Die beste Nahrung für die Allerkleinsten

Universitätsklinikum Ulm eröffnet die zweite Frauenmilchbank Baden-Württembergs

Der kleine Lian kam im achten Schwangerschaftsmonat auf die Welt – zehn Wochen zu früh. Weil seine Mutter in den ersten Tagen nach der Geburt noch nicht ausreichend eigene Muttermilch produzierte, erhielt Lian gespendete Muttermilch. Seit Kurzem gibt es an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Ulm eine Frauenmilchbank. Sie ist neben der Freiburger Frauenmilchbank die einzige in Baden- Württemberg und eine von aktuell 26 in ganz Deutschland.

Auf den Stationen der Sektion Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin der Kinderklinik am Universitätsklinikum Ulm werden die Kleinsten der Kleinen versorgt. Als Perinatalzentrum der höchsten Stufe (Level 1) werden hier auch sehr kleine Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von unter 1250 Gramm und kranke Neugeborene betreut. „Unser Ziel ist es, kleinste Frühgeborene und kranke Neugeborene auf unseren Stationen solange mit gespendeter Frauenmilch zu versorgen, bis die Mütter selbst genügend eigene Milch produzieren, um ihre Babys ernähren zu können. So müssen wir nicht auf künstliche Säuglingsnahrung zurückgreifen“, sagt die Leiterin der Ulmer Frauenmilchbank, Dr. Stefanie Baranowski.

Es gibt Frauen, die anfangs wenig Milch produzieren oder aus anderen Gründen nicht stillen können. Wie Stefanie Ebner: „Ich hatte in den ersten Tagen nach der Geburt noch nicht genügend Milch und war froh, dass mein Sohn gespendete Frauenmilch bekommen hat. Er ist stabil und entwickelt sich gut. Das bestätigt für mich, was man über Muttermilch sagt“. Denn Muttermilch gilt als die beste Nahrung für Babys. Kommt ein Kind zu früh auf die Welt oder ist ein Neugeborenes erkrankt, liefert Muttermilch lebenswichtige Nährstoffe. Besonders ist die spezielle und individuelle Zusammensetzung: neben Kohlenhydraten, Eiweiß und Fett enthält sie unter anderem immunologische Faktoren, welche Muttermilch zu einer optimalen Nahrung für Früh- und Neugeborene macht. Es ist nachgewiesen, dass mit Muttermilch ernährte Kinder seltener an Infektionskrankheiten erkranken und die Gefahr, am plötzlichen Kindstod zu versterben bei diesen Kindern reduziert ist. „Außerdem senkt Muttermilch das Risiko, dass Früh- und Neugeborene an lebensbedrohlichen Darmerkrankungen leiden. Zudem hat die Ernährung mit Muttermilch einen positiven Effekt auf die körperliche und geistige Entwicklung der Kinder“, ergänzt Stefanie Baranowski.

Ganz anders war die Situation bei Julia Haag, deren Tochter Marie ebenfalls zu früh auf die Welt kam. Julia Haag hatte nach der Geburt so viel eigene Milch, dass sie die überschüssige Muttermilch gerne gespendet hat. „Als die Anfrage kam, war für mich sofort klar, dass ich meine Milch spende. Ich weiß, wie gut das für die Kleinen ist und da helfe ich gerne“, sagt Julia Haag. Spenden dürfen bisher nur Mütter, deren Babys stationär in der Ulmer Kinderklinik behandelt werden. „Wir sprechen Mütter an, die viel Milch haben oder die Mamas kommen auf uns zu“, erzählt Stefanie Baranowski. Möchte eine Frau ihre Muttermilch spenden, wird ihr zunächst Blut abgenommen und auf Infektionskrankheiten – ähnlich einer Blutspende – untersucht. Jede Frauenmilchspende wird mikrobiologisch untersucht, pasteurisiert und eingefroren. Bei minus 20 Grad ist die Frauenmilch sechs Monate haltbar.

„Wir freuen uns über die große Bereitschaft der Mütter ihre überschüssige Milch zu spenden. Bisher haben für unsere Frauenmilchbank sieben Mütter rund 55 Liter Milch
gespendet und rund 50 Kinder haben Spenderinnenmilch erhalten. Es dürfen gerne noch mehr werden“, ermuntert Stefanie Baranowski. Die Frauenmilchbank wurde mit einer
Anschubfinanzierung des Förderkreises intensivpflegebedürftige Kinder Ulm e.V. unterstützt.

Ansprechpartnerin:
Frau Dr. Stefanie Baranowski
Leiterin der Frauenmilchbank
Tel.: 0731 500 57189
Mail: stefanie.baranowski@uniklinik-ulm.de

Quelle: Universitätsklinikum Ulm / Matthias Schmiedel

Dr. Stefanie Baranowski leitet die Frauenmilchbank des Universitätsklinikums Ulm

Quelle: Universitätsklinikum Ulm / Matthias Schmiedel

Julia Haag mit der kleinen Marie, Stefanie Baranowski und Stefanie Ebner (v.l.n.r.)