Vor zwei Jahren rannte Luther Erhirhie in seiner Heimat Nordnigeria bei einem Angriff der Boko-Haram-Miliz um sein Leben. Er stürzte, verletzte sich schwer am Oberschenkel und kann seitdem mit seinem verformten Bein nur mit Mühe laufen. Seit Oktober 2015 ist der 21-Jährige als Flüchtling in Ulm. Jetzt ermöglichten einige Spender aus Ulm die Operation seines Beines an der Ulmer Universitätsklinik für Unfall-, Hand-, plastische und Wiederherstellungschirurgie.
„Ich bin froh, hier zu sein, unter Menschen, die mir wie wirkliche Christen helfen, und hoffe so sehr, dass ich wieder richtig laufen kann“, sagt Luther Erhirhie einige Tage nach seiner Operation am Ulmer Klinikum in vorsichtigem Englisch. Dass sein Bein nach dem offenen Bruch überhaupt gerettet werden konnte, gleicht einem kleinen Wunder. Drei Monate lag der junge Mann christlichen Glaubens nach seinem Sturz in einer kleinen Hütte, nur notdürftig versorgt mit traditionellen Naturheilmitteln. „Wir haben sein stark verkürztes Bein mit der großen Krümmung operiert und mit einem Fixateur versorgt, den Herr Erhirhie nach seinem Klinikaufenthalt mindestens zweieinhalb Monate tragen muss, um die massiven Fehlstellungen zu korrigieren“, erläutert Oberarzt Prof. Dr. Götz Röderer. „Dann bestehen sehr gute Aussichten, dass er wieder relativ normal laufen kann.“ Auf der chirurgischen Station kümmert man sich um Luther Erhirhie wie um jeden anderen Patienten: „Wir haben Erfahrung mit ausländischen Patienten, auch aus anderen Kulturräumen. Im Vordergrund steht für uns immer der Mensch und die beste Versorgung für ihn“, betont Stationsleiterin Heike Natterer.
Erster Schritt in ein neues Leben
Ermöglicht haben die Operation verschiedene Spender aus Ulm. „Da es sich nicht um eine akute Erkrankung gehandelt hat, war eine Therapie nur mit Hilfe von Spendengeldern umzusetzen“, erzählt Matthias Hambücher, Pfarrer der Wengenkirche, der sich im Unterstützerkreis Füchtlinge Mitte/Ost mit rund 80 weiteren ehrenamtlichen Helfern um die Flüchtlinge unter anderem in der Keplerhalle kümmert. „Meine Familie lebt nicht mehr, ich bin dankbar, dass Pfarrer Hambücher und die anderen Helfer für mich da sind. Und ich hoffe, dass ich sehr bald wieder zu meinem Deutschkurs gehen kann, denn ich möchte die Sprache lernen und hier bleiben“, sagt Luther Erhirhie. Sein Asylverfahren steckt noch in den Anfängen. „Die Operation ist für Herrn Erhirhie ein erster Schritt in ein neues Leben. Wie er haben viele Flüchtlinge Schlimmes erlebt, werden von Ängsten und Alpträumen verfolgt. Sie hoffen auf eine bessere Zukunft“, weiß Pfarrer Hambücher.
„Unsere Ärzte und Pflegekräfte konnten hier mit ihrer großen Erfahrung bei komplexen Unfallverletzungen helfen und so zunächst die direkten, somatischen Unfallfolgen behandeln. Darüber sind wir sehr froh“, sagt der Leitende Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Ulm, Prof. Dr. Udo X. Kaisers.
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