Komplexere Krankheitsbilder, höhere Fallzahlen und eine kürzere Verweildauer der Patienten im Klinikum: Die Folgen sind häufig Arbeitsverdichtungen und damit auch eine höhere Belastung der Pflegepersonals auf den Stationen. Derzeit werden die Dienstpläne am 15. des Vormonats für den Folgemonat freigegeben, so dass kurzfristige Ausfälle und die tagesaktuelle Patientenbelegung und der Pflegeaufwand meist nicht berücksichtigt werden können. Mit dem neuen Ausfallkonzept, einer sogenannten „Pool“-Lösung, will das Universitätsklinikum auf diese Problematik sowie auf die gestiegenen Anforderungen an das Pflegepersonal eingehen.
„Wir möchten mit dem Pool-Konzept schneller, effizienter und kurzfristiger auf Krankheitsausfälle und Belastungsspitzen mit dem Einsatz von qualifiziertem Personal reagieren können“, sagt Silvia Cohnen, Pflegedirektorin am Universitätsklinikum. Dies sei vor allem auch deshalb wichtig, um eine sichere Patientenversorgung zu gewährleisten. Insgesamt sind 30 zusätzliche Vollzeitstellen vorgesehen, die den Pflegedienst stärken und für das neue Ausfallkonzept eigesetzt werden sollen. Hiervon sind 24 Stellen für die Allgemeinstationen (inkl. Pädiatrische Intensiv/IMC-Station) geplant, und 6 Stellen für die Intensiv- und IMC-Stationen.
Die im Pool eingesetzten Pflegekräfte werden analog zu einer „Stammkraft“ der Station eingesetzt, sie werden also den kompletten Bereich pflegerisch versorgen. Darüber hinaus übernehmen sie Tätigkeiten in der Funktionspflege und unterstützen auch punktuell durch Aufgaben, die ihnen übertragen werden.
„Für diese anspruchsvolle Aufgabe suchen wir verantwortungsbewusste Pflegekräfte, die es gewohnt sind, selbstständig zu arbeiten und die ein hohes Maß an Flexibilität und Kommunikationsfähigkeit sowie Überzeugungskraft mitbringen“, sagt Cohnen. „Sie sollten gerne im Team arbeiten und motiviert neue, innovative Wege beschreiten wollen. Hilfreich ist es sicherlich auch, konfliktfähig zu sein und sich durchsetzen zu können“, so die Pflegedirektorin weiter. „Im Gegenzug erwartet die Pool-Mitarbeiter*innen ein interessantes, breitgefächertes Aufgabenspektrum, das gleichzeitig die persönliche Weiterqualifizierung fördert. Außerdem bieten wir ihnen attraktive, flexible Arbeitszeitmodelle an, die zu einer höheren Zufriedenheit unser Pool-Kräfte und zu einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitragen sollen.“
Um auf diese Aufgaben umfassend vorbereitet zu sein, werden Pflegekräfte des Pools individuell und strukturiert in den jeweiligen Einsatzbereich von einem Praxisanleiter in einem Zeitraum von 10 bis 20 Tagen eingearbeitet. Nach Bedarf und auf Wunsch kann diese Phase auch noch erweitert werden. Aufgrund dieser komplexen Einarbeitung ist die Pool-Tätigkeit im Allgemeinbereich auf mindestens ein Jahr ausgelegt, im Intensivbereich auf mindestens zwei Jahre.
Die Bereitschaft der Pool-Mitarbeiter*innen, flexibel im Ausfallmanagement eingesetzt zu werden, möchte das Universitätsklinikum entsprechend honorieren. Sie erhalten unter anderem eine höhere Dienstplansicherheit (z.B. kein Einspringen aus dem Frei), da dieser für zwei Monate im Voraus verbindlich erstellt wird. Daneben können individuelle Arbeitszeitmodelle vereinbart werden, bei denen auf Wunsch kein Nachtdienst geleistet werden muss oder nur Frühdienst. Auch sind kürzere Einsatzzeiten und eine Teilzeitbeschäftigung im Pool möglich. Außerdem gibt es einen zusätzlichen Urlaubstag sowie eine finanzielle Zulage.
„Acht Mitarbeiter*innen haben wir bisher schon für das Ausfallkonzept gewinnen können“, berichtet Pflegedirektorin Silvia Cohnen. Und erste, sehr positive Rückmeldungen lägen ebenfalls vor.
Das Projekt wird nach sechs Monaten praktischer Umsetzung evaluiert.