Wissenschaftliche Begleitung des ZNL zum Modellprojekt „Bildungshaus 3–10" abgeschlossen

Kultusministerium Baden-Württemberg und ZNL ziehen Bilanz zur bisherigen Arbeit der Bildungshäuser am 12. Juni in Ulm / Einladung für Journalisten zum Pressefrühstück

Kindergartenkinder gehen in die Schule und Schulkinder in den Kindergarten. Gemeinsam spielen und lernen sie und dabei erhofft man sich positive Impulse für die Entwicklung aller Kinder. Das 2007 gestartete Modellprojekt „Bildungshaus 3–10" des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg setzt genau dies um. Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts erfolgte durch das ZNL TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen der Universität Ulm unter Leitung von Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer. Nun ist die Evaluation abgeschlossen. „Es hat sich gezeigt, dass die Lernwelt der Kinder durch institutionsübergreifende Angebote erweitert wird und die Kinder von der Kooperation zwischen Kindergarten und Schule profitieren", fasst Dr. Petra Arndt, Leiterin der wissenschaftlichen Begleitung am ZNL, die Ergebnisse zusammen. Ausführlich werden diese am Freitag, 12. Juni, in der Ulmer Donauhalle auf einem Fachkongress präsentiert, zu dem das Kultusministerium eingeladen hat.

 

Innerhalb des Modellprojektes „Bildungshaus 3–10" bilden an 33 Modellstandorten seit dem Schuljahr 2007/2008 jeweils eine Schule und ein Kindergarten einen Kooperationsverbund. In diesen Bildungshäusern werden gemeinsame, institutions- und jahrgangsübergreifende Spiel- und Lernangebote erarbeitet und umgesetzt. Das ZNL TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen hat die Standorte des baden-württembergischen Modellprojekts sowie Vergleichseinrichtungen wissenschaftlich begleitet. Die mit 7,5 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union geförderte wissenschaftliche Begleitung des Projekts zielte darauf ab, den möglichen Gewinn festzustellen und herauszuarbeiten, welche Bedingungen und Ressourcen zum Gelingen notwendig sind. Im Rahmen der Evaluation wurden zum einen die Prozesse an den Modellstandorten begleitet, dokumentiert und analysiert. Zum anderen wurde untersucht, ob und wie sich die Maßnahmen im „Bildungshaus 3–10" auf die Entwicklung der Kinder, die Qualitätsentwicklung in den Bildungseinrichtungen, die Situation der pädagogischen Fach- und Lehrkräfte sowie die Zufriedenheit der Eltern auswirken.

 

„Wir freuen uns, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung unsere Untersuchung und das Kultusministerium die Bildungshäuser über viele Jahre unterstützt haben. Wir konnten durch unsere Evaluation zeigen, dass eine Intensivkooperation wie das Bildungshaus den Kindern und auch den beteiligten pädagogischen Fach- und Lehrkräften nützt. Von den Ergebnissen können alle Kindertageseinrichtungen und Grundschulen in ihrer Kooperation Gebrauch machen", resümiert Dr. Petra Arndt.

 

Kinder profitieren und Eltern sind zufrieden

Eine intensivierte Kooperation wie im Bildungshaus wirkt sich fast durchweg positiv auf die soziale und emotionale Entwicklung der Kinder aus. Im sprachlichen, schriftsprachlichen und mathematischen Bereich profitieren insbesondere die Kinder, die von familiärer Seite nicht so stark gefördert werden können. Kinder, die ein Bildungshaus besuchen, sind aus Sicht der Eltern sozial besser eingebunden, emotional stabiler und weniger ängstlich als Kinder in Vergleichseinrichtungen. Die Einschätzungen der Schulkinder selbst sind weniger eindeutig: Klassenklima, Lernfreude usw. bewerten Dritt- und Viertklässler im Bildungshaus positiver als Kinder in Vergleichseinrichtungen, Erstklässler hingegen weniger positiv. Das Urteil der Grundschulkinder hängt allerdings stark davon ab, wie die Aktivitäten im Bildungshaus gestaltet sind; etwa ob die Kinder wählen durften mit welchem Material sie arbeiten oder wie viel Zeit sie für eine Aufgabe verwenden.

Eltern von Kindergartenkindern sind durchweg hoch zufrieden. Ein Effekt des Modellprojekts zeigt sich aber in den Grundschulen: Eltern von Bildungshauskindern sind zufriedener mit der Arbeit der Grundschule. Zum ersten Erhebungszeitpunkt (2011) zeigte sich die höhere Zufriedenheit nur bei den Eltern der Erstklässler. Bei der letzten Befragung (2014) war der Effekt über alle Klassenstufen hinweg zu sehen.

 

Gewinn für Fach- und Lehrkräfte

Auch die pädagogischen Fach- und Lehrkräfte geben an, von der intensiven Kooperation im Bildungshaus zu profitieren und mehr Verständnis für die andere Berufsgruppe und deren Arbeit entwickelt zu haben. Der Blick auf das einzelne Kind sei vielfältiger geworden und Lerninteressen der Kinder würden stärker einbezogen. Angesichts des Auftrags, die Heterogenität der Kinder zu berücksichtigen und Kinder individuell zu fördern, ergibt sich mit jedem neuen inhaltlichen Thema und jeder neuen Kindergruppe erneuter Planungs- und Gestaltungsbedarf. Für die Bildungshauspraktikerinnen und -praktiker bleibt also ein erhöhter Entwicklungs- und Gestaltungsbedarf auch nach Jahren der Zusammenarbeit bestehen. Trotz der zusätzlichen Aufgaben im Rahmen der Kooperation bewerten sie ihre Arbeitssituation positiver als ihre Kolleginnen und Kollegen in den Vergleichseinrichtungen. Hierzu leisten die vom Kultusministerium und den Trägern der Kindergärten für die Bildungshausarbeit gewährten Deputats- bzw. Personalstunden ihren Beitrag. Für das Gelingen der Kooperation zwischen Fachkräften aus dem Kindergarten und Lehrkräften aus der Grundschule reicht die vielzitierte „Kooperation auf Augenhöhe" also nicht aus. Vielmehr erfordern die vielfältigen Aufgaben einer fachlichen Begleitung, die Teamprozesse und die Entwicklung neuer Strukturen unterstützt. Sie braucht einen zuverlässigen Rückhalt, beispielsweise durch Träger und Eltern sowie ausreichend zeitliche und personelle Ressourcen.

 

 

Fachkongress „Bildungshaus 3–10: Bilanz und Ausblick" und Pressefrühstück am Freitag, 12. Juni

Das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg veranstaltet in Kooperation mit dem ZNL Ulm am Freitag, 12. Juni, den Fachkongress „Bildungshaus 3–10: Bilanz und Ausblick" in der Ulmer Donauhalle. Dort präsentiert unter anderem das ZNL die wissenschaftlichen Ergebnisse der Evaluation und der Prozessbegleitung. Das ausführliche Programm finden Sie als PDF-Format im Anhang. Die Anmeldung ist online bis zum 10. Juni 2015 unter www.km-bw.de/Bildungshaus möglich.

 

Zum Auftakt des Kongresses möchte Ihnen Staatssekretärin Marion von Wartenbergbei einem Pressefrühstück die Gelegenheit geben, sich über die Bildungshäuser und die Ziele des Kongresses zu informieren. Als Gesprächspartnerin steht Ihnen außerdem Dr. Petra Arndt, Leiterin der wissenschaftlichen Begleitung am ZNL, zur Verfügung:

Pressefrühstück,

12. Juni 2015, 9:00 bis 10:00 Uhr,

Konferenzraum 8, Donausaal der Messe Ulm,

Böfinger Straße 50, 89073 Ulm

Zur besseren Planung wird um eine formlose Anmeldung bis 9. Juni (E-Mail: heidi.mosch@km.kv.bwl.de oder Tel. 0711 2792520) gebeten.