Netzhautchirurgie
Was sind Gründe für eine Operation am hinteren Augenabschnitt?
Das Innere des Auges besteht aus einer durchsichtigen, gelartigen Masse, dem Glaskörper. Der Glaskörper ist von einer feinen Membran, der Glaskörpergrenzmembran, umgeben, die vorne der Linse und seitlich und hinten der Netzhaut spannungsfrei anliegt.
Im Rahmen von Alterungsprozessen, aber auch nach traumatischen Ereignissen oder Operationen, z.B. nach einer Operation des grauen Stars (Katarakt-OP), löst sich die Glaskörpergrenzmembran von der Netzhaut ab. Kommt es zu einer unvollständigen Ablösung des Glaskörpers von der Netzhaut, können traktive Erkrankungen der Makula (traktive Makulopathien), Risse/ Löcher in der Netzhaut (Netzhautforamen) oder eine Netzhautablösung (Ablatio retinae) entstehen. Alle diese Erkrankungen können zu schweren Sehbeeinträchtigungen bis hin zur Erblindung führen.
Netzhautablösung
Die Netzhaut kleidet innen den Augapfel aus. Als Netzhautablösung bezeichnet man die Ablösung der neurosensorischen Schichten der Netzhaut von dem darunter liegenden retinalem Pigmentepithel. Bei einer Netzhautablösung können diese lichtempfindlichen Schichten kein Bild mehr erzeugen, was bei Ablösung der gesamten Netzhaut zur Erblindung führt. Die durch einen Netzhautriss verursachte Netzhautablösung (rhegmatogene Ablatio retinae) ist ein augenärztlicher Notfall, der einer operativen Behandlung bedarf. Mögliche Operationsverfahren sind die Buckelchirurgie und die Vitrektomie. In Deutschland erleiden ungefähr 2 von 10 000 Menschen pro Jahr eine rhegmatogene Netzhautablösung.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Laserkoagulation
Wenn bei der Untersuchung der Netzhaut (Funduskopie) ein Netzhautloch mit noch anliegender Netzhaut festgestellt wird, ist die Laserkoagulation zur Umstellung des Netzhautlochs die Therapie der Wahl.
Buckelchirurgie
Liegt eine Netzhautablösung mit einer eindeutigen Lochsituation vor, ist die Buckelchirurgie ein mögliches Operationsverfahren. Ziel der Operation ist es, durch eine Eindellung des Augapfels von außen mittels Aufnähen einer Plombe an der Innenseite einen „Buckel“ zu erzeugen, der die Zugkräfte zwischen Glaskörper und Netzhaut reduziert, so dass das Netzhautloch auf dem Buckel zu liegen kommt und die Netzhaut wieder angelegt wird. Die Buckelchirurgie ist ein sicheres und effektives Verfahren. Die Vorteile liegen in der linsenerhaltenden Chirurgie, da im Gegensatz zu anderen Eingriffen wie der Vitrektomie kein grauer Star erzeugt wird.
Vitrektomie
Unter Vitrektomie versteht man die Entfernung des Glaskörpers über die pars plana, einem bestimmten Bereich im hinteren Augenabschnitt. Ziel des Eingriffs ist es, durch die Lösung der Zugkräfte zwischen Glaskörper und Netzhaut entweder eine Wiederherstellung der natürlichen Struktur der Stelle des schärfsten Sehens (Makula) oder bei Netzhautablösung eine Netzhautanlage zu erreichen. Dazu werden unter einem Operationsmikroskop mehrere Zugänge angelegt, um in das Augeninnere zu gelangen. Mit feinen Instrumenten wird dann der Glaskörper entfernt und bestehende Netzhaut-Glaskörper-Verbindungen gelöst.
Liegt, insbesondere bei traktiven Erkrankungen der Makula, zusätzlich eine krankhafte Zellansammlung (epiretinale Membran) auf der Netzhaut vor, wird diese mit einer speziellen Pinzette vorsichtig entfernt (Membranpeeling).
Je nach Diagnose und Ausmaß der Glaskörper- oder Netzhautveränderungen wird am Ende der Operation der Glaskörperraum mit unterschiedlichen Substanzen (Endotamponade) aufgefüllt. Dies kann entweder BSS (Balancierte Salzlösung, vereinfacht: Kochsalzlösung), Luft, Gas oder Silikonöl sein. Nach der Operation kann es notwendig sein, für einige Tage eine bestimmte Körper- oder Kopfhaltung einzunehmen. Manchmal kann eine Folgeoperation erforderlich sein, z. B. um das Silikonöl zu entfernen.
Daneben kann eine Vitrektomie auch bei ausgeprägten Trübungen oder Verdichtungen des Glaskörpers z.B. bei Glaskörperblutungen oder nach Entzündungen durchgeführt werden. Auch die Entfernung von Fremdkörpern nach einer Verletzung kann eine Vitrektomie erforderlich machen.
Ein großer Vorteil der Vitrektomie ist die Behandlung komplexer vitreoretinaler Pathologien mittels minimal-invasiver Chirurgie. Zudem kann bei vorbestehender Linsentrübung gleichzeitig eine Kataraktoperation durchgeführt werden, wodurch ein zeitnaher Folgeeingriff zur Behandlung der Linsentrübung vermieden werden kann.
Die Vitrektomie wird stationär durchgeführt. Die Operation dauert je nach Diagnose und Schweregrad zwischen 30 und 90 Minuten.
Wie erfolgte die Betäubung bei netzhautchirurgischen Eingriffen?
In den meisten Fällen werden netzhautchirurgische Eingriffe in örtlicher Betäubung durch Injektion hinter das Auge (retrobulbäre Anästhesie) durchgeführt. Der Patient ist während der Operation bei Bewusstsein, empfindet aber keine Schmerzen. In ausgewählten Fällen erfolgt die Vitrektomie auch in Vollnarkose (Allgemeinanästhesie).
Wie sind die Erfolgsaussichten?
Der Erfolg einer Operation hängt in erster Linie von der Ursache der Netzhauterkrankung ab.
Die Behandlung traktiver Erkrankungen der Makula durch Vitrektomie ist heute ein Routineverfahren mit guten Erfolgsaussichten. Bei den meisten Patienten zeigt sich nach der Operation eine Verbesserung der Sehschärfe und eine Verringerung des Verzerrungssehens. Allerdings kann dieser allmähliche Prozess der Sehverbesserung viele Monate dauern, bis ein stabiles Sehvermögen erreicht ist.
Auch die Netzhautablösung kann heute anatomisch sehr erfolgreich behandelt werden. Die Sehschärfe, die nach der Operation erreicht wird, hängt jedoch u.a. vom Ausmaß der Netzhautablösung ab.
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