Unfreiwillige „Karussellfahrten“ beenden

„Interdisziplinäre Schwindelsprechstunde“ der Kliniken für HNO und Neurologie

 

 

Allgemeinmediziner, Fachärzte für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde oder auch Neurologen erleben nahezu täglich, dass Patientinnen und Patienten zu ihnen kommen, die über Schwindelgefühle klagen. Zahlen belegen das: Rund 30% der Allgemeinbevölkerung und fast die Hälfte aller Menschen über 80 Jahre haben in einer Befragung angegeben, bereits an Schwindel gelitten zu haben. Jedoch sind die Beschwerden, die unter dem Begriff Schwindel zusammengefasst werden, sehr vielgestaltig und machen eine nicht immer einfache Differenzialdiagnostik notwendig.

 

Aufwändige Spezialuntersuchungen sind möglich

„Insbesondere länger anhaltende Schwindelsymptome können für Betroffene sehr belastend werden und bedürfen oftmals einer besonders intensiven und interdisziplinären Betreuung“, sagt Dr. Ferdinand Bischof aus der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Ulm. Zusammen mit der Klinik für Neurologie am RKU (Rehabilitationskliniken Ulm) wurde deshalb eine „Interdisziplinäre Schwindelsprechstunde“ für Patienten mit unklaren Schwindel- bzw. Gleichgewichtsstörungen eingerichtet. Ein Service, den auch niedergelassene Mediziner im Rahmen einer Konsilleistung (Zweitmeinung) für ihre Patienten nutzen können. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang, dass auch besonders aufwändige Spezialuntersuchungen durchgeführt werden können, die in einer niedergelassenen Praxis in aller Regel nicht ohne Weiteres möglich sind.

 

Interdisziplinarität ist ein großer Vorteil für Betroffene

Im medizinischen Sinne ist unter Schwindel das Empfinden eines Schwankens oder Drehgefühls zu verstehen, das vom Betroffenen als Scheinbewegung zwischen ihm selbst und der Umwelt wahrgenommen wird. Betroffene berichten teilweise, dass sie ein Gefühl drohender Bewusstlosigkeit erleben. „Diese Symptome können natürlich erhebliche Auswirkungen auf die Stand- und Gangstabilität haben und somit ein erhöhtes Sturzrisiko besonders für ältere Menschen bedeuten“, gibt Dr. Ferdinand Bischof zu bedenken. Er sieht in der engen Zusammenarbeit mit der Neurologie am RKU einen großen Vorteil für Betroffene, denn die tatsächlichen Ursachen für eine Schwindelsymptomatik seien nicht immer einfach und zweifelsfrei zu diagnostizieren. Woher genau kommt der Dreh-, Schwank-, Lift- oder Bewegungsschwindel beim Patienten? Ist er Ausdruck einer Kreislaufschwäche, bereitet das Gleichgewichtsorgan im Innenohr Probleme, liegt eine Entzündung vor? Fragen, die sich der HNO-Arzt stellt.

„Hinzu kommen viele mögliche Ursachen, die eher der Neurologie zuzuordnen sind“, erläutert PD Dr. Elmar Pinkhardt, Oberarzt an der Klinik für Neurologie. „Dazu gehören z.B. die Folgen eines Schlaganfalls, Einblutungen und Durchblutungsstörungen, aber auch Schwindelsymptome, die u.a. mit Multipler Sklerose oder einem Tumorgeschehen einhergehen können.“

Schon diese kurze Aufzählung mache klar, wie wichtig es sei, dass bei unklarer Schwindelsymptomatik Patienten gemeinsam von verschiedenen ärztlichen Fachdisziplinen angesehen werden. „Unsere Interdisziplinäre Schwindelsprechstunde dient einer sicheren Diagnosestellung bei komplexen Fällen und der zügigen Einleitung der adäquaten Therapie. Davon profitieren die Patienten und unsere ärztlichen Kollegen ganz unmittelbar“, ist sich Dr. Bischof sicher.

 

Weitere Informationen:

Die „Interdisziplinäre Sprechstunde“ steht Patienten (Überweisung eines Facharztes notwendig) und Zuweisern (Zweitmeinung) gleichermaßen offen. Im Jahr 2013 konnten fast 150 Patienten diagnostiziert bzw. behandelt werden. Zum umfassenden Leistungsspektrum gehören u.a. Drehstuhluntersuchung, Hirnstammaudiometrie, Tinnitusanalyse, Liquordiagnostik, Kernspintomographie des Kopfes, kalorische Videonystagmografie und vestibulär evozierte Potenitale (VEMPs). Zudem können auch Aussagen über eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr (Fahrtüchtigkeit) getroffen und das Sturzrisiko berechnet werden.

Die Sprechstunden sind donnerstags von 12:30 bis 14:30 Uhr. Untersuchungen finden im Wechsel in den Räumen der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde auf dem Michelsberg und in der Neurologischen Ambulanz am RKU auf dem Oberen Eselsberg statt. Terminabsprachen können telefonisch unter den Rufnummern 0731 500-59570 (HNO) oder 0731 177-5720 (Neurologie) vorgenommen werden. Die E-Mail-Adresse lautet schwindel.sprechstunde@uniklinik-ulm.de.

 

 

Das unten angehängte Foto zeigt Dr. Ferdinand Bischof und Mitarbeiterin bei Untersuchungen mittels Gleichgewichtsmessinstrumenten in der „Interdisziplinären Schwindelsprechstunde“. (Foto: UK Ulm)

 

 

Fotos und Grafiken sind nur für die Presseberichterstattung über das in dieser Information mitgeteilte Ereignis freigegeben.

 

 

Interdisziplinäre Schwindelsprechstunde (Foto: Universitätsklinikum Ulm)