Ein radioaktiv markiertes Teilchen bewegt sich wie ein winziges Raumschiff durch den Körper. Es bewegt sich zu einem Tumor, bestrahlt ihn gezielt und zerfällt. Oder es zeigt durch sein Verhalten im Körper sonst unsichtbare Stoffwechselvorgänge an. Das ist das geniale Grundprinzip der Nuklearmedizin, die besonders aus der Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen nicht mehr wegzudenken ist. Prof. Dr. Ambros J. Beer hat sich als kenntnisreicher Diagnostiker, leidenschaftlicher Arzt und Wissenschaftler mit Faszination für komplexe Technik diesem Fach und seinen Patienten verschrieben. Als neuer Ärztlicher Direktor der Klinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Ulm will der mehrfach ausgezeichnete Nuklearmediziner und Radiologe den Blick in den menschlichen Körper durch neue Verfahren der molekularen Bildgebung verfeinern und weitere Therapiemöglichkeiten anbieten. Professor Beer hat zum 1. Februar die Nachfolge von Prof. Dr. Sven Norbert Reske angetreten, der in der Ruhestand gegangen ist.
Winzige "Raumschiffe"
Ein Schwerpunkt des 41-Jährigen ist die Entwicklung neuer winziger „Raumschiffe“, so genannter „Tracer“. Deren besondere chemische oder biologische Eigenschaften sorgen dafür, dass sie sich – je nach Erkrankung und gewünschter Diagnose- oder Therapieform – im Körper an die richtige Stelle bewegen. In der Diagnostik werden die Spuren dieser Tracer z.B. durch Untersuchungen mit Positronen-Emmissions-Tomographen (PET), meist in Kombination mit Computertomographen (CT) gelesen. „Die neuen Tracer ermöglichen beispielsweise bei Prostatakrebs eine genauere Diagnostik – vor allem beim Aufspüren möglicher wiederkehrender Tumoren“, erläutert Professor Beer, der zuletzt als Oberarzt der Nuklearmedizinischen Klinik und Poliklinik am Klinikum rechts der Isar der TU München tätig war. Auch neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer lassen sich mit jeweils speziellen neuen Tracern besser diagnostizieren.
Neue Therapieoptionen
Auch die Weiterentwicklung von Therapien ist Professor Beer von der Ulmer Universitätsklinik für Nuklearmedizin ein großes Anliegen. So soll Kindern und Erwachsenen mit Leukämien oder Lymphdrüsenkrebs mit aktuellen Verfahren der Radioimmuntherapie geholfen werden, die bereits unter seinem Vorgänger Professor Reske in enger Kooperation mit Onkologie und Kinderheilkunde erfolgreich angewandt wurden. Dabei koppeln sich bestimmte strahlende Substanzen, Radioisotope, gezielt an die überall im Körper verteilten Krebszellen und zerstören sie. In Zusammenarbeit mit der Radiologie soll die Selektive Interne Radionuklid Therapie weiterentwickelt werden. „Damit können wir beispielsweise bei Lebertumoren durch die Leberarterie winzigste strahlende Kügelchen in die Lebertumoren schicken, die dort einige Tage lang ihre hoch dosierte Strahlung abgeben“, so Beer. Ein wichtiger Schwerpunkt bleibt die Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen. Für Patienten, deren Tumoren nicht auf Standardtherapien ansprechen, sollen hier neue Therapieoptionen eingesetzt werden.
Als Wissenschaftler beschäftigt sich Beer u.a. mit den biologischen Eigenschaften von Radiopharmaka und erforscht, wie winzige Nanopartikel für die bildliche Darstellung von Geweben oder Vorgängen im Körper genutzt werden könnten. „Wir Nuklearmediziner arbeiten mit fast allen anderen medizinischen Fachrichtungen zusammen. Das macht unser Fach so vielseitig und interessant. Die Kooperation mit den Kollegen in der Klinik und in den Praxen der Region liegt mir daher sehr am Herzen“, betont der neue Ärztliche Direktor, der bereits nach Ulm umgezogen ist. „Wichtig ist mir auch, unser Querschnittsfach gut in der Ausbildung unserer Studierenden zu verankern.“
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