Leuk­ämie­for­scher suchen Biomarker-​Schatz

EU unter­stützt inter­na­tio­na­les For­schungs­pro­jekt für per­so­na­li­sierte Krebs­me­di­zin unter Ulmer Betei­li­gung mit 5,5 Mil­lio­nen Euro

 

Kein Krebs gleicht dem ande­ren, selbst Leuk­ämie ist nicht gleich Leuk­ämie. Der Unter­schied liegt im Erb­gut: Jeder Krebs hat sei­nen eige­nen gene­ti­schen Fin­ger­ab­druck.

 

Krebs­me­di­zi­ner ste­hen des­halb täg­lich vor der Her­aus­for­de­rung, die rich­tige The­ra­pie für ihre Pati­en­ten zu fin­den, denn die kon­ven­tio­nelle Che­mo­the­ra­pie schlägt auf­grund die­ser gene­ti­schen Unter­schiede nicht bei jedem gleich gut an. Was fehlt, sind Diagnose-​ und The­ra­pie­me­tho­den, die auf die jeweils spe­zi­fi­schen gene­ti­schen Ver­än­de­run­gen jedes ein­zel­nen Pati­en­ten zuge­schnit­ten sind. Durch die Ent­schlüs­se­lung des Genoms im Jahr 2003 und die Ent­wick­lung neuer leis­tungs­fä­hi­ger Metho­den zur Unter­su­chung des mensch­li­chen Erb­guts ist der Traum einer sol­chen „per­so­na­li­sier­ten Medi­zin“ jedoch in greif­bare Nähe gerückt. An sei­ner Erfül­lung arbei­tet der­zeit auch ein inter­na­tio­na­les Netz­werk aus Leuk­ämie­for­schern und Biotechnik-​Unternehmen unter Betei­li­gung des Uni­ver­si­täts­kli­ni­kums Ulm. Der For­schungs­ver­bund erhält über die nächs­ten drei Jahre 5,5 Mil­lio­nen Euro von der Euro­päi­schen Union. 450.000 Euro davon gehen an die Ulmer Uni­ver­si­täts­kli­nik für Innere Medi­zin III (Ärzt­li­cher Direk­tor: Prof. Dr. Hart­mut Döh­ner).

 

Krebs­me­di­zi­ner sind ins­be­son­dere mit zwei Pro­ble­men kon­fron­tiert

„Bis­lang ste­hen wir in der Behand­lung von Leuk­ämie­pa­ti­en­ten ins­be­son­dere vor zwei Pro­ble­men: Zum einen wis­sen wir vor­her nicht, ob die Che­mo­the­ra­pie anschla­gen wird. Zum ande­ren dau­ert die Dia­gnos­tik bestimm­ter Bio­mar­ker, die mög­li­cher­weise eine andere The­ra­pie nahe­le­gen wür­den, noch zu lange“, sagt Prof. Dr. Lars Bul­lin­ger. Der Leuk­ämie­for­scher ist gemein­sam mit sei­ner Kol­le­gin Prof. Dr. Kon­stanze Döh­ner ver­ant­wort­lich für den Ulmer Bei­trag zum For­schungs­netz­werk, das genau diese Pro­ble­ma­tik im Rah­men einer trans­la­tio­na­len Stu­die besei­ti­gen will. Stu­dien die­ser Art haben das Ziel, Erkennt­nisse prä­kli­ni­scher For­schung für die prak­ti­sche Anwen­dung in der Kli­nik nutz­bar zu machen.

 

 

Mit "Next Gen­ra­tion Sequen­cing" zu neuen Tumor­mar­kern

Mit Hilfe hoch­mo­der­ner Tech­ni­ken und Ver­fah­ren zur Ent­schlüs­se­lung des mensch­li­chen Genoms, nament­lich „Next Gene­ra­tion Sequen­cing“ (NGS), kann das Erb­gut von Tumo­ren nicht nur moder­ner und schnel­ler, son­dern auch weit­aus kos­ten­güns­ti­ger als jemals zuvor unter­sucht wer­den, wes­halb die Tech­nik nun mehr und mehr ihren Weg von der Grund­la­gen­for­schung in die Kli­nik fin­det. Diese Unter­su­chun­gen lie­fern Wis­sen­schaft­lern Infor­ma­tio­nen über spe­zi­fi­sche Gen­mu­ta­tio­nen in Tumo­ren, die Krebs­me­di­zi­nern als Tumor­mar­ker die­nen. Sind diese ein­mal iden­ti­fi­ziert, las­sen sie sich in Blut oder Gewebe nach­wei­sen und lie­fern als cha­rak­te­ris­ti­sche bio­lo­gi­sche Merk­male Hin­weise auf die indi­vi­du­elle Beschaf­fen­heit des Kreb­ses sowie auf seine Ursa­chen. For­scher haben in den ver­gan­ge­nen Jah­ren durch NGS hun­derte sol­cher Tumor­mar­ker ent­deckt.

 

Krebs­the­ra­pie ist ein Wett­lauf gegen die Zeit

Aus der Viel­zahl der neu ent­deck­ten Bio­mar­ker die rele­van­ten her­aus­zu­fil­tern ist zunächst die Auf­gabe der Wis­sen­schaft­ler:  „Man muss sich das in etwa so vor­stel­len: Frü­her ging ein Archäo­loge mit der Schau­fel los. Heute gräbt ein Bag­ger, der viel mehr Mate­rial auf ein­mal aus­bud­deln kann. Doch bei die­ser Viel­zahl an mög­li­chen Schät­zen muss der wirk­lich wert­volle dar­un­ter erst erkannt wer­den. Wir fra­gen uns also: Wel­che die­ser Bio­mar­ker sind die Gold­nug­gets, die Aus­sa­ge­kraft haben?“, ver­an­schau­licht Bul­lin­ger. Des wei­te­ren müs­sen für diese Bio­mar­ker valide, schnelle Tests ent­wi­ckelt bzw. erprobte Tests opti­miert wer­den, von denen der Pati­ent rasch pro­fi­tiert, bes­ten­falls schon in der ers­ten The­ra­pie­phase. Denn jede Krebs­the­ra­pie ist ein Wett­lauf gegen die Zeit.

 

 

Bul­lin­ger erklärt: „Wenn es uns gelingt, alle mög­li­chen Ver­än­de­run­gen von Genen im Erb­gut von Leuk­ämie­pa­ti­en­ten zu sys­te­ma­ti­sie­ren und Pati­en­ten schnell auf diese Tumor­mar­ker zu unter­su­chen, kön­nen wir Pati­en­ten nicht nur von Anfang an zusätz­lich zur Che­mo­the­ra­pie eine auf die gene­ti­sche Struk­tur ihrer Krank­heit zuge­schnit­tene The­ra­pie zukom­men las­sen, son­dern auch noch vorab tes­ten, wel­che The­ra­pie über­haupt anschlägt. Damit kön­nen wir wir­kungs­lose Behand­lun­gen ver­mei­den. Das revo­lu­tio­niert die Leuk­ämie­t­he­ra­pie.“

 

Wei­tere Infor­ma­tio­nen:

Neben dem Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ulm, Kli­nik für Innere Medi­zin III, sind am For­schungs­pro­jekt fol­gende Ein­rich­tun­gen und Unter­neh­men betei­ligt: Università di Bolo­gna, Università degli Studi di Torino, Per­so­nal Geno­mics, Sinap­tica (Ita­lien), Mas­a­ryk Uni­ver­sity (Tsche­chien) Katho­lieke Uni­vers­ti­teit Leu­ven (Bel­gien), Fundación de Investigación del Cáncer de la Uni­ver­si­dad de Sala­manca (Spa­nien), Fas­te­ris (Schweiz), Münch­ner Leuk­ämie­la­bor (Deutsch­land).

 

Das bei­gefügte Foto zeigt Prof. Dr. Lars Bul­lin­ger, Ober­arzt, sowie Prof. Dr. Kon­stanze Döh­ner, Ober­ärz­tin an der Kli­nik für Innere Medi­zin III am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ulm (Fotos: Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Ulm). Des Wei­te­ren fin­den Sie im Anhang ein Pos­ter des For­schungs­ver­bun­des.

Fotos und Gra­fi­ken sind nur für die Pres­se­be­richt­erstat­tung über das in die­ser Infor­ma­tion mit­ge­teilte Ereig­nis frei­ge­ge­ben.

Gerne ver­mit­teln wir Ihnen Gesprächs­part­ner.

 

 

Übri­gens:

Am Mon­tag, 4. Februar ist Welt­krebs­tag. Er hat das Ziel, die Vor­beu­gung, Erfor­schung und Behand­lung von Krebs­er­kran­kun­gen ins öffent­li­che Bewusst­sein zu rücken. Infor­ma­tio­nen fin­den Sie im Online­an­ge­bot der Deut­schen Krebs­hilfe unter http://www.krebs­hilfe.de/welt-​krebstag0.html.