Abschied braucht Ruhe und Raum. Am Universitätsklinikum Ulm bieten die neuen Abschiedsräume Angehörigen und Freunden die Möglichkeit, in Würde von einem geliebten Menschen Abschied zu nehmen. Heute wurden die Räume, deren Einrichtung Spenden ermöglicht haben, ihrer Bestimmung übergeben.
Gelungenes Gemeinschaftswerk
„Wenn Rettung und Heilung nicht mehr möglich sind, müssen Menschen im Krankenhaus Abschied nehmen. Es ist gut, dass sie dafür am Universitätsklinikum Ulm nun einen würdevollen Ort haben“, sagte Prof. Dr. Reinhard Marre, der Leitende Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Ulm. „Abschied trifft alle Menschen, alle Glaubensrichtungen: Die Ulmer Abschiedsräume sind ein Gemeinschaftswerk, das durch Engagement und Spenden gleichermaßen ermöglicht wurde.“
Künstlerische Gestaltung im Zusammenspiel von Licht und Dunkel
Der Ulmer Künstler Herbert Volz gestaltete einen Raum, der in Lichtführung und Materialwahl durch das Zusammenspiel von Licht und Dunkel geprägt ist. „Viele Menschen, die aus dem Koma erwacht sind, berichten ‚Ich habe ins Licht gesehen’ oder auch ‚Ich habe ins Licht gesehen, ich habe vor dem Tod keine Angst mehr’“, erzählt Herbert Volz. „Licht und Dunkel, Hoffnung und Schmerz – diese Gegensätze, die ohne einander nicht auskommen, haben mich bei der Gestaltung geleitet.“ Eine Lichtinstallation weist nach oben hin zum Licht, sie öffnet den Raum und thematisiert so den Übergang vom Leben zum Tod. Die Gestaltung der Möbel und des Türbereichs mit hellem und dunklem Holz führt diesen Grundgedanken gestalterisch weiter. Neben dem Hauptabschiedsraum gestaltete der Ulmer Künstler auch weitere Räume auf den Intensivstationen des Neubaus. Für die rituellen Waschungen, die die Muslime für ihre Toten vorsehen, steht im Neubau der Chirurgie I Dermatologie nun ein entsprechend ausgestatteter Raum zur Verfügung.
Wie wichtig ein würdevoller Raum zum Abschiednehmen für Angehörige ist, verdeutlichten Vertreter der Klinikseelsorge, der islamischen Gemeinschaften in Ulm/Neu-Ulm und der Intensivmedizin am Universitätsklinikum in eindrucksvollen Erzählungen über ihre Arbeit und ihre Erfahrungen am Klinikum. In einer multireligiösen Feier übergaben die Vertreter der Religionsgemeinschaften die Räume ihrer Bestimmung. Die neuen Räume ergänzen das bestehende Angebot von Räumen der Stille.
Spenden ermöglichen die Ausstattung der Räume
Ermöglicht wurde die Ausgestaltung der Abschiedsräume durch Spenden: Die evangelische und katholische Kirche sammelten gemeinsam 30.000 Euro, die Dekan Ernst-Wilhelm Gohl vom Evangelischen Dekanat Ulm und Dekan Matthias Hambücher vom Katholischen Dekanat Ehingen/Ulm überbrachten. Für die islamischen Gemeinschaften in Ulm/Neu-Ulm übergaben Bilal Hodzic (ehemaliger Imam und Vertreter des Bosnisch-islamischen Kulturzentrums Ulm), Imam Boz Hajrulah (Ditib Moschee Ulm), Cengiz Sarialtin und Mikail Sahin (IGMG Islamische Gemeinschaft Mili Görus Ulm und Neu-Ulm) einen Scheck über 10.000 Euro. Der Lions Club Ulm, Neu-Ulm und Alb-Donau hatte 6.000 Euro gesammelt, die Gründungspräsident Dr. Hans-Peter Urich, Schatzmeister Erich Sejnulla und Ursula Tress als Spende überreichten. Prof. Dr. Reinhard Marre dankte allen Spendern herzlich: „Sie helfen mit Ihrem Beitrag vielen, die sich mit dem Verlust eines geliebten Menschen auseinander setzen müssen. Sie geben damit dem Abschied den Raum, den er braucht.“
Informationen zu den beigefügten Bildern :
1. Die Spenden der christlichen Kirchen, der islamischen Gemeinschaften und des Lions Club Ulm, Neu-Ulm, Alb-Donau ermöglichten die Ausstattung der Abschiedsräume: v.l. Mikail Sahin, Boz Hajrulah, Cengiz Sarialtin, Bilal Hodzic, Erich Sejnulla, Dr. Hans-Peter Urich, Ursula Tress, Prof. Dr. Reinhard Marre, Ernst- Wilhelm Gohl, Matthias Hambücher
2. Der von Herbert Volz gestaltete Abschiedsraum
3. Der Raum für die rituellen Waschungen, die die Muslime für ihre Toten vorsehen
4. Der Ulmer Künstler Herbert Volz
Fotos und Grafiken sind nur für die Presseberichterstattung über das in dieser Information mitgeteilte Ereignis freigegeben.
