Tabuthema Harninkontinenz

Urotherapeutin unterstützt kinderurologisches Ärzteteam

 

Harninkontinenz im Kindesalter ist noch immer ein Tabuthema, das für die Betroffenen und deren Familien äußerst schambesetzt ist. Umso wichtiger sind eine kompetente Beratung und eine individuelle Therapie. Um die Familien nachhaltig zu unterstützen, wird heute die Urotherapie eingesetzt, die in den skandinavischen Ländern bereits fest etabliert ist. Remziye Sirin aus der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Universitätsklinikum Ulm hat die berufsbegleitende Ausbildung zur Urotherapeutin am Klinikum Links der Weser in Bremen absolviert und wird künftig mit ihrem Wissen und ihrem Einfühlungsvermögen das kinderurologische Ärzteteam bei der Betreuung von kleinen Patientinnen und Patienten unterstützen.

Für Kinder und Jugendliche ist die fehlende oder unzureichende Kontrolle der Harnausscheidung ein bedeutendes Problem. Die Ursachen dafür sind vielfältig, mitunter auch angeboren. Häufig bestehen oder entwickeln sich psychische Begleitprobleme. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen können erheblich unter diesem Symptom leiden und sich aus dem Kreis Gleichaltriger zurückziehen. Scham, Hilflosigkeit und Schuldgefühle kennen die Betroffenen und ihre Familien häufig sehr gut. Meist sind der betreuende Kinder- oder Hausarzt die ersten Ansprechpartner, die mit viel Erfahrung das Kind und dessen Familie zunächst vertrauensvoll begleiten. Findet sich aber keine Lösung, sollte die Harninkontinenz kinderurologisch abgeklärt und anschließend therapiert werden.

 

Urotherapie – verbessert die Wahrnehmung der Blase

Urotherapeutinnen und Urotherapeuten haben während der berufsbegleitenden Weiterbildung gelernt, Blasenfunktionsstörungen zu erkennen, das Ärzteteam bei Diagnostik und Therapie und die Familie bei der Alltagsbewältigung zu unterstützen. Ärzte, Pflegekräfte, aber auch Physiotherapeuten und Hebammen können sich zu Urotherapeuten ausbilden lassen. Diese beratende therapeutische Tätigkeit erfordert nicht nur spezielle pädagogische Kenntnisse, sondern auch Feingefühl und menschliche Wärme. „Wenn die notwendige Diagnostik durchgeführt und keine anatomisch-organischen Ursachen festgestellt wurden, dann kann ich mit meiner Arbeit beginnen. Urotherapie hat den Sinn, die Wahrnehmung des eigenen Körpers und seiner Signale zu schulen. Konkret erkläre ich den kleinen Patienten altersgerecht die Anatomie des menschlichen Körpers und der Blase und zeige ihnen, warum es zu einem ungewollten Urinverlust kommt. Auf diese Weise lernen die betroffenen Kinder, die Blase bewusst und kontrolliert zu entleeren", erklärt Urotherapeutin Remziye Sirin, die im weiten Umkreis eine der wenigen Personen mit dieser Fachweiterbildung ist: Im gesamten deutschsprachigen Raum gibt es derzeit etwa 150 UrotherapeutInnen.

 

Erweiterte Therapiemöglichkeiten der Harninkontinenz

In der Sektion Kinderurologie an der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Universitätsklinikum Ulm behandelt Prof. Dr. Anne-Karoline Ebert mit ihrem Team operativ als auch konservativ urogenitale Fehlbildungen, Stein- und Tumorerkrankungen, aber auch Harninkontinenz. Nur durch eine fächerübergreifende Zusammenarbeit im Team, welchem künftig auch die Urotherapeutin Remziye Sirin angehört, können die kleinen Patientinnen und Patienten bestmöglich versorgt werden. Gemeinsam wird besprochen, welche Behandlung für den einzelnen Betroffenen am aussichtsreichsten ist. „Die Zaubertablette, die das Kind trocken macht, haben wir leider nicht", so Professorin Ebert. Oft ist die Behandlung langwierig und erfordert sehr viel Geduld. Dabei brauchen das Kind und die Familie eine gute Beratung und verschiedene Hilfestellungen, die durch die Urotherapeutin koordiniert werden sollen.

 

Derzeit wird an der Ulmer Universitätsklinik für Urologie und Kinderurologie eine „Blasenschule" eingerichtet. Ab Herbst können betroffene Kinder und Jugendliche mit Harninkontinenz und schweren Blasenentleerungsstörungen dort von Remziye Sirin lernen, ihre Harnblase besser zu kontrollieren.

 

Das angehängte Foto zeigt von links: Gerhard Bopp, Pflegedienstleiter an der Klinik für Urologie und Kinderurologie, Remziye Sirin, Urotherapeutin an der Klinik für Urologie und Kinderurologie, und Prof. Dr. Anne-Karoline Ebert, Leiterin der Sektion Kinderurologie am Universitätsklinikum Ulm. (Foto: Universitätsklinikum Ulm)

 

 

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