Tarifeinigung für die baden-württembergischen Universitätsklinika: Kompromiss trotz schwieriger Finanzlage

Streiks in Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm abgewendet / Einigung belastet die Uniklinika in Baden-Württemberg

 

Stuttgart / Bei den Tarifverhandlungen ** für die rund 25.000 Beschäftigten der vier Universitätsklinika in Baden-Württemberg wurde eine Einigung erzielt. Für die Beschäftigten soll es dieses Jahr ein Gehaltsplus von 3 Prozent geben – mindestens aber 90 Euro mehr im Monat. Nächstes Jahr kommen weitere 2,4 Prozent oben drauf. Damit wurde im wesentlichen der Tarifabschluss für den öffentlichen Dienst (TVöD) übernommen. Darauf haben sich am Dienstagnachmittag in Stuttgart Arbeitgeber und Ver.di geeinigt. Der Tarifabschluss war angesichts der angespannten Haushaltslage der Universitätsklinika ein schwieriger Kompromiss. Positiv bewerten die Uniklinika, dass den Patienten und Beschäftigten damit Streiks erspart bleiben.

 

„Wir haben uns aufeinander zu bewegt, obwohl die wirtschaftliche Lage der Universitätsklinika sehr schwierig ist", bilanzierte Gabriele Sonntag, Verhandlungsführerin und Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Tübingen, das Ergebnis. Der Tarifabschluss für die nicht-wissenschaftlichen Beschäftigten an den vier Standorten Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm sieht eine Erhöhung der Entgelte zum 1.5.2014 um 3 Prozent, mindestens aber um 90 Euro vor, eine weitere Erhöhung von 2,4 Prozent folgt zum 1.4.2015. Die Laufzeit des Tarifabschlusses wurde auf 25 Monate bis zum 30.4.2016 festgelegt. Außerdem wird der Urlaubsanspruch ab 1.1.2015 für alle Beschäftigten auf 30 Tage, Azubis 28 Tage, angehoben.

 

Auszubildende profitieren

Die Vergütungen der Auszubildenden steigen dieses Jahr ab Mai um 30 Euro und 2015 ab April um 20 Euro. Außerdem wurden verbesserte Übernahmeregelungen vereinbart.

Die Physiotherapeuten-Azubis, die derzeit im dritten Ausbildungsjahr sind, erhalten eine Einmalzahlung, das Schulgeld entfällt künftig.

Für die Psychotherapeuten in Ausbildung (PiA) wurde eine monatliche Vergütung von rund 1045 Euro vereinbart.

 

Hohe Belastung für Uniklinika

"Wir sind erleichtert, dass damit zum Wohl von Patienten und Personal Streiks vermieden werden konnten", erklärt Verhandlungsführerin Sonntag. Allerdings stehen die Universitätsklinika nach diesem Abschluss unter hohem finanziellem Druck, da die von den Krankenkassen bezahlten Preise die gestiegenen Personalkosten bei weitem nicht abdecken werden. „Leider wurde nicht anerkannt, dass die aktuell an den vier Standorten gezahlten Vergütungen schon bisher deutlich über den Gehältern anderer Krankenhäuser im öffentlichen Dienst liegen“, so Sonntag. Die Parteien hatten bereits im Vorfeld übereinstimmend festgestellt, dass die Personalkosten der Uniklinika rund 50 Millionen Euro über den vergleichbaren Tarifverträgen liegen. Unsere Beschäftigten erhalten schon bisher rund 5 Prozent mehr als die Beschäftigen anderer Krankenhäuser.

„Die Uniklinika bekommen die gleichen Preise, z.B. für eine Gallen-Operation, wie andere Krankenhäuser. Wenn unsere Mitarbeiter deutlich mehr verdienen, bedeutet es, dass wir einen höheren Einspardruck haben“, erläutert Sonntag. 

Die Uniklinika stehen seit Jahren unter hohem finanziellen Druck durch massive Kostensteigerungen im Bereich Personal und Sachmittel und einer unzureichenden Finanzierung der Patientenversorgung.  

Die Gremien der Tarifparteien müssen dem vorliegenden Ergebnis bis 21.5. noch zustimmen. 

 

Medienkontakt 

Universitätsklinikum Tübingen
Gabriele Sonntag, Kaufmännische Direktorin
Tel. 07071 / 29-8 20 16

gabriele.sonntag@med.uni-tuebingen.de 

 

** Der TV UK ist der Tarifvertrag, der die Arbeitsbedingungen der unmittelbar beim Klinikum Beschäftigten regelt (z.B. Pflege- und Funktionsdienst, MTA, Verwaltung, Technik).