„Von Mäu­sen und Men­schen“

Brü­cken­schlag zwi­schen Medi­zin­so­zio­lo­gie und Ver­hal­tens­bio­lo­gie – Stadt­haus­ver­an­stal­tung am 11. Februar / Ein­tritt ist frei

 

Wel­chen Ein­fluss haben gesell­schaft­li­che Ent­wick­lun­gen auf kör­per­li­che und see­li­sche Erkran­kun­gen? Unter dem Titel „Von Mäu­sen und Men­schen“ gehen ein Grund­la­gen­for­scher, ein Psy­cho­so­ma­ti­ker und ein Medi­zi­n­ethi­ker die­ser Frage nach. Die öffent­li­chen und all­ge­mein­ver­ständ­li­chen Vor­träge im Span­nungs­feld von Medi­zin­so­zio­lo­gie und Ver­hal­tens­bio­lo­gie sind am Diens­tag, 11. Februar, ab 19.00 Uhr im Stadt­haus Ulm zu hören. Ver­an­stal­ter ist die Kli­nik für Psy­cho­so­ma­ti­sche Medi­zin und Psy­cho­the­ra­pie des Uni­ver­si­täts­kli­ni­kums Ulm. Der Ein­tritt ist frei. Im Anschluss (gegen 21.00 Uhr) besteht die Gele­gen­heit zu einer gemein­sa­men Dis­kus­sion.

 „Je wei­ter das Wis­sen in den Neu­ro­wis­sen­schaf­ten vor­an­schrei­tet, desto bes­ser ver­ste­hen wir den oft engen Zusam­men­hang zwi­schen der per­sön­li­chen Umwelt eines Men­schen und sei­ner kör­per­li­chen und see­li­schen Gesund­heit. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren ist dabei ins­be­son­dere das beruf­li­che Umfeld in den Fokus der Auf­merk­sam­keit gera­ten“, sagt Prof. Dr. Harald Gün­del, Ärzt­li­cher Direk­tor der Kli­nik für Psy­cho­so­ma­ti­sche Medi­zin und Psy­cho­the­ra­pie am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ulm, der sich dar­über freut, den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern in Ulm, Neu-​Ulm und der umlie­gen­den Region gleich drei renom­mierte Refe­ren­ten prä­sen­tie­ren zu kön­nen:

 

Prof. Dr. Hei­ner Fan­ge­rau

Direk­tor des Insti­tuts für Geschichte, Theo­rie und Ethik in der Medi­zin der Uni­ver­si­tät Ulm

 

Prof. Dr. Ste­fan Reber

Kli­nik für Psy­cho­so­ma­ti­sche Medi­zin und Psy­cho­the­ra­pie, Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ulm

 

Prof. Dr. Dr. Wolf­gang Schnei­der

Ärzt­li­cher Direk­tor der Kli­nik für Psy­cho­so­ma­ti­sche Medi­zin und Psy­cho­the­ra­pie, Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ros­tock

 

„Unser Ziel ist es, durch das Zusam­men­brin­gen ganz unter­schied­li­cher wis­sen­schaft­li­cher Per­spek­ti­ven, das Ver­ständ­nis für die Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen ,Außen und Innen’ zu ver­tie­fen und dar­aus ins­be­son­dere für den Bereich der Prä­ven­tion zu ler­nen“, ver­deut­licht Pro­fes­sor Gün­del und ergänzt: „Gleich­zei­tig wer­den wir im Stadt­haus aber auch die Gren­zen die­ses Ansat­zes dis­ku­tie­ren: Wo ver­läuft die Grenze zwi­schen nach­voll­zieh­ba­ren Befind­lich­keits­stö­run­gen einer­seits und medi­zi­nisch fass­ba­ren Erkran­kun­gen ande­rer­seits?“

 

Part­ner­schaf­ten als chronisch-​psychosoziale Stres­so­ren

Nach einer kur­zen Ein­füh­rung von Prof. Dr. Fan­ge­rau wid­met sich Grund­la­gen­for­scher Prof. Dr. Reber dem Thema „Umfeld und Umwelt, was krank macht und gesund hält“. Der Wis­sen­schaft­ler zeigt anhand von Bei­spie­len aus der Tier­ver­hal­tens­for­schung auf, dass schwer­wie­gende wid­rige Lebens­er­eig­nisse nur bei eini­gen Indi­vi­duen zu Erkran­kun­gen füh­ren. Warum ist das so? „Bis ins letzte Detail hat die For­schung hier noch keine Ant­wor­ten“, sagt Reber, nennt aber eine ganze Reihe von Fak­to­ren, die eine gewich­tige Rolle spie­len: soziale Unter­stüt­zung, frü­here Lebens­er­fah­run­gen, sport­li­che Akti­vi­tät, das Gefühl von Kon­trol­lier­bar­keit oder – im Gegen­satz dazu – gefühlte Macht-​ und Hilf­lo­sig­keit in einer jeweils belas­ten­den Situa­tion.

Stich­wort „soziale Unter­stüt­zung“: Was pas­siert eigent­lich, wenn soziale Bezie­hun­gen und Part­ner­schaf­ten selbst zu chronisch-​psychosozialen Stres­so­ren her­an­wach­sen? Pro­fes­sor Reber zeigt in sei­nem Vor­trag die Fol­gen unter ande­rem am Bei­spiel von Spitz­hörn­chen (Tupaia belan­geri) auf, die zu den Pri­ma­ten gezählt wer­den.

 

Burnout-​Syndrom weder baga­tel­li­sie­ren noch über­hö­hen

Prof. Dr. Dr. Wolf­gang Schnei­der beleuch­tet die Dis­kus­sion in sei­nem Vor­trag „Medi­ka­li­sie­rung und Patho­lo­gi­sie­rung sozia­ler Pro­bleme“ aus einem ande­ren Blick­win­kel: „Mehr und mehr wer­den soziale Pro­bleme in schein­bar medi­zi­ni­sche umge­wan­delt.“ Dabei strei­tet der Ärzt­li­che Direk­tor der Kli­nik für Psy­cho­so­ma­ti­sche Medi­zin und Psy­cho­the­ra­pie am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ros­tock die wach­sen­den psy­cho­so­zia­len Anfor­de­run­gen in der Arbeits­welt oder im pri­va­ten Bereich nicht ab, hält aber eine dies­be­züg­li­che Refle­xion für not­wen­dig. Bei­spiel Burnout-​Syndrom. „Eigent­lich mögen wir die­sen Begriff nicht beson­ders“, so Pro­fes­sor Schnei­der. „Die­ser Begriff wird heut­zu­tage gera­dezu infla­tio­när gebraucht und dabei oft­mals auch auf rela­tiv nor­male Erschöp­fungs­zu­stände, Gefühle der Über­for­de­rung oder auch nie­der­ge­drückte Stim­mun­gen des Men­schen ange­wen­det, die nicht unbe­dingt als Aus­druck einer psy­chi­schen Erkran­kung zu ver­ste­hen sind.“ Es sei wich­tig, ein rea­lis­ti­sches Ver­hält­nis zu die­sem Phä­no­men zu ver­mit­teln, ohne es zu über­hö­hen oder zu baga­tel­li­sie­ren, denn gerade im Bereich psy­chi­scher The­men seien die Über­gänge zwi­schen gesund und krank ers­tens flie­ßend und zwei­tens stark von gesell­schaft­li­chen Nor­men und Wer­ten abhän­gig.

 

 

 

Auf einen Blick:

„Von Mäu­sen und Men­schen“ – Ein­la­dung zum öffent­li­chen Vor­trag am Diens­tag, 11. Februar, um 19.00 Uhr im Stadt­haus Ulm (Müns­ter­platz 50, 89073 Ulm). Der Ein­tritt ist frei.

 

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