In den Print- und Online-Medien, Rundfunk und Fernsehen und bei Patient*innen und manchen Ärzt*innen ist in der Vergangenheit der Eindruck entstanden, dass es bereits gute klinische Evidenz dafür gibt, dass eine Behandlung mit Methadon bei Patient*innen mit verschiedenen Tumorerkrankungen die Wirkung von Chemotherapien verstärke. Patient*innen, die bisher Methadon erhalten haben, wurden nicht am Universitätsklinikum Ulm und nicht im Rahmen einer klinischen Studie behandelt, sondern erhielten Methadon entweder als Schmerztherapeutikum bei Tumorschmerzen oder im Rahmen eines „Off Label“-Einsatzes des Medikaments.
Die wissenschaftlichen Daten, die von der Arbeitsgruppe der Chemikerin Frau Dr. Claudia Friesen, die am Institut für Rechtsmedizin der Universität Ulm als Wissenschaftlerin tätig ist, selbst erhoben wurden, beziehen sich ausschließlich auf vorklinische Experimente, d.h. Experimente in Zellkulturen oder tierexperimentelle Studien und lassen sich nicht automatisch auf die Situation beim Patienten übertragen. Viele vorklinische Konzepte zeigen in kontrollierten Studien bei Patienten nicht den gewünschten Effekt. Es besteht daher breiter Konsens, dass prospektive, kontrollierte, randomisierte Studien notwendig sind, um die Wirksamkeit des Einsatzes von Methadon als Wirkverstärker von Krebstherapien tatsächlich zu beurteilen.
Die Medizinische Fakultät der Universität Ulm, das Universitätsklinikum Ulm und das Comprehensive Cancer Center Ulm unterstützen daher nachdrücklich die jetzt von Prof. Dr. Thomas Seufferlein gemeinsam mit Dr. Friesen konzipierte, multizentrische Studie, die den Einsatz von Methadon in Kombination mit einer Chemotherapie bei Patienten mit fortgeschrittenem Dickdarmkrebs ohne weitere etablierte Therapieoption untersucht.
Wir bleiben aber bei unserer Position, dass eine unkritische, Off-Label-Anwendung von Methadon bei der Krebsbehandlung nicht gerechtfertigt ist und außerhalb klinischer Studien nicht erfolgen sollte.
Weitere Informationen zu der klinischen Studie finden Sie unter folgendem Link.
29.10.2019, Ulm