Das Team der Evangelischen Klinikseelsorge der Ulmer Universitätsmedizin ist wieder komplett. Am 15. September übernahm Günter Bohnet das Evangelische Klinikpfarramt IV an den Rehabilitationskliniken Ulm (RKU). Seine Investitur erfolgt im Rahmen eines Gottesdienstes am Dienstag, den 11. Oktober 2011 um 17:30 Uhr im Andachtsraum der Rehabilitationskliniken (Oberer Eselsberg 45, EG).
Zwei Ohren zum Zuhören und ein Mund zum Sprechen: Für Günter Bohnet sind dies neben Gottvertrauen die wichtigsten Werkzeuge eines Seelsorgers – ob im Krankenhaus, in der Gemeinde, in der Schule oder in der kirchlichen Arbeit mit Jugendlichen. All diese Stationen hat der gebürtige Göppinger durchlaufen: Nach seinem Studium der evangelischen Theologie und der Sozialwissenschaften in Kassel war er von 1980 bis 2000 in der kirchlichen Jugendarbeit tätig, die letzten zehn Jahre davon in Ulm. Dann entschied er sich für den Quereinstieg in den Pfarrdienst, den ihm die Zusatzausbildung „Kirchliche Lehrgänge für den Pfarrdienst“ ermöglichte. „Nach 20 Jahren kirchlicher Arbeit war das eine logische Weiterentwicklung“, so der 56-Jährige. Es folgte eine vierjährige Station als Pfarrer zur Anstellung in Gehrstetten. Zuletzt war Günter Bohnet sieben Jahre lang Gemeindepfarrer in Beimerstetten.
Das Leben und nicht die Krankheit soll das letzte Wort behalten
Sein Selbstverständnis als Seelsorger verdeutlicht er mit dem Bild des Sämanns, der seine Körner ausstreut, aber keine Garantie dafür geben kann, dass sie auch aufgehen: „Ich versuche, den Menschen Zuversicht einzupflanzen in der Hoffnung, dass die Pflanze wächst.“ Mit einem „das wird schon wieder“ sei dabei den Wenigsten geholfen. „Manchmal wird es eben nicht mehr oder zumindest nicht mehr so, wie es vorher war. Das sind Situationen, in denen Menschen überlegen müssen, was sie vom Leben wollen, was sie noch können. Krankheit oder Tod sollten nicht das letzte Wort behalten; die Patientinnen und Patienten sollen vielmehr etwas finden, das ihr Leben lebenswert und sinnvoll macht. Ich bin dafür da, sie dabei zu begleiten.“ Ihm liege am Herzen, den Patienten deutlich zu machen, dass man sich an ihnen freut, dass es schön ist, mit ihnen Zeit zu verbringen, sich gegenseitig Aufmerksamkeit zu schenken. Geduld sei dabei ein wichtiger Faktor.
„Man muss immer vorsichtig damit sein, was man anderen rät, denn man selbst ist nicht derjenige, der die Krankheit ertragen muss“, erklärt Klinikseelsorger Günter Bohnet und führt ein Beispiel an: „Auf die Diagnose ‚Multiple Sklerose‘ reagieren die einen so, dass sie dennoch Zuversicht entwickeln, andere resignieren. Hier muss ich unterschiedliche Zugänge zu den Menschen finden.“ Dass ihm das oft gelingt, hat auch viel mit seiner eigenen, ganz persönlichen Geschichte zu tun, die ihn in Hinblick auf den Umgang mit Leben und Tod entscheidend geprägt hat: Der verheiratete Vater zweier Kinder verlor vor 13 Jahren seinen Sohn. „Ich kann solche Schicksale gut hören, sehen und mitempfinden und mich einfühlen, ohne dabei zu denken, ich müsste oder könnte die Situation für die Betroffenen lösen.“
Das unten angehängte Bild zeigt Klinikpfarrer Günter Bohnet (Foto: privat).