Anästhesisten des Ulmer Universitätsklinikums haben in einem von der Else Kröner-Fresenius-Stiftung geförderten Projekt Kollegen aus Westafrika in ihrem Fachgebiet geschult. In Westafrika gibt es durch schlechte Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen und durch mangelnden Arbeitsschutz viele Verletzte. Der mehrtätige Workshop in Kumasi, Ghana, legte daher praxisnah den Schwerpunkt auf ultraschallgesteuerte Regionalanästhesie und Gefäßpunktionen. Beide Verfahren können helfen, Verletzte schneller und mit weniger Aufwand zu versorgen, was angesichts der äußerst knappen Ressourcen im Gesundheitswesen dieser Länder entscheidend ist. Ziel der engagierten Ärzte ist, in Kumasi langfristig ein Trainings- und Referenzzentrum für Westafrika einzurichten.
„In Westafrika sind die Ressourcen im Gesundheitswesen so knapp, wie man es sich kaum vorstellen kann. Es gibt wenig Ärzte, wenig OP-Säle und wenig Medikamente. Umso wichtiger ist es, gerade in diesen Ländern medizinische Verfahren neu einzuführen, die in Industrienationen seit zehn Jahren Standard sind. Denn nur dann können mehr Menschen dort einfacher und daher besser versorgt werden", erzählen Dr. Ilyas Tugtekin und Dr. Wolfgang Stahl, Oberärzte der Ulmer Universitätsklinik für Anästhesiologie (Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Georgieff), nach ihrer Rückkehr aus Ghana.
Verletzte schneller versorgen und westafrikanische Ärzte ausbilden
So lassen sich durch präzise ultraschallgesteuerte Regionalanästhesien nur die Extremitäten betäuben, die operativ versorgt werden müssen. Damit können unter Umständen aufwändige Vollnarkosen und lange stationäre Aufenthalte vermieden werden, die Anästhesisten werden entlastet und können mehr Patienten versorgen. Mit ultraschallgesteuerten Gefäßpunktionen lassen sich beispielsweise Zugänge herznah in Venen legen, über die Notfallpatienten schnell mit lebenswichtigen Medikamenten oder Flüssigkeit versorgt werden können. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses waren äußerst motiviert, das Kursniveau sehr hoch. Die nun ausgebildeten Ärzte sollen das neue Wissen und die erlernten Techniken als Multiplikatoren in ganz Westafrika verbreiten", so Dr. Tugtekin und Dr. Stahl.
„Das Ziel des Projekts, westafrikanische Anästhesisten in diesen Verfahren zu schulen und dadurch nachhaltig die medizinische Versorgung vieler Patienten zu verbessern, wird von der Else Kröner-Fresenius-Stiftung gerne unterstützt", so Dr. Roland Kersten, Referent für medizinisch-humanitäre Entwicklungszusammenarbeit. Die Stiftung finanzierte u.a. zwei Ultraschallgeräte, die vor allem für die Patientenversorgung, aber auch für den Aufbau des Trainingszentrum am Komfo Anokye Teaching Hospital in Kumasi eingesetzt werden sollen.
Lange Partnerschaft zwischen Ulm und Kumasi
Dr. Stahl, Dr. Tugtekin sowie Dr. Alexander Dinse-Lambracht (Ulm), Dr. Oliver Vicent (Dresden) und Dr. Gernot Gorsewski (Feldkirch, Österreich), alle ausgewiesene Experten auf diesem Gebiet, haben das Projekt zu ihrer Herzenssache gemacht und den sechstätigen Workshop mit 30 Ärztinnen und Ärzten aus Ghana, Kamerun, dem Libanon und Nigeria in ihrer Freizeit organisiert und durchgeführt. Unterstützt wurden sie dabei vor Ort von Dr. Akwasi Antwi-Kusi und Dr. Winfried Sam-Awortwi, die ihre Facharztausbildung zum Anästhesisten am Ulmer Universitätsklinikum absolviert haben. Prof. Dr. Ernst Pfenninger, vor seinem Ruhestand Oberarzt an der Ulmer Universitätsklinik für Anästhesiologie, bereitete das Projekt mit Förderung des Senior Expert Service (SES) der Bundesregierung in Kumasi vor.
Bereits seit 2001 unterstützt die Ulmer Klinik für Anästhesiologie das Krankenhaus in Kumasi. Der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Georgieff leitete dort bereits mehrere Schulungen und baute u.a. das Traumazentrum mit auf. „Mit großem Engagement arbeiten alle Beteiligten dafür, die medizinische Versorgung in Westafrika nachhaltig zu verbessern. Das ist eine wichtige und herausfordernde Aufgabe, vor der ich große Hochachtung habe", so Prof. Dr. Udo X. Kaisers, der Leitende Ärztliche Direktor des Ulmer Universitätsklinikums.
Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung
Die Stiftung wurde im Jahr 1983 von der Unternehmerin Else Kröner, geb. Fernau, gegründet und zu ihrer Alleinerbin eingesetzt. Die gemeinnützige Else Kröner-Fresenius-Stiftung widmet sich der Förderung medizinischer Forschung und unterstützt medizinisch-humanitäre Projekte. Die EKFS bezieht nahezu alle ihre Einkünfte aus Dividenden des Gesundheitskonzerns Fresenius, dessen größte Aktionärin sie ist. Bis heute hat die Stiftung rund 1.450 Projekte mit einem Gesamtvolumen von ca. 235 Millionen Euro gefördert.
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