Andauernde Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten – während Corona für einen Großteil der Bevölkerung inzwischen eine untergeordnete Rolle einnimmt, kämpfen etwa zehn Prozent der an COVID-19 erkrankten Erwachsenen noch Monate nach der überstandenen Infektion gegen die anhaltenden Beschwerden. Neben den körperlichen Symptomen, zu denen auch Gedächtnisstörungen, Kurzatmigkeit oder ein veränderter Geruchssinn zählen, kommen bei den Long-/Post-COVID-Patient*innen oftmals Ängste und depressive Verstimmungen hinzu. Die psychischen und sozialen Bedarfe und Bedürfnisse der Long-/Post-COVID-Betroffenen haben bisher jedoch eine eher randständige Position in der Forschung eingenommen. Hier setzt das Projekt „PsyLoCo“ an, das von mehreren deutschen Universitätskliniken (München, Magdeburg, Halle, Tübingen, Freiburg und Ulm) durchgeführt wird. Am Standort Ulm wird die Studie von Prof. Dr. Harald Gündel, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm, geleitet.
Der Name „PsyLoCo“ steht für Psychosoziale Bedarfe von Patient*innen mit Long-COVID. Ziel des Forschungsprojekts ist es, den bisher verfügbaren wissenschaftlichen Kenntnisstand über die Spätsymptome von COVID-19 zusammenzutragen und diesen im Rahmen einer Therapie-Studie für eine bessere Versorgung der Erkrankten zu nutzen. Denn aktuell gibt es noch keine ausreichenden wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse darüber, wie den Betroffenen bestmöglich geholfen werden kann.
„Das Kernstück der aktuell laufenden Studie ist die Entwicklung einer bewältigungsorientierten Kurzzeittherapie, die sich an den individuellen Bedürfnissen der Patienten orientiert“, so Prof. Dr. Harald Gündel. Dadurch soll im Rahmen einer ambulanten Versorgung oder Rehabilitation der Patient*innen zum einen deren Lebensqualität gefördert und zum anderen die Teilhabe am Sozial- und Berufsleben wiederhergestellt werden. Inhaltliche Schwerpunkte der insgesamt 12 Sitzungen sind folgende Themen: 1.) Erlernen von Strategien zur bestmöglichen Beschwerdebewältigung, 2.) Erlernen eines funktionalen Umganges mit anhaltenden Körperbeschwerden und Schmerzen, 3.) Behandlung affektiver Symptome und chronischer Erschöpfung, 4.) Long-/Post-COVID in den Bereichen des Sozial- und Arbeitslebens.
Der Entwicklung der Kurzzeittherapie vorangegangen sind ausführliche Analysen bereits bestehender Daten von Patient*innen sowie eine systematische Recherche verschiedener klinisch-wissenschaftlicher Datenbanken. Ebenfalls analysiert wurde eine Interviewstudie, in welcher der Austausch mit Betroffenen und Mitgliedern einer Selbsthilfevereinigung gesucht und individuelle Beschwerden, die mit Long-/Post-COVID einhergehen, erfasst wurden. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Studienteilnehmende werden gesucht:
Teilnehmen können Volljährige, die von Long -/Post-COVID betroffen sind und sich zum Zeitpunkt der Studienteilnahme nicht in einer psychotherapeutischen Behandlung befinden.
An der Entwicklung der neuen Kurzzeittherapie beteiligt war M.Sc. Psychologin Lisa Wedekind, die – gemeinsam mit einem kleinen Team weiterer Therapeut*innen – die Kurzzeittherapie am Standort Ulm als Psychologische Psychotherapeutin begleitet. Weitere Informationen können Sie bei ihr erfragen (long.covid@uniklinik-ulm.de) oder auch unter www.psyloco.de finden.