Psychische Gesundheit von Beschäftigten im Fokus

Forschungsprojekt des Universitätsklinikums Ulm für Menschen mit psychischen Belastungen am Arbeitsplatz präsentiert seine Ergebnisse.

Die Anzahl an Krankheitstagen und Frühberentungen aufgrund von psychischen Erkrankungen von Berufstätigen nimmt immer mehr zu. Gleichzeitig sind die Wartezeiten für eine psychotherapeutische Behandlung lang. Präventive Ansätze für psychische Gesundheit finden sich in der betrieblichen Praxis nur selten, obwohl neben dem persönlichen Leid der Menschen auch aus betriebs- und volkswirtschaftlicher Sicht hohe Kosten entstehen. Der Einbezug des Arbeitsplatzes – als Quelle von Kompetenzerleben und sozialer Anerkennung, aber auch als Ursache für Arbeitsüberlastung und Erschöpfung – bietet sich als Möglichkeit an, Menschen niederschwellig zu erreichen und das Thema „Arbeit“ in die psychotherapeutische Behandlung zu integrieren. Aus diesem Grund wurde das Verbundforschungsprojekt „friaa – Frühe Intervention am Arbeitsplatz“ ins Leben gerufen.

Im Zeitraum von September 2021 bis Januar 2023 wurde eine psychotherapeutische Sprechstunde und Beratung mit Arbeitsbezug für belastete Beschäftigte in Betrieben an fünf deutschen Standorten, darunter auch im Raum Ulm-Biberach-Ehingen, angeboten.  Unkompliziert erhielten sie eine erste Diagnostik ihrer Belastungen und Symptome. Die Hälfte der teilnehmenden Beschäftigten (Interventionsgruppe) konnte bis zu 12 psychotherapeutischen Einzelgespräche wahrnehmen.

Das Angebot wurde außerdem von wissenschaftlichen Untersuchungen begleitet. Das Team um Studienleitung PD Dr. Eva Rothermund-Nassir, Leitende Oberärztin an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Uniklinik Ulm hat die Hintergründe der arbeitsbezogenen Belastungen, der individuellen Symptome und deren Entwicklung untersucht. Dazu wurden die Teilnehmenden über fast zwei Jahre mittels Fragebögen befragt. Zusätzlich wurden Interviews mit Beschäftigten und betrieblichen Akteuren geführt. 

Über 550 Beschäftigte nutzten deutschlandweit die therapeutische Sprechstunde (davon ca. 100 aus dem Raum Ulm). Sie kamen aus über 60 Betrieben, die sich im Rahmen der Studie engagierten. Die Gründe sich belastet zu fühlen und Unterstützung zu suchen, sind vielfältig. In zusätzlichen Interviews nannten die Teilnehmenden vielseitige Gründe wie zum Beispiel einen hohen Arbeitsdruck, Schwierigkeiten mit Vorgesetzten und Kolleg:innen, häufige und unklare Umstrukturierungsmaßnahmen als auch Überforderung aufgrund von zu viel Verantwortung und geringem Entscheidungsspielraum. 

Nun ist das Projekt beendet und die Ergebnisse wurden ausgewertet. Zur Präsentation der Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem Projekt möchte das Studienteam herzlich zu einer Online-Abschlussveranstaltung für Betriebe, Betriebsärzt:innen, Sozialarbeiter:innen sowie anderen Interessierten am Thema psychische Gesundheit am Arbeitsplatz am 18. September um 13 Uhr einladen. Es wird ebenso Raum für Austausch und Anregungen geben.

Bei Interesse an der Abschlussveranstaltung melden Sie sich gerne unter friaa@uni-ulm.de. Weitere Informationen zu friaa und wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu dem Projekt finden Sie unter www.friaa.de