Wichtig für die Behandlung von Kindern ist die Erkenntnis, dass sie keine kleinen Erwachsenen sind. Das heißt, dass jedes Kind entsprechend seinem Alter und seiner Entwicklung behandelt werden muss und nicht die Therapiekonzepte von Erwachsenen angewendet werden können.
Kinderchirurgen betreuen ihre Patienten von der Geburt (manchmal sogar schon im Mutterleib) bis zum Ende der Pubertät „von Kopf bis Fuß “. Das heißt das Kinderchirurgen ein komplexes Wissen über den gesamten kindlichen Organismus haben müssen. Des Weiteren sind Kenntnisse über Wachstum, Reifung und Interaktion der verschiedenen Organsysteme für die Behandlung komplexer angeborener Fehlbildungen, sowie Erkrankungen im Wachstumsalter Voraussetzung. Ebenso wichtig ist die besondere Art der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Hier bestehen andere Ansprüche an die Behandler als bei Erwachsenen. Besondere Aufmerksamkeit und Sensibilität im Umgang mit den Patienten müssen für ein gutes Behandlungsergebnis unbedingt berücksichtigt werden.
Um eine optimale Behandlung der Kinder zu gewährleisten gibt es einen eigenen Facharzt für Kinder- und Jugendchirurgie, der eine umfangreiche Weiterbildung beinhaltet.
Im Folgenden werden wir Ihnen einen Überblick über die häufigsten Diagnosen, welche in der Kinderchirurgie des Universitätsklinikums Ulm behandelt werden, sowie Besonderheiten der Behandlung (Ausstattung, Techniken, Entwicklungen) geben.
Das Ziel der minimalinvasiven Chirurgie (MIC) ist es Operationen so gewebeschonend wie möglich und mit nur kleinen Schnitten durchzuführen. Die sogenannte „Schlüssellochchirurgie“ ist im Bauchraum, Brustraum und durch natürliche Körperöffnungen möglich. In den letzten Jahren zeigte sich eine massive Entwicklung in der Technik der MIC im Kindesalter, sodass auch Neugeborene von dieser OP-Möglichkeit profitieren können.
Unsere Klinik ist mit den modernsten Geräten und Instrumenten ausgestattet um solche minimalinvasiven Operationen durchführen zu können. Ein großer Teil der durchgeführten Operationen erfolgt in unserer Klinik bereits minimalinvasiv.
Hierzu zählen u.a. angeborene Fehlbildungen oder Erkrankungen im Brustkorb und Bauchraum (z.B. Leber/Galle, Blinddarm, Darm), sowie Eingriffe bei urologischen Fehlbildungen und Tumoren.
Bei einer anstehenden Operation Ihres Kindes werden wir mit Ihnen bereits in der Sprechstunde oder Notaufnahme über die Möglichkeit der MIC sprechen.
Haben Sie Fragen? Schreiben Sie uns gerne unter sekr.kinderchirurgie@uniklinik-ulm.de.
Dieses Krankheitsbild kommt bei ca. 1 Neugeborenen von 3500 Neugeborenen vor. Es betrifft den Enddarm und den Anus. Die Entwicklung dieser Organe und Strukturen sind laut Studien bei Auftreten der Fehlbildungen schon früh in der Schwangerschaft gestört (5.-7. Woche), das heißt manchmal auch schon bevor überhaupt die Schwangerschaft bekannt war. Selten sind diese Fehlbildungen noch mit weiteren Fehlbildungen vergesellschaftet.
Der Darm endet normalerweise mittig im Schließmuskel am Anus und bildet davor ein Stuhlreservoir, den Enddarm.
Bei Störungen der Entwicklung kann dieser Enddarm den Weg nach unten/außen nicht finden und endet an verschiedenen anderen Stellen, abhängig vom Geschlecht.
Bei Jungen kann das Ende des fehlentwickelten Darms (auch Fistel genannt) in der Harnblase, in der Harnröhre oder auch am Damm bzw. Hoden bishin zum Penisschaft auftreten.
Bei Mädchen grenzen die Vagina und Gebärmutter an den Darm, so dass diese Fistel (s.o.) direkt in der Vagina, aber auch am Damm außerhalb vom Schließmuskel enden kann.
Je weiter die Fistel in der Embryonalzeit nach unten gewandert ist, desto einfacher ist oft die operative Korrektur. Diese findet meistens im Alter von 3 Monaten statt. Man testet in der Narkose vor der Operation mit einem Elektrostimulator die Muskulatur des Schließmuskels um die Mitte zu lokalisieren. Dann löst man die Fistel unter vorsichtiger Schonung aller Strukturen und zieht den Enddarm nach unten in die Mitte des Muskels und näht ihn dort ein. Die Fistel selbst wird entfernt.
Meistens bleiben die Kinder 5-7 Tage bei uns auf Station.
Wenn eine Fistel weiter oben im Bauch ist, z.B. in der Blase endet, oder weiter oben gar keine Fistel vorhanden ist, also ein Blindsack vorliegt, dann muss häufig auch vom Bauch her operiert werden. Dies kann man dann über eine Bauchspiegelung tun. Gelegentlich muss auch erst ein künstlicher Darmausgang zur Herstellung der Darmpassage angelegt werden. Weitere Fehlbildungen werden abgeklärt.
Je weiter die Fistel in der Embryonalzeit nach unten gewandert ist, desto einfacher ist oft die operative Korrektur. Diese findet meistens im Alter von 3 Monaten statt. Man testet in der Narkose vor der Operation mit einem Elektrostimulator die Muskulatur des Schließmuskels um die Mitte zu lokalisieren. Dann löst man die Fistel unter vorsichtiger Schonung aller Strukturen und zieht den Enddarm nach unten in die Mitte des Muskels und näht ihn dort ein. Die Fistel selbst wird entfernt.
Meistens bleiben die Kinder 5-7 Tage bei uns auf Station.
Wenn eine Fistel weiter oben im Bauch ist, z.B. in der Blase endet, oder weiter oben gar keine Fistel vorhanden ist, also ein Blindsack vorliegt, dann muss häufig auch vom Bauch her operiert werden. Dies kann man dann über eine Bauchspiegelung tun. Gelegentlich muss auch erst ein künstlicher Darmausgang zur Herstellung der Darmpassage angelegt werden. Weitere Fehlbildungen werden abgeklärt.
Bei tiefen Fisteln (neben dem Anus) und gut ausgebildetem Schließmuskel ist die Prognose häufig sehr gut, so dass später keine Einschränkungen zurückbleiben. Bei höheren Fisteln, wie z.B. der Harnblasenfistel bei Jungen kann auch die Beckenbodenmuskulatur mitsamt des Schließmuskels nicht so gut entwickelt sein, was dann leider auch mit einer schlechteren Prognose in Bezug auf die Kontinenz einhergehen kann. In solchen Fällen kann eine längerfristige Betreuung mithilfe unserer Kooperationspartner der Gastroenterologen (Kinderärzte mit Spezialisierung auf Magen- und Darm), Physiotherapie, Biofeedbacktherapie und wenn nötig auch mit psychologischer Unterstützung nötig sein. Ein vielfältiges Team bringt den Patienten das bestmöglichste Ergebnis.
M. Hirschsprung ist eine sehr seltene Erkrankung mit einer Häufigkeit von 1: 5000 Neugeborenen. Im Darm des Embryos entwickeln sich die Nervenzellen von oben nach unten, beim M. Hirschsprung ist meistens die „letzte Wiese“ betroffen, so dass die letzten Nervenzellen den Enddarm nicht mehr erreichen (s. Bild 1). Das kann von einem ganz kleinen Stück direkt am Darmausgang (Anus) bishin zum – sehr seltenen - Befall des gesamten Darmsystems sein. Der betroffene Darm kann die Muskulatur nicht entspannen und ist somit sehr eng. Auch hier – ähnlich wie bei der Analatresie - vermutet man die Störung in der frühen Schwangerschaft (am ehesten 6.-12. Schwangerschaftswoche).
Die Kinder fallen meistens schon früh symptomatisch mit einem Fehlen von Stuhlabgang innerhalb der ersten 2 Tage nach der Geburt auf. Oft stuhlen sie nur auf Einläufe und sind verstopft. Gefürchtet ist die Entwicklung eines sogenanntem Megakolons, hier weitet sich der Dickdarm vor dem engen Teil extrem weit auf (s. Bild 2). Dann können Darmkeime durch die sehr verletzliche Dickdarmwand ins Blut und in den freien Bauchraum kommen, was neben einer schweren Bauchfellentzündung auch zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen kann.
Um einen M. Hirschsprung nachzuweisen kann man durch einen Einlauf mit Kontrastmittel unter Röntgendurchleuchtung häufig einen Kalibersprung von eng auf weit gestellten Dickdarm sehen. Zudem kann mit einem dünnen Katheter im Po des Babys der Druck gemessen (Rektomanometrie) und damit auch nachgewiesen werden, ob der Darm sich entspannen kann.
Mit einer Gewebeprobe vom Enddarm (Rektumbiopsie), die man in einer kurzen Vollnarkose entnimmt, kann man die Nervenzellen in der Darmwand genau untersuchen. Zum Ausschluss einer Nachblutung bleibt das Kind dann eine Nacht stationär.
Bei Verdacht auf einen M. Hirschsprung wird der Stuhlgang mittels Abführmittel und Einläufen reguliert bis zur Operation. In der Operation wird der betroffene Teil entfernt, wenn möglich nur vom Anus aus, manchmal muss man aber auch mit einer Bauchspiegelung den Darm von weiter oben freipräparieren. Ob der entfernte Teil dann ausreicht wird durch einen sogenannten Schnellschnitt mit mikroskopischer Untersuchung durch einen Pathologen während der Operation gesichert.
Die Kinder bleiben meistens nach der Operation noch ca. 1 Woche stationär. Anschließend werden die Kinder anfangs häufiger, später jährlich in unserer Magen-Darm-Sprechstunde angebunden. Gelegentlich treten noch Verstopfungen auf, die aber mit Abführmitteln meist gut behandelt werden können.
In der Tumorchirurgie unterscheiden wir gutartige und bösartige Tumoren. Gerade im letzteren Fall bedeutet die Diagnose einer bösartigen Erkrankung eine große Herausforderung für die betroffenen Kinder und deren Familien. Dank neuester Forschungen und Entwicklung von neuen Therapiekonzepten besteht gerade bei Kindern auch bei diesen Erkrankungen eine hohe Heilungsrate. Die chirurgische Therapie ist dabei ein wichtiger Bestandteil des interdisziplinären Therapiekonzeptes.
Ein Spezialgebiet unserer kinderchirurgischen Klinik ist die Behandlung von gutartigen und bösartigen Tumoren unterschiedlicher Organe. Hierzu zählen u.a. Tumore von Nieren, Nebennieren, Leber, Geschlechtsorganen, Lunge, Bauchspeicheldrüse, Schilddrüse sowie angeborene Tumore.
Ziel ist es immer so organerhaltend wie möglich zu operieren. Das heißt soweit möglich erfolgt nur die Entfernung des Tumors unter Erhalt der Struktur und Funktion des operierten Organes. Dies führt zu einer schnelleren Genesung mit kürzerem Krankenhausaufenthalt und weniger Einschränkung im normalen Leben, sowie geringeren Einfluss auf Wachstum und Entwicklung der Kinder.
Gemeinsam mit unseren Kolleg*innen der Kinderonkologie werden wir mit Ihnen das speziell für ihr Kind beste Behandlungskonzept erarbeiten.
Unsere Klinik beteiligt sich auch aktiv im Bereich der Tumorforschung in Kooperation mit Zentren im In- und Ausland.
Die plastische Chirurgie im Kindesalter hat nichts mit "Schöhnheitschirurgie" zu tun. Sie umfasst die Verbesserung, Korrektur oder Wiederherstellung äußerlicher Veränderungen oder funktioneller Einschränkungen bei angeborenen Fehlbildungen.
Zu den häufig bei uns durchgeführten plastischen Eingriffen im Kindesalter gehören
Hämangiome (Blutschwämmchen), Gefäßmalformationen, Naevuszellnaevus (Muttermale), Fehlbildungen an den Händen und Füßen wie zusammengewachsene Finger (Syndaktylie) oder überzählige Finger/Zehen (Hexadaktylie), Ohrmuschelplastik bei abstehenden Ohren.
Ein Schwerpunkt ist die Behandlung von thermischen Verletzungen (Verbrennungen/Verbrühungen) im Kindesalter. Wie behandeln Kinder mit thermischen Verletzungen bis zu einer Ausdehnung von 10% KOF. Kleinflächige oberflächliche Verbrennungen oder Verbrühungen können häufig ambulant behandelt werden. Bei größerer Ausdehnung oder weitergehender Therapie erfolgt eine stationäre Behandlung. Konservative und operative Therapien nach neuesten Behandlungsstandards bis hin zur Hauttransplantation stehen dabei zur Verfügung. Weiterhin erfolgt eine konsequente Nachbetreuung mit allen Möglichkeiten der konservativen und operativen Narbenbehandlung.
Bei der Diagnostik und Behandlung von thermischen Verletzungen setzen wir modernste, nicht invasive Technik ein.
Das PeriCam PSI-System ist ein bildgebendes System, das auf einer speziellen Lasertechnologie basiert. Es misst und erfasst besonders schnell die oberflächliche Durchblutung in großen Bereichen. Es wird bei uns in der Abteilung vor allem zur Beurteilung von Verbrennungs- und Verbrühungswunden eingesetzt.
Die Gefäßchirurgie umfasst die Erkennung, Behandlung und Nachsorge von Fehlbildungen und Krankheiten des Gefäßsystems sowie operative Eingriffe an Gefäßen. Im Gegensatz zu Erwachsenen haben Kinder keine degenerativen Gefäßerkrankungen, sodass gefäßchirurgisch andere Operationen im Mittelpunkt stehen. Neben zusätzlichen Gefäßrekonstruktionen bei großen operativen Eingriffen zählen hierzu vor allem die Anlage von zentralen Venenverweilkathetern (Hickman- oder Portkatheter, Dialysekatheter). Diese Katheter sind Bestandteil vielfältiger Therapien, sowohl in der Kinderonkologie als auch in der Kinderhämatologie oder -immunologie. Hierfür stehen wir in enger Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Haben Sie Fragen? Schreiben Sie uns gerne unter sekr.kinderchirurgie@uniklinik-ulm.de.
Die robotische Chirurgie ist eine neue Entwicklung der minimalinvasiven Chirurgie, wobei die Operation durch eine Roboter-assistierte Spiegelung des Bauch- oder Brustraums erfolgt. Diese Technik wurde in den 80er bis 90er Jahren entwickelt und heute in ca. 4300 Kliniken weltweit, darunter das Universitätsklinikum Ulm, eingesetzt.
Die Vorteile bestehen neben kleineren Hautschnitten, geringem Blutverlust und schnellerer Wundheilung vor allem in der genaueren Darstellung feinerer Strukturen durch die bis zu 10-fache Vergrößerung des 3-D Kamerasystems und einer genaueren Präparation aufgrund eines größeren Bewegungsradius im Operationsgebiet.
Im Rahmen der Entwicklung der Sektion Kinderchirurgie konnten seit 2021 robotisch-assistierte Eingriffe an der Bauchspeicheldrüse und am Dickdarm durchgeführt werden. Zukünftig sollen weitere Eingriffe, je nach Entwicklung der Technik, zur Nutzung bei kleineren Kindern folgen
Haben Sie Fragen? Schreiben Sie uns gerne unter sekr.kinderchirurgie@uniklinik-ulm.de.