Klinikübergreifende Sicherheitskonferenz am Universitätsklinikum Ulm

Gemeinsam für die Notfall- und Krisenvorsorge in Baden-Württemberg

Anfang Oktober haben sich am Universitätsklinikum Ulm (UKU) Expert*innen aus ganz Baden-Württemberg zu verschiedenen Themen des Notfall- und Krisenmanagements im Gesundheitswesen ausgetauscht. Die Klinikübergreifende Sicherheitskonferenz Baden-Württemberg (KLÜSIKO BW) ist eine Arbeitsgemeinschaft der Universitätsklinika und weiterer Maximalversorger in Baden-Württemberg, die eng mit dem Landespolizeipräsidium sowie dem Innen- und Sozialministerium in Stuttgart kooperiert. Sie wurde 2018 in Ulm gegründet und gibt in regelmäßigen Abständen Handlungsempfehlungen für die Vorbereitung der baden-württembergischen Krankenhäuser auf Krisen- und Katastrophenlagen.

„Es freut uns sehr, dass das Universitätsklinikum Ulm nun nach fünf Jahren erneut Austragungsort der Sicherheitskonferenz ist“, sagt Prof. Dr. Udo X. Kaisers, Leitender Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Ulm. „Der überregionale Austausch sowie die Vernetzung der verschiedenen Player untereinander sind im Ernstfall enorm wichtig und können eine entscheidende Rolle in der Krisenbewältigung spielen“, so Kaisers weiter.

Grundsätzlich beschäftigt sich die KLÜSIKO BW mit verschiedenen Gefahren- und Schadenslagen, die eine Krisensituation auslösen könnten, in welcher alltägliche Maßnahmen und Mittel für die Vermeidung bzw. Reduzierung von Schäden nicht mehr ausreichen. Dazu zählen zum Beispiel Unfälle mit chemischen, biologischen oder radioaktiven Gefahrstoffen. Aber auch ein großflächiger Brand, ein Terroranschlag oder schleichende Prozesse wie extreme Trockenheit oder eine Pandemie erfordern besondere konzeptionelle, organisatorische und verfahrenstechnische Voraussetzungen, um die außergewöhnliche Situation schnellstmöglich wieder in den Normalzustand zu bringen und die negativen Konsequenzen für die Gesundheitsversorgung so gering wie möglich zu halten.

Aktuell, und so auch bei der jetzigen Konferenz, stehen Diskussionen und Vorträge rund um das Thema IT-Ausfall im Vordergrund. Dazu hat am Universitätsklinikum Ulm im vergangenen Jahr bereits eine Notfallübung stattgefunden. Dabei wurden wichtige Erfahrungswerte gesammelt, die auch in die Handlungsempfehlungen der KLÜSIKO BW mit einfließen. In einer groß angelegten Stabsrahmenübung wurde fiktiv ein durch einen Cyberangriff ausgelöster IT-Komplettausfall durchgespielt.

Und auch Bund und Länder probten erst kürzlich, am 27. und 28. September, mit der „Länder- und Ressortübergreifenden Krisenmanagementübung (LÜKEX) 2023“ den Ernstfall. Im Rahmen der mit 60 beteiligten Behörden und rund 3.000 Personen größten jemals durchgeführten LÜKEX-Übung wurde ein bundesweiter Cyberangriff auf die IT-Infrastruktur von Verwaltungsbehörden und anderen staatlichen Institutionen in allen 16 Bundesländern simuliert. Ziel der Übung war es, durch das Krisenmanagement während der Attacke die Staats- und Regierungsfunktionen aufrecht zu erhalten. Vor dem Hintergrund der stetig wachsenden Zahl von Cyberangriffen auf öffentliche Einrichtungen unterstreichen diese beiden Übungen exemplarisch die dringende Notwendigkeit, sich mit dem Thema IT-Ausfall zu beschäftigen und entsprechende Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Dies gilt ganz besonders und vor allem zum Schutz kritischer Infrastrukturen, den sogenannten „KRITIS-Sektoren“. Dazu zählen neben der Gesundheitsbranche zum Beispiel auch die Sektoren „Wasser“, „Energie“, „Ernährung“ oder „Transport und Verkehr“. Ausfälle würden hier zu erheblichen Versorgungsengpässen, zu Gefährdungen der öffentlichen Sicherheit oder zu vergleichbaren Folgen führen. Im Rahmen der KLÜSIKO-Hauptsitzung am 5. Oktober wurde zum einen der aktuelle Stand der Handlungsempfehlung, die in vier verschiedenen Arbeitsgruppen ausgearbeitet wurde, präsentiert. Zudem erhielten die Teilnehmenden in einem Fachvortrag der Kriminalinspektion „Cybercrime und digitale Spuren“ des Polizeipräsidiums Ulm einen Einblick in das Vorgehen der Ermittlungsbehörden im Falle einer Cyberattacke. In der zweiten Hälfte der Sitzung widmete sich die Konferenz unter dem Titel „Netzwerkpräsentation Ulm“ in einer Retrospektive der bisherigen Arbeit der KLÜSIKO Ulm und Baden-Württemberg. Anhand konkreter Beispiele wurde aufgezeigt, wie klinikübergreifende Absprachen konkret in hausspezifische Krankenhaus-Alarm- und -Einsatzpläne integriert werden können.

Geleitet wird die KLÜSIKO BW in der aktuellen Sitzungsperiode von Dr. Stefan Weiß (Klinikum Ludwigsburg) und Dr. Thorsten Holsträter (BWK Ulm). Verantwortlich für die Organisation der jetzigen Konferenz in Ulm waren Dr. Manuel Königsdorfer und Martin Neumüller aus dem Universitätsklinikum Ulm. „Verschiedene Ereignisse der letzten Jahre haben das Thema Notfall- und Krisenvorsorge im Gesundheitswesen in den Fokus gerückt. Wir freuen uns daher, dass Baden-Württemberg mit der KLÜSIKO BW auf diesem Gebiet eine Vorreiterrolle für den interdisziplinären Austausch zwischen Kliniken, Politik und Fachbehörden einnimmt“, betonen beide Organisatoren. Neben Vertreter*innen der Uniklinika sowie anderer baden-württembergischer Krankenhäuser, waren bei der Konferenz auch Vertreter*innen des Landespolizeipräsidiums im baden-württembergischen Innenministerium sowie des Sozialministeriums anwesend.

Dr. Manuel Königsdorfer (r.) und Martin Neumüller (l.) präsentieren sicherheitsrelevante Themen im Rahmen der KLÜSIKO BW am Universitätsklinikum Ulm.