Eine neue Herausforderung

Die Versorgungslücke schließen: Kinderneurochirurg PD Dr. Hannes Haberl baut Sektion für Pädiatrische Neurochirurgie auf

 

PD Dr. Hannes Haberl ist Leiter der neu gegründeten Sektion Pädiatrische Neurochirurgie an der Klinik für Neurochirurgie. Damit schließt die Ulmer Universitätsmedizin eine Versorgungslücke im süddeutschen Raum.

Gäbe es in der Kinderneurochirurgie – ähnlich wie im Fußball – eine Nationalmannschaft, also eine Auswahl der Besten, so stünde Haberl wohl regelmäßig in der Startformation. Einzige Einschränkung: Kleinfeld wäre angesagt, denn elf „Spieler" auf diesem Niveau würde die Pädiatrische Neurochirurgie in Deutschland kaum zusammenbekommen. Für die Ausbildung dieser hochspezialisierten Chirurginnen und Chirurgen fehlte hierzulande noch vor Kurzem schlicht das Know-how und damit ein ausreichender personeller Unterbau. Der neue Sektionsleiter ist angetreten, das zu ändern und sieht dafür in der Ulmer Universitätsmedizin allerbeste Voraussetzungen zum Vorteil seiner jungen Patientinnen und Patienten. Sein langfristiges Ziel: In und für die Region ein Zentrum für Kinderneurochirurgie aufzubauen, das einer „Schule für Kinderneurochirurgie" gleich kommt.

 

Ein solches Projekt hat Dr. Haberl in ähnlicher Form bereits einmal gestemmt: Von 2005 bis 2014 leitete er den selbstständigen Arbeitsbereich Pädiatrische Neurochirurgie an der Charité in Berlin, den er selbst gründete und im Laufe der Jahre als nicht mehr wegzudenkende Größe etablierte. Drei Fachärzte für Pädiatrische Neurochirurgie hat er in dieser Zeit ausgebildet, die nun „das komplette Programm beherrschen", wie es Haberl ausdrückt. Auch an anderen Universitäten haben sich im Kielwasser dieser Initiative kinderneurochirurgische Aktivitäten verstärkt. Von Berlin nach Ulm? Ein Schritt, der sich mit genau diesem zentralen Anliegen des Kinderneurochirurgen erklären lässt: „Ich möchte mein erarbeitetes Wissen und die damit verbundenen praktischen Fertigkeiten nicht für mich behalten und später einfach mit in den Ruhestand nehmen. Im Vergleich zu Ländern wie Frankreich oder Großbritannien war die Kinderneurochirurgie in Deutschland lange Zeit unterentwickelt und führt in einigen Regionen immer noch ein stiefmütterliches Dasein. Das möchte ich für Ulm gerne durchbrechen."

 

Nerven „neu sortieren"

Zu tun gab und gibt es in diesem Fachbereich mehr als genug. In seinem bisherigen Berufsleben hat Dr. Haberl rund 3000 pädiatrisch neurochirurgische Eingriffe vorgenommen. Darunter u.a. im Jahre 2011 die erste deutsche endoskopische Schädelrekonstruktion, der im Jahre 2007 die weltweit erste rahmenbasierte und modell-assistierte Schädelrekonstruktion voranging. „Wir können zukünftig in Ulm OP-Techniken anbieten, die für die Großregion ein Alleinstellungsmerkmal darstellen", unterstreicht der Sektionsleiter, zu dessen Spezialgebiet nicht nur Schädelumformungen gehören, sondern u.a. auch sehr anspruchsvolle Eingriffe im Bereich der funktionellen Mikrochirurgie, bei denen beispielsweise die Folgen von Spastiken durch eine Operation der Nervenwurzeln am Rückenmark aufgefangen werden. „Eine solche Operation hat ungemein positive Auswirkungen auf die Entwicklung der betroffenen Kinder, die nach einer entsprechenden Rehabilitationsphase deutlich besser, manchmal fast normal laufen können."

Großen Anteil an Dr. Haberls Entscheidung für Ulm hat Prof. Dr. Christian Rainer Wirtz, Ärztlicher Direktor der Klinik für Neurochirurgie, die über einen Standort am Bezirkskrankenhaus in Günzburg und auf dem Oberen Eselsberg in Ulm verfügt: „Die ausgewiesene Fachkompetenz von Herrn Haberl wird nicht nur unzähligen jungen Patientinnen und Patienten zugutekommen, sondern auch in Forschung und Lehre wichtige Impulse setzen, die weit über die Region hinaus ihre Wirkung entfalten werden."

Damit spricht der Ärztliche Direktor ein Grundprinzip an, das sich Dr. Haberl stets zu eigen gemacht hat. Weltweit hat er sich in den vergangenen knapp 30 Jahren operative Spezialverfahren angeschaut und angeeignet – jeweils von den Größen des Fachs. Seine Weiterbildungsaufenthalte führten ihn in den USA ans „Kaiser Permanente Hospital" in Oakland, an die University of Texas, an die NorthWestern University in Chicago und nach St. Louis ans dortige „St. Louis Children’s Hospital". In Europa kann er auf Erfahrungen in Marseille, Bern und Zürich zurückblicken.

„Ich freue mich auf die Arbeit in Ulm. Für mich bedeutet der Aufbau der Sektion eine neuerliche Herausforderung, der ich mich gerne stelle", sagt Dr. Haberl, dessen Patientinnen und Patienten zu rund 80% unter einem Jahr alt sind. Zum Wort Herausforderung passt dann auch, dass er in Ulm in etwa fünf Jahren mit seinem noch zu bildenden Team mehrere hundert Kinder und Jugendliche pro Jahr betreuen möchte.

 

Auf den Punkt

PD Dr. Ernst Johannes Haberl ist 59 Jahre alt und wurde in Straubing geboren. Er studierte Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München und ist seit 1992 Facharzt für Neurochirurgie. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter. Seit Ende vergangenen Jahres baut PD Dr. Haberl an der Klinik für Neurochirurgie die Sektion Pädiatrische Neurochirurgie als verantwortlicher Leiter auf. Es besteht eine sehr enge interne Kooperation mit der Klinik- für Kinder- und Jugendmedizin auf dem Michelsberg.

Ziel ist die Etablierung eines Zentrums für Pädiatrische Neurochirurgie im süddeutschen Raum, das hinsichtlich des operativen Leistungsangebots ohne Beispiel ist. Die Sektion ist zu erreichen unter der Rufnummer 0731 500 55015 (Frau Belinda Elsner), die E-Mail-Adresse lautet belinda.elsner@uniklinik-ulm.de.

 

Das angehängte Foto zeigt Dr. Haberl (Foto: nn). Gerne vermitteln wir Ihnen ein Gespräch.

 

 

 

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PD Dr. Hannes Haberl