Heute beginnt an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Ulm Teil B der baden-württembergischen Corona-Kinderstudie. In dem Anschlussprojekt an die im April und Mai durchgeführte Studie wird untersucht, ob und wie viele Kinder und Jugendliche im Vergleich zu ihren Eltern bzw. Erwachsenen aus demselben Haushalt Antikörper gegen das Virus gebildet haben und wie sich die Immunreaktion gegen SARS-CoV2 darstellt. Neben der Uniklinik Ulm beteiligen sich auch die drei Uniklinika in Tübingen, Freiburg und Heidelberg an der Studie.
„Kinder erkranken seltener und in der Regel leichter an COVID-19. In diesem Teil der Studie möchten wir herausfinden, wie Kinder und Jugendliche im Unterschied zu Erwachsenen auf das Coronavirus reagieren. Hierzu untersuchen wir, ob und welche Antikörper die Probanden gegen das Virus gebildet haben. Diese geben wiederum Aufschluss darüber, ob sich die Familienmitglieder mit dem Virus infiziert haben oder nicht und wir untersuchen das Immunsystem im Hinblick auf die Virusabwehr“, sagt Professor Dr. Klaus-Michael Debatin, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Ulm. Neben der Untersuchung von Antikörpern und Immunantwort wird ermittelt, in welcher Konzentration ACE2 im Blut der Studienteilnehmer*innen vorhanden ist. Die Wissenschaftler*innen wollen so untersuchen, ob dieses Eiweiß in Zusammenhang mit dem Infektionsrisiko und dem Schweregrad der Erkrankung steht. Aus internationale Untersuchungen geht hervor, dass das Coronavirus über die ACE2 Rezeptoren in menschliche Zellen – nicht nur in der Lunge, sondern auch in den Darm oder die Nieren – eindringt.
An der aktuellen Studie nehmen Familien mit Kindern und Jugendlichen im Alter von null bis siebzehn Jahren teil, bei denen es mindestens eine nachgewiesene Coronavirus Erkrankung gab. Die Mitarbeiter*innen der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin entnehmen allen Mitgliedern des jeweiligen Haushaltes einen Rachenabstrich sowie eine Blutprobe. Es konnten bereits über 260 Teilnehmer*innen aus 70 Familien für die Studie gewonnen werden, sodass aktuell keine weiteren Proband*innen gesucht werden. „An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Herrn Landrat Heiner Scheffold und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landratsamts Alb-Donau-Kreis sowie Frau Dr. Unger der Leiterin des Gesundheitsamtes in Ulm für die Unterstützung bei der Suche geeigneter Familien und die gute Zusammenarbeit bedanken“, sagt Professor KlausMichael Debatin. Die Untersuchungen sind umfangreich, mit ersten Ergebnissen ist erst in drei bis vier Monaten zu rechnen.
Über die Corona-Kinderstudie: Die Ergebnisse der zwischen April und Mai 2020 durchgeführten Kinderstudie (Teil A) zeigten, dass Kinder sich seltener mit dem Coronavirus infizieren als ihre Eltern. Rund 2.500 Kinder im Alter von einem bis zehn Jahren und jeweils ein Elternteil wurden damals auf aktuelle oder bereits überstandene SARS-CoV-2-Infektionen untersucht. Auf der Grundlage der wichtigsten Studienergebnisse der vier Uniklinika Heidelberg, Tübingen, Freiburg und Ulm wurden im Juni Kindertagesstätten und Grundschulen in Baden-Württemberg wieder geöffnet. Die Gesamtergebnisse werden derzeit zusammengestellt und zur wissenschaftlichen Veröffentlichung vorgelegt.