Im Kindes- und Jugendalter nimmt die Ultraschalldiagnostik eine herausragende Bedeutung ein. Mit dem Zentralen Interdisziplinären Pädiatrisch-Kinderradiologischen Ultraschall (ZIPRU) sollen künftig noch bessere Ergebnisse erzielt werden. Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und die Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Ulm (UKU) bündeln dafür ihre Kompetenzen.
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Ihre anatomischen Besonderheiten spielen deshalb auch bei der Diagnostik eine zentrale Rolle. Besonders bei der Ultraschalldiagnostik gibt es im Kindes- und Jugendalter deutlich mehr Möglichkeiten als bei Erwachsenen. „Die geringere Körpergröße mit vergleichsweise dünnem Unterhautfettgewebe, offene Fontanellen und noch ausstehende Verknöcherungen erlauben die Darstellung von Organen in oft beeindruckender Auflösung und Qualität“, weiß Professor Meinrad Beer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am UKU. Die zentrale Ultraschalleinrichtung bietet nun die Möglichkeit, klinikübergreifende Abläufe zu optimieren und die Qualität bei der Ultraschalldiagnostik für Kinder und Jugendliche weiter zu verbessern. „Im ZIPRU können wir radiologische Expertise und pädiatrische Kompetenz bündeln“, so Professor Klaus-Michael Debatin, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. „Kinder und Jugendliche haben meist eine begrenzte Untersuchungstoleranz. Unser pflegerisches und ärztliches Team begegnet den Bedürfnissen und Besonderheiten von Kindern und Eltern mit viel Erfahrung und Ruhe. Kombiniert mit dem Fachwissen der Kolleginnen und Kollegen aus der Radiologie möchten wir gemeinsam das bestmögliche Ergebnis für unsere Patientinnen und Patienten erreichen.“
Neben den aus der Erwachsenenmedizin bekannten Untersuchungen von Abdomen, Nieren und Schilddrüse bzw. den Weichteilen ergeben sich dort zahlreiche weitere Untersuchungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche. Dazu gehören das Hüftsonografie-Screening zur Hüftreifungskontrolle oder Untersuchungen des zentralen Nervensystems mit Spinalkanal bei Neugeborenen und Säuglingen. Zusätzlich werden neue und innovative kontrastverstärkte Ultraschalluntersuchungen durchgeführt: sowohl mittels Gabe des Kontrastverstärkers in die Harnblase (Überprüfung eines Rückflusses aus der Harnblase in die Niere als strahlenfreie Alternative zur klassischen Miktionszystourographie, MCU), als auch intravenös (z.B. zur Abklärung unklarer Leberherde).
Durch die sehr unterschiedlichen Krankheitsbilder vom Frühgeborenen bis zum fast Erwachsenen gibt es zudem ein extrem breites Spektrum verschiedenster Diagnosen. Für die kleinen Patient*innen gehen die Ultraschall-Untersuchungen weitestgehend ohne Belastungen vonstatten. “Damit kann ganz im Sinne der von uns gemeinsam betreuten Kinder und Jugendlichen auf belastende Untersuchungen wie die Computertomographie oder Magnetresonanztomographie (MRT) in Narkose in vielen Fällen verzichtet werden“, so Professor Debatin.
Das interdisziplinäre Team des ZIPRU ist in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Michelsberg verortet. Bislang wurden die Ultraschalluntersuchungen an Kindern und Jugendlichen durch die Ärzt*innen der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin durchgeführt. „Da die Ausbildung in der Sonografie für die Facharztweiterbildung zum Kinder- und Jugendarzt und auch für den Facharzt im klinischen Alltag essenziell ist, sollte dies auch weiterhin in den Händen der Kinderklinik bleiben. Auch die klinische Expertise und Kenntnis der Krankheitsbilder im Kindes- und Jugendalter ist natürlich Domäne der Pädiater. Durch die neue Kooperation zwischen Kinderklinik und Radiologie können wir jedoch bei unklaren Befunden deutlich besser gemeinsam beraten und planen, zum Beispiel wann eine zusätzliche Bildgebung mittels MRT oder in der Durchleuchtung sinnvoll ist. So gelangen wir schneller zur hoffentlich richtigen Diagnose, können aber auch unnötige Untersuchungen vermeiden“, sagt Dr. Matthias Schaal, Oberarzt der Radiologie. Als Facharzt, sowohl für Kinder- und Jugendmedizin als auch für Radiologie, war er an der Gründung des ZIPRU mitbeteiligt und hat die radiologische Leitung des ZIPRU inne. „Zudem haben wir damit eine gemeinsame Weiterbildungsplattform geschaffen, die zur weiteren Qualifikation der kinderradiologischen und pädiatrischen Assistentinnen und Assistenten beitragen wird“, ergänzt Professor Beer.