Das Universitätsklinikum Ulm ist seit langem bemüht schwer erkrankten, nicht mehr heilbaren Patient*innen und ihren Familien einen geschützten Raum und Zuwendung für diese Situation zu ermöglichen. Um Ärzt*innen und Pflegekräften mehr Zeit für eine adäquate Behandlung schwersterkrankter und auch sterbender Patient*innen und für die so wichtigen Gespräche zwischen Patient*innen, Angehörigen und Pflegenden zu ermöglichen, hat das Universitätsklinikum Ulm nach langen Vorbereitungsjahren im April 2009 mit der Eröffnung der ersten Palliativstation der Region reagiert. Mittlerweile ist die Palliativstation am Universitätsklinikum Ulm und in der Region fest verankert. In den zehn Jahren seit der Eröffnung hat die Palliativstation bereits einmal ihre Räumlichkeiten gewechselt und konnte sich mit dem Umzug auf die Ebene 3 der Klinik für Innere Medizin als eigenständige Station (M3p) etablieren.
Das zehnjährige Bestehen der Palliativstation wird am Mittwoch, den 03. April 2019 ab 17:30 Uhr im Hörsaal Chirurgie am Oberen Eselsberg mit einer Feierstunde gewürdigt. „Im Rahmen der Veranstaltung wollen wir die letzten zehn Jahre unserer Palliativstation Revue passieren lassen, einen Blick auf die Entwicklung in der Palliativmedizin gesamt werfen und eine Zwischenbilanz zur Entwicklung der palliativmedizinischen Versorgung am Standort Ulm ziehen“, so Prof. Dr. Hartmut Döhner, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin III. Als Gastrednerin wird Frau Prof. Dr. Karin Oechsle, Stiftungsprofessur für Palliativmedizin, II. Medizinische Klinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, einen Vortrag mit dem Thema „Bedürfnisse und Probleme mit Angehörigen im Umgang mit Palliativsituationen“ halten.
Ganzheitliche Betrachtung
Das lateinische Verb „palliare“ bedeutet „mit einem Mantel umhüllen“. Schon diese Umschreibung macht deutlich, dass es in der Palliativmedizin um die ganzheitliche Betrachtung des Menschen und nicht nur um eine „humanistisch angereicherte Schmerztherapie“ geht – ein Vorurteil, das sich immer noch hartnäckig hält und nur langsam aufgelöst werden kann. „Patienten und Angehörigen steht in Ulm ein engagiertes, erfahrenes und speziell geschultes interprofessionelles Team zur Seite, das sich aus Ärzten, Pflegekräften, Seelsorgern, Psychoonkologen, Sozialdienstmitarbeitern und Physiotherapeuten zusammensetzt. Wir erfassen alle Beschwerden und Symptome, klären die onkologische Situation und können ggf. auch zur Symptomlinderung spezifische Tumor-Therapien einleiten. So ermöglichen wir schwerstkranken Menschen einen letzten Lebensabschnitt in Würde. Verständnis und Respekt sind hierbei elementar“, bilanziert Professor Döhner.
Teil eines Netzwerks
Die palliative Betreuung auf dem Oberen Eselsberg ist Teil eines Netzwerks, in das auch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, die Brückenpflege, ambulante Pflegeeinrichtungen, kirchliche und soziale Dienste, die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) und das Hospiz Ulm eingebunden sind. „Gemeinsam kümmern wir uns z. B. darum, dass die Einordnung in eine Pflegestufe gesichert ist und organisieren die häusliche Versorgung nach dem Krankenhaus-aufenthalt. Denn zum Konzept gehört auch, dass Patienten immer wieder nach Hause oder in eine Pflegeeinrichtung zurückkehren können, falls es ihnen zwischenzeitlich besser gehen sollte und sie das wünschen“, sagt Dr. Regine Mayer-Steinacker, Oberärztin und Leiterin der Palliativstation. Hier sieht die erfahrene Ärztin auch einen Unterschied zur wichtigen Arbeit von Hospizen: „Palliativmedizin ist nicht in erster Linie Medizin in der Sterbephase. Im Mittelpunkt steht vielmehr das zu verringern, was den Patienten belastet und quält. Patienten in palliativer Situation sollen die restliche Zeit ihres Lebens in guter Lebensqualität verbringen können.“
Die Palliativmedizin ist ein Anliegen des gesamten Universitätsklinikums. Mittlerweile engagieren sich palliativmedizinische Ärzte und Pflegende nicht nur auf dem Oberen Eselsberg im Zentrum für Innere Medizin sondern auch in der Frauenklinik und Kinderklinik auf dem Michelsberg.