Über 60 Prozent der Tumor-Patient*innen leiden an teils erheblichen Schmerzen die sehr belasten und die Lebensqualität stark einschränken können. Neben der Behandlung der Grunderkrankung durch Operationen, Chemo- und Strahlentherapie sowie weiteren therapeutischen Ansätzen muss diese häufig durch eine medikamentöse Schmerztherapie ergänzt werden. Um die Schmerztherapie im Rahmen von Tumorerkrankungen zu verbessern, wird in der Schmerzambulanz des Universitätsklinikums Ulm (UKU) seit März eine Spezialsprechstunde für tumorbedingte Schmerzen angeboten.
Manchmal ist der Schmerz das Erstsymptom, das zur Diagnose eines Tumors führt. Häufiger treten tumorbedingte Schmerzen aber erst im Verlauf der Erkrankung auf. Ursache der Schmerzen kann dabei die Tumorerkrankung selbst sein, sie können aber auch im Rahmen einer Folgeerkrankung oder therapiebedingt auftreten. Auch nach Abschluss der Tumortherapie – z. B. mittels Chemotherapie – können Schmerzen über eine längere Zeit fortbestehen. Nicht immer sind diese dabei leicht in den Griff zu bekommen. Patient*innen können beispielsweise trotz des Einsatzes von starken Schmerzmitteln – wie Opioiden – eine unzureichende Schmerzlinderung empfinden.
„Unser Ziel ist es, durch die Neustrukturierung die Versorgung von Tumorpatientinnen und -patienten mit sehr schweren oder auch schlecht behandelbaren Schmerzzuständen zu verbessern und so das Therapieangebot am Comprehensive Cancer Center Ulm zu ergänzen“, sagt Privatdozent Dr. Peter Steffen, ärztlicher Leiter des Schmerzzentrums am UKU. Die Möglichkeit der konsiliarischen Mitbehandlung von Tumorpatient*innen besteht darüber hinaus weiterhin.
Termine für die Spezialsprechstunde in der Schmerzambulanz werden nach Anmeldung vergeben (dienstags sowie nach Vereinbarung). In der Regel werden Therapieanpassungen zur Optimierung der Schmerztherapie direkt begonnen. Zudem werden Empfehlungen zur Fortführung und weiteren Einstellung für die weiterbehandelnde Ärztin oder den weiterbehandelnden Arzt gegeben. In Einzelfällen kann auch eine längerfristige Anbindung an die Schmerzambulanz des UKU erfolgen. Bei entsprechender Indikation kann eine Einstellung auf der Schmerzstation angeboten werden.
Über die Schmerzambulanz am UKU:
Die Schmerzambulanz der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin des UKU ist eine der ältesten entsprechenden Einrichtungen in Deutschland. Seit etwa 40 Jahren werden dort Patient*innen mit unterschiedlichsten, vor allem chronischen Schmerzerkrankungen wie z.B. Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Nervenschmerzen, aber eben auch tumorbedingten Schmerzen behandelt. Das Team der Schmerzambulanz besteht aus Ärzt*innen und zwei Psychologischen Psychotherapeut*innen. Eine psychologische Mitbetreuung ist oftmals notwendig, da chronische Schmerzen die Psyche erheblich belasten können. Andererseits können psychische Vorerkrankungen einen negativen Einfluss auf die Schmerzen und die schmerzbedingte Beeinträchtigung haben. Neben der ambulanten Versorgung betreut die Sektion Schmerztherapie zudem eine kleine Bettenstation, wenn zum Beispiel aufgrund von Vorerkrankungen oder notwendiger invasiver Maßnahmen eine stationäre Therapie notwendig ist. Weiterhin ist die Sektion zuständig für die Schmerzkonsile am gesamten Universitätsklinikum Ulm. Dabei erarbeitet das interdisziplinäre Team der Schmerzambulanz für jeden Patienten und jede Patientin ein individuell zugeschnittenes Behandlungskonzept.