Was hilft Kindern mit gestörtem Sozialverhalten und ADHS?

EU fördert europaweite Studie zur Wirksamkeit des Medikaments Risperidon mit 6 Mio. Euro

 

Für einen großen Teil der Kinder und Jugendlichen mit einer Störung des Sozialverhaltens gibt es keine zugelassenen Medikamente, die ihnen ergänzend helfen könnten, aus ihrer schwierigen Situation heraus zu finden.  Eine europaweite wissenschaftliche Studie überprüft nun begründete Hinweise darauf, dass das Medikament Risperidon bei Kindern und Jugendlichen mit diesem Krankheitsbild wirksam sein könnte. Die Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie (Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Jörg M. Fegert) hat die Studie mit entwickelt, an der betroffene Kinder und Jugendliche teilnehmen können.

 

Betroffene leiden unter ihrem eigenen Verhalten

Kinder und Jugendliche, bei denen das Krankheitsbild der „Störung des Sozialverhaltens“ diagnostiziert wird, leiden unter einem vergleichsweise hohen Maß an Aggressivität, Zerstörungswut und Impulsivität; sie verletzen oftmals Regeln unseres Zusammenlebens. Häufig wird bei den Betroffenen auch eine ADHS diagnostiziert, d.h. ihnen fehlt darüber hinaus die Fähigkeit, sich zu konzentrieren und sie sind hyperaktiv. „Die Betroffenen leiden unter ihrem eigenen Verhalten, geraten in Konflikte mit der Familie, Freunden, der Schule und schaffen es oft nicht, ihr eigentliches Leben zu leben“, erläutert Oberärztin und Studienleiterin Dr. Ulrike Schulze.

 

Umfassende Begleitung

Ergebnisse wissenschaftlicher Studien zum Einsatz des Medikaments Risperidon, das u.a. bei Schizophrenie eingesetzt wird, liefern Hinweise dafür, dass es auch bei Störungen des Sozialverhaltens helfen könnte. Viele Ärzte setzen das Medikament, das auf das Botenstoffsystem im Gehirn wirkt, auch bereits ein. „Wir wollen mit Hilfe unseres Projekts PERS (Pediatric European Risperidone Studies) wissenschaftlich fundierte Aussagen darüber erhalten, ob Risperidon in diesem Bereich wirklich therapeutisch wirksam ist und wie gut verträglich es ist“, so Dr. Schulze. Dazu prüfen die Ärzte und Wissenschaftler in zwei Teilstudien die Wirksamkeit im Vergleich zum Placebo und beobachten, welche Auswirkungen dann das langsame Absetzen des Medikaments hat. „Im gesamten Verlauf der Studien begleiten wir die Kinder und Jugendlichen mit ihren Eltern und Bezugspersonen umfassend“, beschreibt  Assistenzärztin Dr. Sonja Aslan, die für die Durchführung des Projekts mit zuständig ist. „Die Kinder kommen zwischen 10 und 18 Mal zu uns, dabei werden ausführliche Untersuchungen und Gespräche mit ihnen und den Eltern oder Bezugspersonen durchgeführt.“ Europaweit wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter speziell dafür geschult.

 

Ein Weg aus der Erkrankung?

„Die kurzfristige Gabe von Medikamenten kann Kindern und Jugendlichen mit schweren psychischen Problemen im Rahmen einer umfassenden kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlung helfen, einen Weg aus ihrer Erkrankung zu finden. Unsere Studie soll klären, ob Risperidon tatsächlich dafür geeignet ist“, fasst Dr. Schulze zusammen. Die Europäische Union fördert die Studie, die an verschiedenen Standorten in Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien durchgeführt wird, in ihrem Seventh Framework Program mit insgesamt 6 Mio. Euro.

 

Betroffene Kinder und Jugendliche können mit ihren Eltern bzw. Bezugspersonen an der Studie teilnehmen. Kontakt: Tel. 0731 – 500 61659, E-Mail: sonja.aslan@uniklinik-ulm.de

 

 

 

Das unten angehängte Bild zeigt (v.l.) Dr. Sonja Aslan und PD Dr. Ulrike Schulze (Foto: Universitätsklinikum Ulm)

 

Fotos und Grafiken sind nur für die Presseberichterstattung über das in dieser Information mitgeteilte Ereignis freigegeben.

 

 

 

Dr. Aslan und Dr. Schulze (Foto: Universitätsklinikum Ulm)