Wenn die Pubertät nicht einsetzt

Dr. Julia von Schnurbein erhält Preis für den besten Wissenschaftsartikel

 

Ulmer Wissenschaftlerin Dr. Julia von Schnurbein erhält Preis für den besten Wissenschaftsartikel über den Zusammenhang von Übergewicht, Pubertät und dem Sättigungshormon Leptin

 

Die Wissenschaftlerin und Funktionsoberärztin Dr. Julia von Schnurbein aus der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin hat am Freitag, 20. September, als Erstautorin stellvertretend für die Forschergruppe von Prof. Dr. Martin Wabitsch, Leiter der Sektion Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Ulm, den „Hormone Research in Paediatrics Karger Prize 2013“ in Mailand für einen herausragenden Wissenschaftsartikel erhalten. Ausgelobt wurde der mit 2000,- Euro dotierte Preis vom international renommierten Fachmagazin Hormone Research in Paediatrics, das ihn in den Kategorien „Novel Insights from Clinical Practice“ und „Original Paper“ ausgelobt hat – die Arbeit der Ulmer Wissenschaftler gewann in ersterer. „Ich freue mich für unsere gesamte Arbeitsgruppe. Ohne eine perfekte Teamleistung wäre es gar nicht erst möglich gewesen, Forschungsergebnisse zu erzielen, die den Artikel letztlich gerechtfertigt haben“, so die Preisträgerin.

 

Weltweit sind nur 30 Menschen mit der Erkrankung "Leptinmangel" bekannt

Um was geht es in dem Artikel?Die Ulmer Forscher untersuchten die extrem seltene Erkrankung „Leptinmangel“. Ist das „Sättigungshormon“ Leptin beim Menschen nicht in ausreichendem Maße vorhanden, ist extremes Übergewicht die Folge, denn dieses Hormon teilt dem Gehirn mit, dass nach einer Nahrungsmittelaufnahme ausreichend Nährstoffe vorhanden sind (Sättigungsgefühl) und eine Pause in der Kalorienaufnahme eingelegt werden kann. Weltweit sind jedoch rund 30 Menschen bekannt, die unter der Erkrankung „Leptinmangel“ leiden. Bei ihnen funktioniert diese hormonell bedingte Steuerung der Nahrungsaufnahme deshalb nicht.

 

Hormonelle Regelungsmechanismen sind hochkomplex

„Leptin spielt aber nicht nur bei der Gewichtsregulation eine wichtige Rolle, sondern ist, wenn nicht in ausreichendem Maße vorhanden, auch für eine verzögerte und insgesamt mangelhafte Pubertätsentwicklung verantwortlich“, erläutert Dr. Julia von Schnurbein. Die Forschergruppe konnte jedoch zeigen, dass die ersatzweise Gabe von biotechnologisch hergestelltem Leptin, so genanntes Metreleptin, zu einer erfolgreichen Behandlung einer mangelhaften Pubertät führen kann – nun erstmals nachgewiesen in Ulm durch eine quasi sofort einsetzende Pubertät bei einer Patientin, bei der Leptinmangel diagnostiziert werden konnte.

„Bereits nach elf Wochen kam es unter der Gabe des Ersatzhormons zu einem Anstieg der spontanen nächtlichen Ausschüttung der pubertätsregulierenden Hormone LH und FSH“, so Dr. von Schnurbein. Und Sektionsleiter Professor Wabitsch ergänzt: „Im Verlauf der weiteren Behandlung stiegen diese Hormone weiter an, bis es nach 1,5 Jahren zur ersten Menstruation kam. Insgesamt gesehen ist dieser Fall ein gutes Beispiel dafür, wie hochkomplex die hormonellen Regulierungsmechanismen im Organismus sind.“

 

Noch Fragen offen

Leptin ist der Wissenschaft erst seit 1994 bekannt – vielen Fragen muss in den kommenden Jahren noch auf den Grund gegangen werden, denn noch wird nicht alles verstanden. Ein Beispiel: Das Hormon wird von den Fettzellen produziert, daher gilt unter normalen Umständen, dass umso mehr Leptin im Körper nachgewiesen werden kann, je mehr Fettgewebe der Mensch besitzt. „Übergewichtige haben daher in aller Regel einen hohen Leptinspiegel, das Hormon scheint bei ihnen – im Vergleich zu Normalgewichtigen – aber nicht so gut zu wirken“, erläutern Dr. von Schnurbein und Prof. Dr. Wabitsch übereinstimmend.

 

 

 

 

 

Die unten angehängten Fotos zeigen 1) Prof. Wabitsch und 2) Dr. von Schnurbein (Foto: Universitätsklinikum Ulm).

Fotos und Grafiken sind nur für die Presseberichterstattung über das in dieser Information mitgeteilte Ereignis freigegeben.

 

 

Dr. von Schnurbein (Foto: Universitätsklinikum Ulm)