Dr. Stefanie Baranowski hat drei Monate in einem Krankenhaus der Hilfsorganisation German Doctors e.V. in Sierra Leone gearbeitet. In dem von Bürgerkrieg und Ebola gezeichneten Land half die Oberärztin der Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin schwerkranken Kindern zu überleben, die mit ihren Familien oft weite Fußmärsche bis zum Krankenhaus im ländlichen Serabu auf sich nehmen. Ganz besonders dankbar war eine Familie für die Rettung ihres Babys und nannte es „Steffi“. Gleichzeitig bildete die Ärztin bei ihrem Einsatz „Community Health Officer“ aus, die die wenigen Ärzte im Land bei ihrer Arbeit unterstützen.
„Wir haben es in Deutschland mit unserer medizinischen Versorgung sehr gut. Ich wollte davon etwas in einen Teil der Welt tragen, in dem es Kinder viel schwerer haben zu überleben“, sagt die 33-Jährige, die an der Ulmer Kinderklinik in der Frühgeborenen- und Intensivmedizin arbeitet. Für ihren Einsatz in Sierra Leone sammelte sie ihren Jahresurlaub und ließ sich sieben Wochen unbezahlt freistellen. Das Community Hospital Serabu liegt im Süden des westafrikanischen Landes und ist für rund 50.000 Menschen in der ländlichen Region das einzige Krankenhaus. „Die Kinder, die zu uns kamen, waren oft in einem sehr schlechten Zustand, denn auf den weiten Weg zum Arzt macht man sich dort nur, wenn es gar nicht anders geht. In der Regenzeit sind Reisen ohnehin nicht immer möglich“, berichtet die engagierte Ärztin. „Trotzdem konnten wir vielen Kindern helfen, da die Grundversorgung z.B. mit Antibiotika oder Malariamitteln im Krankenhaus gesichert war und wir auch Möglichkeiten hatten, unterernährte Kinder wieder aufzupäppeln.“
Besonders stark auf Hilfe angewiesen sind Neugeborene oder zu früh geborene Kinder. „Die Säuglingssterblichkeit ist in Sierra Leone sehr hoch“, erzählt Dr. Baranowski. „Durch das langjährige Engagement der Ärzte in Serabu kommen aber inzwischen mehr Frauen zur Geburt ins Krankenhaus, die in der Schwangerschaft Probleme haben. Das rettet vielen Kindern das Leben.“ So auch Baby „Steffi“, das die Familie aus Dank für die Rettung nach der Ulmer Ärztin benannte. „Es ist gut, wenn man mit seinem Wissen helfen kann. Es ist aber auch schwierig, wenn man es nicht kann, weil die Kinder zu spät kommen oder die medizinischen Möglichkeiten dort in Serabu eben doch nicht ausreichen“, so Dr. Baranowski.
Ein weiteres Ziel ihres Einsatzes in Sierra Leone war die Ausbildung von medizinischem Personal: „In Sierra Leone herrscht großer Ärztemangel, weil man nur in der Hauptstadt Freetown Medizin studieren kann, viele Ärzte das sehr arme Land verlassen. Ich habe geholfen, einheimische „Community Health Officer“ auszubilden, die die Ärzte bei ihrer Arbeit unterstützen. Das ist ein nachhaltiges Projekt, das die Gesundheitsversorgung im Land verankert.“