Rechtzeitig zu den anstehenden Tarifverhandlungen haben die vier Universitätsklinika in Baden-Württemberg einen Arbeitgeberverband gegründet. Dieser vertritt künftig die Universitätskliniken Heidelberg, Freiburg, Tübingen und Ulm mit ihren insgesamt rund 26.000 nichtwissenschaftlichen Beschäftigten und Auszubildenden bei Tarifverhandlungen. Bereits in der Vergangenheit haben die Uniklinika einen gemeinsamen Haustarif mit ver.di geschlossen – mit dem Arbeitgeberverband der Universitätsklinika e.V. (AGU) sollen nun die Tarifpolitik und die Tarifverhandlungen der Uniklinika noch stärker gebündelt, strukturiert und optimiert werden. „Unser Ziel ist es, für beide Seiten, also die Mitglieder der Gewerkschaft ver.di und die Mitglieder des Arbeitgeberverbandes, vertretbare Tarifabschlüsse zu erzielen. Wir hoffen, dass auch ver.di die Chancen erkennt, die sich durch die Gründung des Arbeitgeberverbandes für beide Seiten ergeben“, sagt Gabriele Sonntag, Kaufmännische Direktorin der Uniklinik Tübingen und eine der beiden Vorstandsmitglieder des AGU.
Darüber hinaus will der Verband eine Grundlage schaffen, um gemeinsam mit ver.di ein Tarifmodell zu entwickeln, das den besonderen Anforderungen an krankenhausspezifischen Strukturen gerecht wird. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen der Eingruppierung, der Arbeitszeitmodelle sowie der Ausbildung und Qualifizierung von benötigten Fachkräften. „Dies alles selbstverständlich unter Beachtung der bekannten angespannten Finanzierungssituation im Gesundheitswesen“, ergänzt Prof. Dr. Guido Adler, Leitender Ärztlicher Direktor an der Uniklinik Heidelberg und Vorstandsmitglied des AGU.
Tarifverhandlungen: Können andere Tarifabschlüsse nicht 1:1 übernehmen
Der AGU hat seine Arbeit mit Sitz in Heidelberg bereits aufgenommen und wird voraussichtlich im Mai in die Vergütungstarifverhandlungen mit ver.di einsteigen. Dabei geht es um mögliche Tarifanpassungen der rund 26.000 nichtwissenschaftlichen Beschäftigten und Auszubildenden der vier Universitätsklinika für die nächsten zwei Jahre. Die Universitätsklinika befinden sich durch massive Kostensteigerungen im Bereich Personal und Sachmittel sowie eine unzureichende Finanzierung der Patientenversorgung seit Jahren in einer finanziell angespannten Lage. Zudem wurde 2014 gemeinsam mit ver.di ermittelt, dass die Universitätsklinika Baden-Württemberg jährlich rund 50 Millionen Euro mehr an Vergütung an die Beschäftigten zahlen als vergleichbare andere Krankenhäuser.
So erhält zum Beispiel eine Fachkrankenpflegerin bei den Uniklinika Baden-Württemberg bereits heute monatlich eine Tabellenvergütung in Höhe von 3.085 Euro. Damit verdient sie rund 150 Euro oder rund 5 Prozent mehr als eine vergleichbare Fachkraft an anderen Universitätsklinika, die nach dem Tarifvertrag der Länder vergüten. Ähnlich sieht der Unterschied zu kommunalen Krankenhäusern aus.
Trotz dieser Rahmenbedingungen und der schwierigen Finanzierungssituation der Krankenhäuser streben die Uniklinika auch in diesem Jahr eine Vergütungssteigerung für ihre Mitarbeiter mit ver.di an. „Wir sehen, dass unsere Beschäftigten gute Arbeit leisten“, betonen die beiden Vorstandsmitglieder des AGU, Gabriele Sonntag und Prof. Dr. Guido Adler. Und weiter: „Vor dem Hintergrund, dass wir bereits deutlich mehr als andere Krankenhäuser zahlen, können wir allerdings nicht automatisch andere Tarifabschlüsse übernehmen. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Inflationsrate aktuell gegen Null tendiert und eine Tariferhöhung als Inflationsausgleich nicht erforderlich ist.“
Arbeitgeberverband der Universitätsklinika
Die Universitätsklinika Baden-Württemberg haben im November 2015 den Arbeitgeberverband der Universitätsklinika e.V. (AGU) gegründet. Dieser vertritt die gemeinsamen tarifpolitischen Interessen der Universitätsklinika BW gegenüber den Gewerkschaften sowie gegenüber sonstigen Institutionen. Zudem ist er zentraler Ansprechpartner für die Gewerkschaften im Hinblick auf gemeinsame tarifpolitische Themen. Der Sitz des Verbandes ist in Heidelberg.
Als Geschäftsführer agiert Heinz Falszewski. Als Vorstandsmitglieder wurden Frau Gabriele Sonntag und Herr Professor Dr. Guido Adler gewählt.
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