Höchste Präzision ist das Ziel jeder Strahlentherapie, denn die eingesetzten Strahlen sollten nur Krebszellen aber kein gesundes Gewebe zerstören. Der neue Linearbeschleuniger („TrueBeam“) der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsklinikums Ulm (UKU) ermöglicht eine punktgenaue Bestrahlung auch kleinster Tumoren. Das bereits zweite Gerät dieser Art am UKU steht seit dem 24. Juni für die Behandlung von Patient*innen zur Verfügung. Daneben wurde die Ausstattung der Klinik um ein neues Brachytherapie-System ergänzt.
Der neue Linearbeschleuniger bietet nicht nur die Möglichkeit einer millimetergenauen Bestrahlung. Da die Therapie mit einer höheren Strahlendosis pro Sekunde erfolgt, verkürzt sich auch die Dauer der Therapiesitzungen um etwa 20 Prozent. Ein Oberflächenscansystem bietet zudem die Möglichkeit, die Lagerung der Patienten auch während der Bestrahlung kontinuierlich zu überprüfen. Geringe Abweichungen, wie sie zum Beispiel durch Atmung entstehen, werden mit diesem System erkannt und korrigiert. Eine verbesserte Bildgebung und eine Bestrahlungsliege, die sich in sechs Raumrichtungen bewegen lässt ermöglichen die hochpräzise Positionierung der Patient*innen vor der Bestrahlung und verbessern die Überprüfung der Lagerungsgenauigkeit.
In der Klinik für Strahlentherapie stehen damit zwei Linearbeschleuniger für radiochirurgische- und stereotaktische Hochpräzisionsbestrahlungen zur Verfügung, die es ermöglichen, kleinste Tumorherde punktgenau zu bestrahlen. Diese Art der Bestrahlung kommt beispielsweise bei Patient*innen mit wenigen Hirnmetastasen, frühen Lungentumoren, Knochenmetastasen oder bei bestimmten Patienten mit Prostatakarzinom zum Einsatz. Durch die einzelnen hohen Bestrahlungsdosen wird mit dieser Technik eine ähnliche Effektivität wie z.B. bei der Operation von Hirnmetastasen bei gleichzeitiger Schonung des umliegenden Hirngewebes erzielt. Dieses „HyperArc“-System ermöglicht zudem die zeitgleiche Bestrahlung mehrerer Metastasen im Gehirn mit einer deutlichen Verkürzung der Behandlungszeit. Bisher wurden in Ulm etwa 80 Patient*innen jährlich mit dieser hochmodernen Technik behandelt, diese Zahl wird deutlich steigen.
Die Ausstattung der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie wurde außerdem um ein neues Brachytherapie-System ergänzt. Bei einer Brachytherapie wird die Strahlenquelle entweder in unmittelbarer Nähe des Tumors positioniert oder direkt in diesen eingebracht. Es ermöglicht z.B. die Behandlung gynäkologischer Tumore mit einer sehr hohen Einzeldosis und gleichzeitig die optimale Schonung des umliegenden gesunden Gewebes.
Durch die vollständig neue Ausstattung der Brachytherapie wird die Behandlungszeit deutlich verkürzt und der Komfort für die Patient*innen erhöht. „Unsere Brachytherapie-Einheit entspricht dem neuesten Stand der Technik und ist die einzige in der Großregion Ulm“ erläutert Professor Thomas Wiegel, Ärztlicher Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie.
Hintergrund:
Bei einem Großteil der Krebsbetroffenen ist im Verlauf der Erkrankung eine Strahlentherapie erforderlich. Diese kann entweder als Alternative zu einer Operation eingesetzt werden, als zusätzliche Maßnahme vor oder nach einer chirurgischen Behandlung, oder auch als alleinige Behandlung zur Symptomlinderung. Die Krebszellen werden durch die hochenergetische Strahlung zerstört oder geschädigt. Diese hochenergetische Strahlung wird in einem Linearbeschleuniger erzeugt, mit dem ca. 90 Prozent aller Bestrahlungen durchgeführt werden.
Die Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie am Universitätsklinikum Ulm ist die größte strahlentherapeutische Einrichtung der Großregion Ulm. Sie ist in das von der Deutschen Krebshilfe geförderte universitäre Spitzenzentrum „Comprehensive Cancer Center Ulm“ eingebunden.