Medizinische Institutionen werden in der Regel als Schutzort für die ihnen anvertrauten Patientinnen und Patienten wahrgenommen. Leider sind (sexuelle) Übergriffe – insbesondere bei Kindern und Jugendlichen – in Institutionen des medizinisch-therapeutischen Kontextes dennoch ein relativ häufiges Problem. Dieses Thema prägte auch Prof. Dr. Jörg M. Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm (UKU) und seine gesamte Laufbahn maßgeblich.
Der Spiegel berichtete in einem Artikel vom 24.02.2023 über einen viele Jahre zurückliegenden Missbrauchsfall durch einen Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie in Holzminden. Dieser stand vor 25 Jahren im Verdacht, gegenüber Kindern sexuell übergriffig geworden zu sein. Prof. Dr. Jörg M. Fegert war zu der Zeit Lehrstuhlinhaber in Rostock und Leiter des Zentrums für Nervenheilkunde der Universität Rostock. Von der niedersächsischen Approbationsbehörde wurde Prof. Fegert damals beauftragt, ein Gutachten über den im Verdacht stehenden Chefarzt anzufertigen. Geprägt durch die Auseinandersetzung mit diesem Fall, hat sich sein gesamtes weiteres berufliches Leben immer auch mit der Frage auseinandergesetzt, wie Gewalt in der Krankenbehandlung und Pflege verhindert und wie Schutzkonzepte im medizinischen Bereich etabliert werden können.
Eine Arbeitsgruppe um Prof. Fegert hat für Deutschland zwei repräsentative Untersuchungen zum Thema durchgeführt und sich mit Unterstützung der Deutschen Krankenhausgesellschaft auch dafür stark gemacht, dass der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) im Rahmen der Qualitätsrichtlinie entsprechende Schutzkonzepte vorschreibt.