Raum für alle

Diversity-Tag: Vielfalt der Religionen am Universitätsklinikum Ulm

Die meisten Türen sind unscheinbar, nicht alle Hinweise offensichtlich. Aber dahinter verbergen sich oft unerwartete Rückzugsorte, die den Klinik-Alltag für einen kurzen Moment, für ein Gebet oder für einen persönlichen Abschied ausschließen. Am Universitätsklinikum Ulm gibt es verschiedene solcher Orte für Mitarbeiter*innen, Patient*innen und Besucher*innen mit unterschiedlichen Religionen oder Weltanschauungen. Für sie alle ist Platz. Zum heutigen Diversity-Tag stellen wir die vielfältigen religiösen Orte am Universitätsklinikum Ulm vor.

Ein Platz für stille Gedanken

Die kleine Kapelle in der Uniklinik am Michelsberg ist ein Ort für Stille, Gebet und Gottesdienst. Dort gibt es ein besonderes Angebot, um Fragen, Dank, Ängste und Zweifel vor Gott zu bringen. Am Rand einer großen Schale, der sogenannten „El-Roi-Schale“ liegen verschiedene Gegenstände. Die Besucher*innen wählen den Gegenstand aus, der ihrem Befinden am meisten entspricht oder ihr Anliegen ausdrückt und legen es in die Mitte der Schale. In den regelmäßigen Gottesdiensten am Wochenende werden die Symbole zum Altar gebracht, verbunden mit der Bitte an Gott, dass er das Leben der Menschen wandelt. Die Gebetsschale trägt einen jüdischen Namen. „El-Roi“ ist hebräisch und bedeutet „Gott schaut nach mir“ und geht auf  eine alttestamentarische Erzählung, der jüdischen Thora zurück. So sollen sich auch jüdische Patient*innen, Mitarbeiter*innen und Besucher*innen in der Kapelle eingeladen fühlen. Das gilt natürlich auch für Personen muslimischen Glaubens. Auch sie sind in der Kapelle am Michelsberg herzlich willkommen. Für ihr Gebet liegen zwei Gebetsteppiche aus.

Der bekannteste religiöse Ort am Oberen Eselsberg ist sicherlich die dortige Klinikkapelle. Die auffällige lila Tür in der Klinik für Innere Medizin führt zu einer überraschend großzügigen Kapelle. Hier finden gleich drei christliche Glaubensrichtungen Platz. Neben katholischen und evangelischen Elementen gibt es auch eine orthodoxe Ikone. Die Gottesdienste, die hier regelmäßig gefeiert werden, werden auch direkt in die Patientenzimmer übertragen. Auf einem Tisch im hinteren Bereich halten Bücher die Gedanken und Gebete der Menschen fest, die den Weg, unabhängig von Konfessionen, in die Kapelle gefunden haben. Die vielen unterschiedlichen Einträge erzählen von Dankbarkeit und Hoffnung, von Trauer und Verzweiflung. Sie stammen von jungen und alten Menschen, von Kindern, von Angehörigen und von Patient*innen.

Ganz in der Nähe der lila Tür macht ein kleines Schild an einer Holztür auf die Regelungen aufmerksam, die für den dahinterliegenden Raum gelten. Der muslimische Gebetsraum darf nur ohne Schuhe betreten werden. In einem Regal neben der Tür stehen Fächer für die Schuhe aber auch zahlreiche Bücher und natürlich auch der Koran bereit. Der Raum ist mit aufwändigen Wandmalereien verziert und mit Teppich ausgelegt. Hier können gläubige Muslime ungestört beten, für Männer und Frauen gibt es abgetrennte Bereiche.

Raum für Trauer

Nicht nur Gebete und Gedanken haben Raum am Universitätsklinikum. Auch für Trauer und Abschied gibt es einen Platz. In den sogenannten Abschiedsräumen haben Angehörige die Möglichkeit, sich abseits der Patientenzimmer oder anderer klinischer Räume von Verstorbenen zu verabschieden. Die Abschiedsräume sind neutral gestaltet und ermöglichen so das Abschiednehmen unabhängig von Konfessionen, abseits des Klinikbetriebs. Gleich zwei solcher Abschiedsräume gibt es im Untergeschoss der neuen Chirurgie am Oberen Eselsberg. Von außen fällt die schlichte, aber ungewöhnliche Bodengestaltung vor den beiden Türen auf. Die Bedeutung, die hinter den zwei weißen Elementen auf schwarzem Grund steckt, ist hingegen nicht gleich offensichtlich. Das angedeutete weiße Kreuz weist auf den christlichen Abschiedsraum hinter der Tür hin. Ein teilweise sichtbarer weißer Halbkreis, der die islamische Mondsichel Hilal darstellt, führt zum muslimischen Abschiedsraum. Dort ist auch die rituelle Waschung eines verstorbenen Angehörigen möglich.

Kontakt zu anderen Glaubensgemeinschaften

Unabhängig von speziellen Räumen und Orten gibt es an allen Standorten des Universitätsklinikums Ulm für Patient*innen, Mitarbeiter*innen und Besucher*innen verschiedene Möglichkeiten mit unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften in Kontakt zu treten. In den Kliniken des Universitätsklinikums stehen die Ansprechpersonen der katholischen und evangelischen Klinik-Seelsorge gerne persönlich zur Verfügung. Das Team der Klinik-Seelsorge steht, auch über den Rat der Religionen der Stadt Ulm, im Dialog mit Vertretern anderen Glaubensgemeinschaften und stellt entsprechende Kontakte gerne her.

Diversität am Universitätsklinikum Ulm

Mit der Unterzeichnung der Charta der Vielfalt hat sich das Universitätsklinikum Ulm verpflichtet, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei von Vorurteilen ist. Alle Mitarbeiter*innen sollen Wertschätzung erfahren, unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexueller Orientierung und Identität.

„Die Vielfalt der Mitarbeiter*innen unseres Klinikums ist die Basis für Innovation und Qualität in der Universitätsmedizin“, betont Professor Dr. Udo X. Kaisers. Erst diese Diversität mache das Universitätsklinikum zu einem Ort der internationalen, universitären Spitzenmedizin. Im Universitätsklinikum Ulm sind darüber hinaus bereits Vereinbarung zur gelebten Vielfalt getroffen worden. So sollte das Verhalten der Beschäftigten untereinander geprägt sein von Respekt, Anerkennung und Wertschätzung. Das Universitätsklinikum Ulm toleriert keinerlei Diskriminierung oder Belästigung im Arbeitsumfeld. In der Dienstvereinbarung ist darüber hinaus partnerschaftliches Verhalten am Arbeitsplatz festgelegt.

 

 

Quelle: Universitätsklinikum Ulm
Quelle: Universitätsklinikum Ulm

Mit der Gebetsschale am Michelsberg gibt es ein besonderes Angebot, um Fragen, Dank, Ängste und Zweifel vor Gott zu bringen.

Quelle: Universitätsklinikum Ulm

Blick in die Klinikkapelle am Oberen Eselsberg.

Quelle: Universitätsklinikum Ulm

Neben katholischen und evangelischen Elementen gibt es in der Kapelle am Oberen Eselsberg auch eine orthodoxe Ikone.

Quelle: Universitätsklinikum Ulm

In Bücher können Menschen ihre die Gedanken und Gebete hinterlassen, die unabhängig von Konfessionen in die Kapelle gekommen sind.

Quelle: Universitätsklinikum Ulm

Im muslimischen Gebetsraum ist mit aufwändigen Wandmalereien verziert.

Quelle: Universitätsklinikum Ulm
Quelle: Universitätsklinikum Ulm

Die Abschiedsräume sind neutral gestaltet und ermöglichen so das Abschiednehmen unabhängig von Konfessionen, abseits des Klinikbetriebs.

Quelle: Universitätsklinikum Ulm

Das im hinteren Berich angedeutete weiße Kreuz weist auf den christlichen Abschiedsraum hin. Ein teilweise sichtbarer weißer Halbkreis, der die islamische Mondsichel Hilal darstellt, führt zum muslimischen Abschiedsraum.