Stark belastete Intensivbereiche durch COVID-19-Patient*innen auf der einen Seite, verschobene Behandlungen und Operationen auf der anderen Seite – und über allem schwebt die Angst um die eigene Gesundheit. Beschäftigte in den Gesundheitsberufen waren und sind durch die Corona-Pandemie großen Belastungen ausgesetzt. Doch wie wirken sich diese Belastungen auf ihre psychische Gesundheit aus? Mit dieser Frage setzt sich die VOICE-Studie auseinander, ein Verbundprojekt der Psychosomatischen Universitätskliniken Ulm, Erlangen, Bonn, Dresden und Köln. Im Rahmen der Studie waren Mitarbeiter*innen im Gesundheitswesen bereits drei Mal aufgerufen, ihre Erfahrungen mithilfe eines Online-Fragebogens wiederzugeben. Nun ist die vierte Befragungsphase gestartet.
Die VOICE-Studie ist die bisher größte wissenschaftliche Erhebung zur psychischen Gesundheit im Gesundheitswesen. Zur Befragung eingeladen sind alle Beschäftigten dieses Bereichs im deutschsprachigen Raum, beispielsweise Ärzt*innen, Mitarbeiter*innen aus der Pflege, Medizinisch-technische Assistent*innen, Psycholog*innen, Rettungskräfte, Praxispersonal oder Verwaltungsangestellte. Das Onlineportal für die aktuelle Online-Befragung ist bereits freigeschaltet und voraussichtlich bis zum 31. März geöffnet.
„In unserer multidisziplinären Arbeitsgruppe der Universitätsklinika Ulm, Erlangen und Bonn haben wir die Onlinebefragung gemeinsam entwickelt. Untersuchen wollen wir dabei situative arbeitsplatzbezogene Belastungen, psychische Belastungen wie Depressivität, Schlafstörungen oder Substanzkonsum sowie protektive Resilienzfaktoren, zu denen beispielsweise Optimismus oder soziale Unterstützung zählen“, erklärt Prof. Dr. Petra Beschoner, Leitende Oberärztin in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm. „Unser Ziel ist es, die aktuellen Belastungen und Ressourcen während der Covid-19-Pandemie in einer breiten Stichprobe zu erfassen und so möglichst rasch zielgerichtete Hilfe für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen in und nach der Krise anzubieten“, ergänzt ihre Kollegin Privatdozentin Dr. Lucia Jerg-Bretzke. Gemeinsam haben die beiden die Studienleitung in Ulm inne.
In den drei bereits durchgeführten Befragungsphasen wurden Beschäftigte im Gesundheitswesen über verschiedene Plattformen, soziale Medien, Berufsverbände und Anschreiben verschiedener Klinika um ihre Teilnahme gebeten. Seit dem Start der Studie im April 2020 sind 8071 Menschen diesem Aufruf gefolgt. Aus den bisherigen VOICE-Befragungen haben die Wissenschaftler*innen bereits viele wichtige Erkenntnisse gewonnen. So gab fast jeder Fünfte Symptome klinisch relevanter Angst und Depression an und fast zwei Drittel der Teilnehmenden berichteten von erhöhtem arbeitsplatzbezogenem Stress. Die vierte Befragung soll nun weitere Erkenntnisse liefern.
Die VOICE-Studie ist Teil des Projekts egePan Unimed, das – koordiniert durch die Universitätsmedizin – Versorgungsstrukturen und Prozesse für ein evidenzgeleitetes Pandemiemanagement entwickelt, testet und implementiert.
Link zu Befragung: https://ww2.unipark.de/uc/Voice_4/