Freistellung für das Ehrenamt

Mitarbeiter des Universitätsklinikums Ulm zum Kreisbrandrat für den Landkreis Neu-Ulm gewählt

Was haben Brandschutz und Biologie miteinander zu tun – vom gleichen Anfangsbuchstaben einmal abgesehen? Mehr als man denkt, wie das Beispiel von Dr. Bernhard Schmidt zeigt. Gestern wurde der Biologe, der im Forschungslabor der Universitätsklinik für Chirurgie I auf dem Safranberg arbeitet, zum neuen Kreisbrandrat für den Landkreis Neu-Ulm gewählt. Seit 2001 war er bereits Kreisbrandinspektor des Bezirks Süd. Mit der Wahl zum Kreisbrandrat erklimmt er die nächste und zugleich höchste Stufe, die man in der Bayerischen Feuerwehr auf Landkreisebene erreichen kann. Damit der 44-Jährige neben seiner Stelle am Universitätsklinikum Ulm auch seinem Ehrenamt gerecht werden kann, stellt sein Arbeitgeber ihn für zwei Tage in der Woche frei. Hierfür schlossen das Universitätsklinikum und das Landratsamt Neu-Ulm einen Kooperationsvertrag.


Ein erfahrener Feuerwehrmann

Mit Bernhard Schmidt hat sich die Feuerwehr des Landkreises Neu-Ulm für einen erfahrenen Mann entschieden. Schon seit seiner Jugend engagiert er sich, hat nach und nach verschiedene Ämter und damit immer mehr Verantwortung übernommen. „Da rutscht man so rein. Am Anfang war es sicher noch ein Hobby. Dann ist es so langsam gewachsen. Je höher die Aufgaben sind, die man übernimmt, desto mehr Lehrgänge fallen an. Mit der Verantwortung steigt auch der zeitliche Aufwand. Inzwischen ist es für mich mehr ein Nebenberuf“, beschreibt Schmidt seine Feuerwehr-Laufbahn. Als Kreisbrandrat ist er in Zukunft zuständig für die Alarmierungsplanung der Feuerwehren, er trägt die Verantwortung für die Ausbildung von nicht weniger als 3000 Feuerwehrleuten und gibt als Leiter der Brandschutzstelle Stellungnahmen zum Brandschutz bei öffentlichen Gebäuden ab – nur einige seiner zahlreichen Aufgaben. Wenn zum Beispiel bei schweren Verkehrsunfällen oder gravierenden Naturereignissen wie Hochwasser vom zuständigen Landratsamt der „Katastrophenfall“ erklärt wird, obliegt dem Kreisbrandrat sogar die Einsatzleitung vor Ort und damit die Gesamtkoordination von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst.


Rückenwind von allen Seiten

Bei soviel Verantwortung wundert es schon, dass der Posten des Kreisbrandrats in Bayern nach wie vor ein Ehrenamt ist. Neben dem Beruf ist es zeitlich kaum zu stemmen. Und längst nicht jeder Arbeitgeber reagiert positiv, wenn man um eine Sonderregelung bittet. „Als man mich für das Amt vorgeschlagen hat, bin ich deshalb frühzeitig mit der Personalabteilung und der Klinikleitung in Kontakt getreten. Es gibt zwar, wenn es um die öffentliche Hand geht, auch so etwas wie eine moralische Verpflichtung von Arbeitgeberseite.  Aber wenn es da Probleme gegeben hätte, hätte ich mich wohl nicht zur Wahl aufstellen lassen.“ Deshalb ist er froh, dass er am Uniklinikum von allen Seiten Rückenwind erhielt. Sowohl seine direkte Vorgesetzte Professor Dr. Doris Henne-Bruns, Ärztliche Direktorin der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, als auch die Verwaltungsleitung des Universitätsklinikums unterstützten ihn von Beginn an in seinem Vorhaben.  „Wir wollten Herrn Schmidt gerne ermöglichen, dieses Amt wahrzunehmen. Zwar sind wir gesetzlich nicht zu einer Freistellung verpflichtet, aber aus meiner Sicht ist es wichtig und richtig, ehrenamtlich tätige Mitarbeiter zu unterstützen“, unterstreicht der Kaufmännische Direktor Rainer Schoppik, der letztlich die Freistellung Schmidts genehmigte.


Lösung Kooperationsvertrag

Die Bereitschaft zur Freistellung eines Mitarbeiters ist eine Sache, deren Organisation und Realisierung jedoch eine andere. So musste erst einmal eine für alle Seiten akzeptable Lösung gefunden werden. Wie viel Zeit wird Bernhard Schmidt im Landratsamt verbringen? Wie oft und wann wird er im Labor fehlen? Und vor allem: Wie kann man dies vertraglich festlegen? „Für uns war das eine ganz neue Materie. Mit dem Bayerischen Feuerwehrgesetz hatten wir bisher noch nicht zu tun“, sagt Carmen Zweifel, Leiterin der Personalbetreuung am Uniklinikum, schmunzelnd. „Zusammen mit dem Landratsamt Neu-Ulm wurde dann der Vertrag ausgearbeitet“, fügt sie hinzu.

Die „mehr als zufriedenstellende Lösung“, wie Rainer Schoppik betont,  besteht nun aus einem Kooperationsvertrag zwischen Uniklinikum und Landratsamt. Ab August tauscht Bernhard Schmidt für zwei Tage pro Woche seinen Laborkittel gegen die Feuerwehruniform. Montags und dienstags nimmt er in Neu-Ulm die Aufgaben des Kreisbrandrates wahr, den Rest der Woche arbeitet er wie gewohnt im Labor der Chirurgie. Er bleibt zu hundert Prozent am Uniklinikum beschäftigt, das Landratsamt erstattet der Klinik das Gehalt für die beiden „Fehltage“. 


Verantwortung statt Leidenschaft

Ist es die Leidenschaft für die Feuerwehr, die ihn dazu antreibt, eine solche Doppelbelastung auf sich zu nehmen? Bernard Schmidt verneint und räumt damit zugleich mit dem „Kleinjungentraum Feuerwehrmann“ und dessen romantischer  Verklärung auf: „Leidenschaft ist das falsche Wort. Aber man empfindet schon eine gewisse Befriedigung, weil man etwas Sinnvolles tut.“

 

Das unten angehängte Bild zeigt Dr. Bernhard Schmidtan seinem Arbeitsplatz, dem Forschungslabor der Chirurgischen Universitätsklinik I auf dem Ulmer Safranberg (Foto: UK Ulm). Gerne helfen wir Ihnen bei der Organisation von Interviews oder Dreharbeiten.

 

 

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Dr. Bernhard Schmidt an seinem Arbeitsplatz (Foto: UK Ulm).