht für Schicht durch­leuch­tet, so dass der Sitz und die Größe des Tumors genau fest­ge­stellt wer­den kön­nen. Die genaue Aus­brei­tung des Tumors und even­tu­ell bestehende Meta­sta­sen, z.B. in Leber, Lunge oder Lymph­kno­ten kön­nen dadurch fest­ge­stellt wer­den

Kern­spin­to­mo­gra­phie (Magnet­re­so­nanz­to­mo­gra­phie=MRT)

Unter Umstän­den wurde bei Ihnen auch eine Kern­spin­to­mo­gra­phie (MRT) durch­ge­führt. Die MRT ist keine Rönt­gen­un­ter­su­chung, son­dern beruht auf Magnet­feld­wir­kun­gen. Diese Unter­su­chung wird in Aus­nah­me­fäl­len durch­ge­führt, z.B. bei Kon­trast­mit­tel­un­ver­träg­lich­keit oder ein­ge­schränk­ter Nie­ren­funk­tion, manch­mal ergän­zend zur Com­pu­ter­to­mo­gra­phie. Bezüg­lich der Beur­teil­bar­keit des Tumor­sta­di­ums und der Ope­ra­bi­li­tät ist das Ver­fah­ren mit der Com­pu­ter­to­mo­gra­phie ver­gleich­bar. Bei der Dia­gnos­tik des Pan­kre­as­kar­zi­noms besteht über spe­zi­elle Unter­su­chungs­tech­ni­ken auch die Mög­lich­keit sowohl den Gang der Bauch­spei­chel­drüse als auch den Gal­len­gang abzu­bil­den (MRCP= Magnet­re­so­nanz­to­mo­gra­phie Cholangio-​Pankreatikographie).

Endo­sko­pisch retro­grade Cholangio-​Pankreatikographie (ERCP)

Bei der ERCP wird eine Spie­ge­lung mit einem fle­xi­blen Endo­skop durch­ge­führt, wel­ches über den Mund bis vor die Mün­dungs­stelle des Gallen-​ und Bauch­spei­chel­drü­sen­gangs in den Dünn­darm geführt wird. Dort kön­nen ver­schie­dene Instru­mente wie Kathe­ter in beide Gänge ein­ge­führt wer­den. Nach der Gabe von Kon­trast­mit­tel wer­den beide Gänge dar­ge­stellt, was die Erken­nung von tumor­be­ding­ten Ein­engun­gen erlaubt. Durch die Ver­wen­dung spe­zi­el­ler Instru­mente wie Zan­gen oder Bürs­ten lässt sich Zell- und Gewe­be­ma­te­rial aus dem Tumor gewin­nen, wel­ches durch den Patho­lo­gen für die Dia­gno­se­stel­lung unter­sucht wird. Zusätz­lich bie­tet die ERCP die Mög­lich­keit im glei­chen Unter­su­chungs­gang Eng­stel­len im Gal­len­gang durch die Ein­lage von Plastik-​ oder Metall­git­ter­röhr­chen zu behan­deln, so dass ein Abfluss der Galle in den Dünn­darm ermög­licht wird (eine aus­führ­li­chere Beschrei­bung fin­det sich unten im Abschnitt über The­ra­pie).

Lapa­ro­sko­pie (Bauch­spie­ge­lung)

In Aus­nah­me­fäl­len wird vor einer geplan­ten Ope­ra­tion eine Bauch­spie­ge­lung durch­ge­führt. Hierzu wer­den in Nar­kose ver­schie­dene Instru­mente über die Bauch­de­cke in die Bauch­höhle ein­ge­führt. Nach Fül­lung der Bauch­höhle mit einem Gas kön­nen die Bauch­or­gane direkt beur­teilt wer­den, und grö­ßere Gewe­be­pro­ben ent­nom­men wer­den. Dies ist ins­be­son­dere dann von Bedeu­tung, wenn Meta­sta­sen in der Leber sicher aus­ge­schlos­sen wer­den sol­len.

Tumor­mar­ker

Tumor­mar­ker sind Mole­küle die von Tumor­zel­len stam­men, die im Blut nach­ge­wie­sen wer­den kön­nen, und somit ein Hin­weis auf die Tumor­er­kran­kung geben. Beim Pan­kre­as­kar­zi­nom wird der Mar­ker CA 19-9 am häu­figs­ten ver­wen­det.

Pro­ble­ma­tisch ist bei die­sen Mar­kern die geringe Emp­find­lich­keit und eine ein­ge­schränkte Genau­ig­keit, so dass eine Erhö­hung nicht für die Dia­gno­se­stel­lung geeig­net ist. Aus die­sen Grün­den wird die­ser Mar­ker in ers­ter Linie bei Nach­sor­ge­un­ter­su­chun­gen nach einer Ope­ra­tion ein­ge­setzt, um anhand eines Anstie­ges ein Wie­der­auf­tre­ten des Tumors erken­nen zu kön­nen.

Klas­si­fi­ka­tion und Sta­di­en­ein­tei­lung

Um die am bes­ten geeig­nete The­ra­pie bestim­men zu kön­nen, muss vor The­ra­pie­be­ginn durch die beschrie­bene Dia­gnos­tik genau fest­ge­stellt wer­den, wie weit sich der Tumor aus­ge­brei­tet hat, das heißt das Tumor­sta­dium wird ermit­telt. Hier­für ver­wen­det man unter Ande­rem die TNM-​Klassifikation (siehe Tabelle unten). T steht für die Größe und Aus­deh­nung des Pri­mär­tu­mors, N steht für die Anzahl der befal­le­nen Lymph­kno­ten und M steht für das Auf­tre­ten und die Loka­li­sa­tion von Fern­me­ta­sta­sen (Tumor­ab­sie­de­lun­gen).

TNM-​Klassifikation UICC 2010

T-​Klassifikation

TX

Pri­mär­tu­mor nicht beur­teil­bar

T0

Kein Anhalt für Pri­mär­tu­mor

Tis

Car­ci­noma in situ

T1

Tumor begrenzt auf Pan­kreas, 2 cm oder weni­ger in größ­ter Aus­deh­nung

T2

Tumor begrenzt auf Pan­kreas, mehr als 2 cm in größ­ter Aus­deh­nung

T3

Tumor brei­tet sich jen­seits des Pan­kreas aus, jedoch ohne Infil­tra­tion des Trun­cus coeli­a­cus oder der A.mesen­te­rica supe­rior

T4

Tumor infil­triert Trun­cus coeli­a­cus oder A.mesen­te­rica supe­rior

 

 

N-​Klassifikation

NX

Regio­näre Lymph­kno­ten nicht beur­teil­bar

N0

Keine regio­nä­ren Lymph­kno­ten­me­ta­sta­sen

N1

Regio­näre Lymph­kno­ten­me­ta­sta­sen vor­han­den

 

 

M-​Klassifikation

MX

Fern­me­ta­sta­sen nicht beur­teil­bar

M0

Keine Fern­me­ta­sta­sen

M1

Fern­me­ta­sta­sen vor­han­den

 

Diese TNM-​Kriterien ver­wen­det man zur Ein­tei­lung der Tumor­er­kran­kung in ver­schie­dene Sta­dien, die für die Fest­le­gung der The­ra­pie von ent­schei­den­der Bedeu­tung sind. Dabei stellt das Sta­dium I die geringste Tumor­aus­brei­tung dar, das Sta­dium IV steht für einen weit fort­ge­schrit­te­nen Tumor mit Fern­me­ta­sta­sen. Die genaue Sta­di­en­ein­tei­lung anhand der TNM-​Kriterien ist in der unten gezeig­ten Tabelle auf­ge­führt.

STA­DIUM UICC 2010

TNM-​System

Sta­dium 0

Tis

N0

M0

Sta­dium IA

T1

N0

M0

Sta­dium IB

T2

N0

M0

Sta­dium IIA

T3

N0

M0

Sta­dium IIB

T1-T3

N1

M0

Sta­dium III

T4

jedes N

M0

Sta­dium IV

jedes T

jedes N

M1

 

Wei­ter­hin ist es nach einer Ope­ra­tion von ent­schei­den­der Bedeu­tung, ob der Tumor voll­stän­dig ent­fernt wurde. Hierzu wird der Ope­ra­ti­ons­er­folg wie folgt beschrie­ben:

R= Resi­du­al­tu­mor (Rest­tu­mor nach OP)

RX

Resi­du­al­tu­mor kann nicht bestimmt wer­den

R0

Kein Resi­du­al­tu­mor

R1

Mikro­sko­pisch nach­ge­wie­se­ner Resi­du­al­tu­mor

R2

Sicht­ba­rer Resi­du­al­tu­mor

Behand­lungs­mög­lich­kei­ten

Die The­ra­pie­mög­lich­kei­ten beim Pan­kre­as­kar­zi­nom sind wie oben erwähnt vom Tumor­sta­dium abhän­gig. Im All­ge­mei­nen gilt je frü­her das Pan­kre­as­kar­zi­nom erkannt wird, umso güns­ti­ger sind die The­ra­pie­op­tio­nen. Lei­der wird das Pan­kre­as­kar­zi­nom wegen sei­ner unspe­zi­fi­schen Beschwer­den erst sehr spät dia­gnos­ti­ziert, so dass nur sel­ten eine hei­lende The­ra­pie mög­lich ist. Wei­ter ent­schei­dend für die Aus­wahl der The­ra­pie ist das Alter und der all­ge­meine Gesund­heits­zu­stand des Pati­en­ten.

Als The­ra­pien ste­hen zur Ver­fü­gung die Ope­ra­tion, die Strah­len­the­ra­pie, die Che­mo­the­ra­pie sowie endo­sko­pi­sche Ver­fah­ren.

Ope­ra­tive The­ra­pie

Kura­tive (hei­lende) Ope­ra­tion

Die kom­plette ope­ra­tive Ent­fer­nung des Tumors ist die ein­zige Mög­lich­keit für Hei­lung des Tumor­lei­dens. Der Tumor muss hier­für auf die Bauch­spei­chel­drüse begrenzt sein, und es dür­fen keine Meta­sta­sen vor­han­den sein. Je nach Lage des Tumors wer­den ent­we­der der Kopf, Kör­per oder Schwanz, oder meh­rere Anteile der Bauch­spei­chel­drüse ent­fernt. Zusätz­lich wer­den die dazu­ge­hö­ri­gen Lymph­ab­fluss­ge­biete ent­fernt und bei Sitz des Tumors im Kopf der Bauch­spei­chel­drüse wer­den angren­zende Anteile von des Zwölf­fin­ger­darms, des Gal­len­gangs und unter Umstän­den des Magens ent­fernt. Die Ver­bin­dung zwi­schen Magen und Gal­len­gän­gen mit den tie­fer gele­ge­nen Darm­ab­schnit­ten wird mit Dünn­darm­schlin­gen wie­der­her­ge­stellt. Ihr Ope­ra­teur wird sich über die Ein­zel­hei­ten der Ope­ra­tion unter Kennt­nis der indi­vi­du­el­len Tumor­aus­brei­tung aus­führ­lich mit Ihnen unter­hal­ten.

Diese Art der Ope­ra­tion ist nur für auf die Bauch­spei­chel­drüse begrenzte Sta­dien des Pan­kre­as­kar­zi­noms (I, II und unter Umstän­den III) geeig­net. Auch nach der Ope­ra­tion besteht die Gefahr des Wie­der­auf­tre­ten des Tumors ent­we­der im ope­rier­ten Bereich oder als Tumor­ab­sied­lung z.B. in der Leber oder dem Bauch­fell (=Rezi­div).

Pal­lia­tive (sym­ptom­be­zo­gene lin­dernde) Ope­ra­tion

Unter bestimm­ten Umstän­den kann die Durch­füh­rung einer Ope­ra­tion erfor­der­lich sein, auch wenn anhand der Unter­su­chun­gen klar ist, dass eine voll­stän­dige Ent­fer­nung des Tumors nicht mög­lich sein wird. Dies kann der Fall sein wenn der Tumor in der Bauch­spei­chel­drüse den Dünn­darm ein­engt, so dass die Nah­rungs­auf­nahme nicht mehr mög­lich ist, oder wenn der Tumor den Gal­le­ab­fluss behin­dert und eine endo­sko­pi­sche The­ra­pie nicht mög­lich ist. In die­sem Fall wird der Chir­urg die Eng­stel­len durch Annä­hen von Dünn­darm­schlin­gen z.B. an den Gal­len­gang (bili­odi­ges­tive Anas­to­mose) oder an den Magen (Gas­tro­en­te­rosto­mie) umge­hen.

Che­mo­the­ra­pie

Nach einer Ope­ra­tion wird Ihnen eine unter­stüt­zende (adju­vante) Che­mo­the­ra­pie ange­bo­ten. Bei einem nicht mehr durch eine Ope­ra­tion ent­fern­ba­ren Tumor wird man Ihnen eine pal­lia­tive Che­mo­the­ra­pie emp­feh­len. Hierzu wird man Ihnen soge­nannte Zyto­sta­tika ver­ab­rei­chen. Dies sind Medi­ka­mente die schnell wach­sende Tumor­zel­len im Kör­per abtö­ten. Eine Hei­lung ist von einer Che­mo­the­ra­pie bei die­sem Tumor nicht zu erwar­ten. Beim Pan­kre­as­kar­zi­nom kön­nen diese The­ra­pien in der Regel nur bei einem Teil der Pati­en­ten das Tumor­wachs­tum brem­sen, unter Umstän­den den Tumor etwas ver­klei­nern und tumor­be­dingte Beschwer­den lin­dern. Man wird Ihnen, soweit mög­lich, die The­ra­pie inner­halb einer Stu­die mit einem neuen The­ra­pie­ver­fah­ren anbie­ten.

Strah­len­the­ra­pie

Bei einem Teil der Pati­en­ten mit einem fort­ge­schrit­te­nen, nicht-​operablen Tumor­sta­dium wird man eine Strah­len­the­ra­pie zur Schmerz­lin­de­rung z.B. bei Meta­sta­sen oder bei durch die Aus­brei­tung des Bauch­spei­chel­drü­sen­tu­mors aus­ge­lös­ten Schmer­zen emp­feh­len.

Endo­sko­pie

Bei Pati­en­ten mit einem Tumor der Bauch­spei­chel­drüse, ins­be­son­dere wenn er im Kopf der Bauch­spei­chel­drüse sitzt, kommt es häu­fig zum Ver­schluss des Gal­len­gangs. Dadurch kann die Galle nicht mehr über den Dünn­darm abflie­ßen und ver­ur­sacht Beschwer­den wie eine Gelb­sucht (Ikte­rus), Dun­kel­ver­fär­bung des Urins, Ent­fär­bung des Stuhls und einem damit ver­bun­de­nen quä­len­den Juck­reiz. Die Gal­le­flüs­sig­keit kann mit Bak­te­rien infi­ziert wer­den, und ein schwers­tes Krank­heits­bild mit Fie­ber und Schock ver­ur­sa­chen (Sep­sis). Somit kann eine endo­sko­pi­sche Ablei­tung der Gal­le­flüs­sig­keit erfor­der­lich sein, sofern nicht unmit­tel­bar eine Ope­ra­tion geplant ist. Das ein­ge­setzte endo­sko­pi­sche Ver­fah­ren nennt sich ERCP (Endo­sko­pi­sche Retro­grade Cholangio-​Pankreatikographie). Hierzu wird eine Spie­ge­lung von Magen und Dünn­darm mit einem Gerät durch­ge­führt wel­ches das Auf­fin­den der Mün­dungs­stelle des Gallen-​ und Bauch­spei­chel­drü­sen­gangs im Dünn­darm (Papille) erlaubt. Die Gänge kön­nen zur Dia­gno­se­si­che­rung und zur Ori­en­tie­rung mit Kon­trast­mit­tel dar­ge­stellt wer­den. Anschlie­ßend kön­nen nach einer endo­sko­pi­schen Spal­tung der Papille soge­nannte Stents in den Gal­len­gang ein­ge­legt wer­den, die einen Abfluss von Gal­le­flüs­sig­keit und ggf. Eiter in den Dünn­darm ermög­li­chen. Hierzu kön­nen kleine Plas­tik­röhr­chen (Plas­tiks­tents) in den Gal­len­gang gelegt wer­den, die im Schnitt 3-4 Monate offen blei­ben, und bei Ver­schluss pro­blem­los aus­ge­tauscht wer­den. Alter­na­tiv kön­nen soge­nannte Metall­git­ters­tents ein­ge­legt wer­den, die aus einem Draht­ge­flecht bestehen, eine grö­ßere Innen­öff­nung besit­zen und län­ger offen blei­ben. Diese Stents kön­nen in der Regel nicht mehr ent­fernt wer­den. Ihr behan­deln­der Arzt wird sich mit Ihnen über die ver­schie­de­nen Mög­lich­kei­ten der Stent­the­ra­pie aus­führ­lich unter­hal­ten, und im Gespräch mit Ihnen die Ent­schei­dung über die Art des Stents tref­fen.

Sup­por­tive (unter­stüt­zende/lin­dernde) The­ra­pie

Bei allen Pati­en­ten mit einem Tumor der Bauch­spei­chel­drüse wer­den wir zusätz­lich zu den bereits erwähn­ten, spe­zi­fi­schen The­ra­pien unter­stüt­zende Maß­nah­men zur Lin­de­rung von Beschwer­den ein­lei­ten. In der Regel betrifft dies über­wie­gend Pati­en­ten mit weit fort­ge­schrit­te­nen Tumo­ren. Zu der unter­stüt­zen­den The­ra­pie gehö­ren z.B. Schmerz­the­ra­pie, Kran­ken­gym­nas­tik, Ernäh­rungs­be­ra­tung, Sicher­stel­lung der Ernäh­rung, Pflege oder die Orga­ni­sa­tion der häus­li­chen Betreu­ung.

Krank­heits­ver­lauf

Unter einem Rezi­div ver­steht man das Wie­der­auf­tre­ten des Tumors nach einer erfolg­ten ope­ra­ti­ven The­ra­pie. Es erfolgt eine früh­zei­tige pal­lia­tive Behand­lung mit endo­sko­pi­schen, sup­por­ti­ven sowie chemo-​ und strah­len­the­ra­peu­ti­schen Ver­fah­ren wie für die pal­lia­tive The­ra­pie pri­mär nicht-​operabler Pati­en­ten detail­liert beschrie­ben.

Pro­gnose

Die wich­tigste Weit­ent­wick­lung besteht darin neue Ver­fah­ren für eine Dia­gnose von Vor­stu­fen oder frü­her Sta­dien des Tumors zu ent­wi­ckeln. Dadurch soll die Zahl der Pati­en­ten erhöht wer­den, die in einer kura­ti­ven Ziel­set­zung ope­riert wer­den kön­nen. Hier sind ver­schie­dene Ver­fah­ren u.a. unter Ein­satz mole­ku­lar­bio­lo­gi­scher Tech­ni­ken in der Ent­wick­lung. Ein­zelne Ver­fah­ren wer­den im Rah­men von Stu­dien getes­tet.

Wei­ter­hin wer­den immer wie­der neue the­ra­peu­ti­sche Ver­fah­ren getes­tet, die sich zum Teil gen­the­ra­peu­ti­scher und zum Teil immu­no­lo­gi­scher Ansätze bedie­nen.

In den ver­gan­ge­nen Jah­ren konnte durch die Ein­füh­rung neuer Che­mo­the­ra­pien die Behand­lung des Pan­kre­as­kar­zi­noms ins­be­son­dere für Pati­en­ten in gutem All­ge­mein­zu­stand deut­lich ver­bes­sert wer­den.