Kinderschutz an der Schnittstelle zwischen Medizin und Jugendhilfe

Fachkonferenz im Rahmen des Projektes „Medizinische Kinderschutz-Hotline“ am 29. September im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Berlin

Am 29.09.2017 findet im Rahmen des Projektes „Medizinische Kinderschutz-Hotline“ eine Fachkonferenz „Kinderschutz an der Schnittstelle zwischen Medizin und Jugendhilfe“ im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend statt. Das Projekt wird am Universitätsklinikum Ulm in Kooperation mit den DRK Kliniken Berlin | Westend umgesetzt.

 

Die Hotline ist seit Juli 2017 bundesweit verfügbar. Sie richtet sich an medizinisches Fachpersonal, also Ärztinnen und Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzte, (Kinder- und Jugendlichen-) Psychotherapeutinnen und -therapeuten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Rettungsdienste sowie Pflegekräfte. Angehörige dieser Berufsgruppen können rund um die Uhr unter der Nummer 0800 19 210 00 bei Verdacht auf Misshandlung, Vernachlässigung oder sexuellen Missbrauch eine direkt verfügbare, kompetente, praxisnahe und kollegiale Beratung durch Ärztinnen und Ärzte mit speziellem Hintergrundwissen in Kinderschutzfragen erhalten. „Oft sind Ärztinnen und Ärzte die ersten, zu denen ein akut misshandeltes oder vernachlässigtes Kind gebracht wird. Sie sind daher in besonderer Weise gefordert, im Sinne des Kinderschutzes zu handeln. Dafür brauchen sie Unterstützung und Handlungssicherheit“, so Bundesfamilienministerin Dr. Katarina Barley über die Bedeutung der Hotline.

 

Projektleiter Professor Jörg M. Fegert (Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm) erläutert die Erfahrungen mit der Hotline wie folgt: „Uns erreichen sehr verschiedene Anfragen zu Kinderschutzfällen. Häufig geht es weniger um die Einordnung von Befunden als vielmehr um Unsicherheiten bezüglich der notwendigen Interventionsschritte sowie der Gesprächsführung mit Eltern.“

 

Die Fachkonferenz stellt den Kinderschutz in den Mittelpunkt und widmet sich vor allem den Schnittstellen zwischen Medizin und Jugendhilfe. Neben der Präsentation der Erfahrungen aus dem Hotline-Betrieb, stellt Professor Rick van Rijn die Arbeit des LECK (Landelijk Expertise Centrum Kindermishandeling) aus Utrecht (Niederlanden) vor, das ebenfalls eine Hotline betreibt. Mit Professor David Finkelhor aus den USA konnte ein sehr renommierter internationaler Experte im Bereich des Kinderschutzes gewonnen werden. Professor Finkelhor ist derzeit Gastprofessor an der Universität Ulm.

 

Das Angebot der Medizinischen Kinderschutzhotline wird bereits gut angenommen. Es unterstützt dabei, eine Brücke zwischen Medizin und Jugendhilfe zu schlagen. Es besteht jedoch weiterhin ein großer Informationsbedarf bei den mit dem Kinderschutz befassten Professionen. Die Fachkonferenz soll dazu beitragen, noch bestehende Informationslücken zu schließen und so zur weiteren Bekanntmachung und Nutzung der Hotline führen.

 

Über die Hotline:

Seit 1. Oktober 2016 fördert das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend das Projekt „Medizinische Kinderschutz-Hotline“ des Universitätsklinikums Ulm. Nach einer sechsmonatigen Vorbereitungsphase stand die „Medizinische Kinderschutz-Hotline“ zunächst seit April 2017 für Medizinerinnen und Mediziner in den Bundesländern Berlin, Brandenburg und Baden-Württemberg im Pilotbetrieb zur Verfügung. Seit 1. Juli 2017 ist die Hotline-Nummer 0800 19 210 00 bundesweit in Betrieb.

Quelle: Universitätsklinikum Ulm