Dr. Pamela Fischer-Posovszky erhält am 24.11.2012 in Erlangen den Jürgen-Bierich-Preis der Deutschen Gesellschaft für Kinderendokrinologie und -diabetologie e.V.. Der Preis stellt die höchste Auszeichnung des Fachgebiets dar, das sich mit Erkrankungen der Hormondrüsen beschäftigt, und ist mit insgesamt 5.000 Euro dotiert. Die Preisträgerin von der Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin (Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Klaus-Michael Debatin) erforscht, was Fettzellen zum Absterben bringt und wie sich diese Erkenntnisse für die Therapie von Übergewicht und Diabetes nutzen lassen.
Den Mechanismus des Zellsterbens verstehen
Wer Fettpolster mit sich herumträgt, trägt nicht ewig die gleichen Zellen: Der Körper tauscht jedes Jahr rund 10 Prozent des Gewebes aus — das heißt, Fettzellen sterben ab. Wie der Körper die Zellen dazu bringt, ist für Preisträgerin Dr. Fischer-Posovszky eine entscheidende Frage: „Wenn wir wissen, wie der Körper diesen Zelltod programmiert, können wir daraus möglicherweise neue Therapien gegen starkes Übergewicht und Begleiterkrankungen wie Typ II Diabetes mellitus entwickeln.“
Einen wichtigen Schritt in diese Richtung hat die Margarete-von-Wrangell-Stipendiatin mit ihrer jetzt ausgezeichneten Forschung getan. Mit ihrem Team fand sie heraus, dass bestimmte Signalstoffe (so genannte Todesrezeptoren und Todesliganden), die in anderen Körperzellen das programmierte Absterben auslösen können, in Fettzellen weit reichende andere Funktionen haben: „Bei starker Gewichtszunahme nimmt die Produktion des Todesrezeptors TRAIL-R2 und seines zugehörigen Todesliganden TRAIL im Fettgewebe zu. TRAIL macht die Fettzelle resistent gegen die gesunde Wirkung von Insulin, das für die Senkung des Blutzuckerspiegels verantwortlich ist. Das war bisher nicht bekannt. Wir konnten nun die zu Grunde liegenden molekularen Mechanismen aufklären, die zur TRAIL-induzierten Insulinresistenz führen. Wenn es uns gelingt, diesen Signalmechanismus zu beeinflussen, wäre das ein Ansatz für neue Therapieformen“, erläutert Dr. Fischer-Posovszky.
In Deutschland sind ca. 1,9 Mio. Kinder und Jugendliche übergewichtig, ca. 800.000 sind von Adipositas betroffen.
Dr. Pamela Fischer-Posovszky (geb. 1972) studierte in Jena und Ulm Biologie und schloss 1998 mit dem Diplom ab. Ihre Doktorarbeit wurde 2004 mit „summa cum laude“ ausgezeichnet. Seit 10 Jahren arbeitet die Wissenschaftlerin sehr erfolgreich auf dem Gebiet der Fettzellforschung zusammen mit Prof. Dr. Martin Wabitsch, Leiter der Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie an der Ulmer Kinderklinik. Im Jahr 2005 erhielt sie den Frauenförderpreis der Universität Ulm, 2008 wurde sie in das Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm des Landes Baden-Württemberg aufgenommen, 2011 zeichnete die Deutschen Adipositasgesellschaft sie mit dem Forschungspreis aus.
Der Jürgen-Bierich-Preis der Deutschen Gesellschaft für Kinderendokrinologie und -diabetologie e.V. zeichnet herausragende wissenschaftliche Arbeiten des Fachgebiets aus, die vorzugsweise einen unmittelbaren Bezug zu klinischen Problemen aufweisen. Die Preisverleihung erfolgt am 24.11.2012 im Rahmen Jahrestagung der Gesellschaft in Erlangen.
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