Der psychische Zustand vieler junger Menschen hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend verschlechtert. Entsprechende Hilfsmöglichkeiten und verständlich aufbereitete Informationen zu psychischen Erkrankungen sind jedoch oft unzureichend und schwer zu finden. Aus diesem Grund haben Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Ulm das Projekt „mein Kompass“ ins Leben gerufen. Auf dieser Online-Informationsplattform finden Eltern und Jugendliche wissenschaftlich geprüfte, leicht verständliche Informationen rund um das Thema psychische Erkrankungen sowie Auskunft zu Unterstützungsmöglichkeiten und seriöse Anlaufstellen für schnelle Hilfe.
Insbesondere im Jugendalter wird die psychische Verfassung auf die Probe gestellt, denn dieser Lebensabschnitt ist – nicht zuletzt bedingt durch die Pubertät – von Umbrüchen, Krisen und eigenen Unsicherheiten geprägt. Aus dem Grund sind Jugendliche besonders anfällig für psychische Probleme: Mehr als die Hälfte der psychischen Erkrankungen manifestiert sich bereits vor dem 19. Lebensjahr. Die Umstände der Corona-Pandemie waren dabei eine zusätzliche Belastung für die psychische Gesundheit und haben vor allem bei jungen Menschen Spuren hinterlassen. Der monatelange Lockdown, der Wegfall sozialer Kontakte und das Fehlen gefestigter Strukturen im Alltag haben das Auftreten psychischer Erkrankungen sowie deren Fortschreiten begünstigt. Auch wenn die Hochphasen der Pandemie überstanden sind, sorgen Themen wie der Ukraine-Krieg oder die Klima-Krise für weiter andauernde Unsicherheit.
Die Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Ulm hat mit dem Projekt „mein Kompass“ eine frei zugängliche Anlaufstelle für Jugendliche geschaffen, um eine Übersicht häufiger psychischer Erkrankungen und Versorgungsstrukturen bereitzustellen. Die Website bietet dabei nicht nur Informationen über Arten, Merkmale, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von psychischen Erkrankungen, sondern liefert auch zahlreiche Tipps und Links für Freund*innen und Familienmitglieder. Mit dem Wegweiser-Quiz können Jugendliche außerdem selbst herausfinden, welche Informationen und Hilfsangebote für sie besonders interessant oder relevant sind. Alle Angaben auf der Website wurden von Psycholog*innen verfasst und sind wissenschaftlich geprüft. Ziel des Projekts ist es, Jugendlichen dabei zu helfen, psychische Krankheiten früh zu erkennen, die Erkrankungen zu verstehen und eine passende Unterstützung zu vermitteln.
„Die Informationsplattform soll eine erste Anlaufstelle für alle Bildungsschichten bieten. Dabei war es uns besonders wichtig, wissenschaftlich fundierte Informationen leicht verständlich zu erklären. Wir haben aber auch gezielt Features wie das ‚Kompass Quiz‘ eingesetzt, um auch Menschen abzuholen, die sehr wenig Vorwissen zu psychischen Erkrankungen haben. Das ist oft bei vielen Jugendlichen, insbesondere mit einem niedrigen sozioökonomischen Status, der Fall“, erklärt Projektkoordinatorin Leonie Kott von der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Uni Ulm.
„mein Kompass” steht unter der Leitung von Prof. Dr. Harald Baumeister, Leiter der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Uni Ulm, und wurde für den Zeitraum von 2019 bis 2023 initial vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit einer Summe von 442.124 EUR gefördert. Das Projekt ist Teil der ebenfalls vom BMBF finanzierten Förderinitiative „Gesund ein Leben lang", die über zehn Projekte zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen umfasst.