Kinderärzte warnen vor erheblichen Risiken von Knopfzellbatterien für Kleinkinder

Werden die kleinen Teile von Kleinkindern verschluckt, drohen schnell Verätzungen und Entzündungen

Pünktlich zum Weihnachtsfest weisen Kinderärzte auf die großen Gefahren von Knopfzellbatterien für Kinder hin. Diese Batterien stecken in vielen elektronischen Produkten, die auf dem Gabentisch liegen – von Lichterketten über Fernbedienungen bis zu Spielzeugen. „Sie sehen harmlos aus, können aber für Kleinkinder lebensbedrohliche Folgen haben“, sagt Dr. Martin Claßen, 1. Vorsitzender der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE). Wenn sie verschluckt würden, könnten sie in der Speiseröhre steckenbleiben und dort massive Schäden anrichten. Die Gesellschaft warnt daher vor diesen Batterien und fordert Eltern und Industrie auf, für die Sicherheit der Kinder aktiv zu werden.

Tom* ist zwei Jahre und ein munteres und entdeckungsfreudiges Kind. Eines Tages spielt er - von den Eltern unbemerkt - mit der Fernbedienung des CD-Spielers. Als die Eltern ins Wohnzimmer kommen, bemerken sie zum Glück gleich, dass die kleine Batterie fehlt. Kurz darauf beginnt Tom zu würgen. Sie reagieren schnell, rufen den Notarzt. Denn Tom hat offensichtlich die Knopfzellbatterie der Fernbedienung verschluckt. Im Krankenhaus finden die Magen-Darm-Spezialisten die Batterie später direkt in der oberen Speiseröhre. Sie ist schwer zu entfernen, weil sie schon nach zwei Stunden erhebliche Verätzungen in der Speiseröhrenschleimhaut verursacht hat und dadurch fest mit der Wand verbunden ist.

„In vielen Fällen sieht die Speiseröhre nach kurzer Zeit des Kontaktes mit dem Strom der Batterie verheerend aus. Es kommt zu massiven Verätzungen der Schleimhaut. Folgen sind Entzündung, Engstellen oder sogar ein Durchbruch in die Nachbarorgane“, sagt Dr. Martin Claßen, 1. Vorsitzender der GPGE und Chefarzt der Kinderkliniken am Klinikum Links der Weser und Bremen Mitte. „Studien unserer Gesellschaft zeigen, dass die Zahl der Unfälle mit diesem Batterietyp deutlich steigen und die Folgen gravierend sein können.“ Die Batterien sehen für Kinder verlockend aus und passen gut in den Mund.

Wenn ein Kind eine Batterie verschluckt hat, ist dies ein akuter Notfall. „Je schneller die Batterie entfernt wird, umso geringer ist der Gewebeschaden“, erklärt PD Dr. Carsten Posovszky, 2. Vorsitzender der GPGE und Oberarzt der Kinderklinik am Universitätsklinikum Ulm.„Aber schon innerhalb einer Stunde ist insbesondere bei den größeren Batterien mit zwei Zentimeter Durchmesser und drei Volt Spannung ein Schaden unvermeidbar“.

Die beiden Spezialisten und ihre Fachgesellschaft fordern deswegen Vorkehrungen durch die Gerätehersteller, damit die Batteriedeckel nur mit Werkzeug geöffnet werden können. „Bei einigen wenigen Geräten gibt es so etwas bereits, aber das muss unbedingt flächendeckend der Standard sein“, sagt Dr. Martin Claßen. Notfalls sehe er den Gesetzgeber in der Pflicht, durch eine Vorschrift für mehr Sicherheit zu sorgen. Batteriepole unbenutzter Batterien müssen vom Hersteller abgedeckt sein und Warnhinweise vorhanden sein. Auch Eltern müssten sich der Gefahren bewusst sein und den Spielbereich der Kinder sorgfältig absichern.


* Fiktiver Name; Fälle wie diese bekommen Kinderärzte in den Kinderkrankenhäusern häufig vorgestellt.

Kontakt:

PD Dr. med. Carsten Posovszky
Leitender Oberarzt
Universitätsklinikum Ulm
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Eythstr. 24
89075 Ulm
Tel. 0731-50057470
Fax. 0731-50057393
Email carsten.posovszky@uniklinik-ulm.de

 

PD Dr. med. Carsten Posovszky, Leitender Oberarzt im Universitätsklinikum Ulm

PD Dr. med. Carsten Posovszky, Leitender Oberarzt im Universitätsklinikum Ulm Foto: Universitätsklinikum Ulm

LED-Lampe mit Knopfzellbatterie

LED-Lampe mit Knopfzellbatterie Foto. Universitätsklinikum Ulm